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Aufstand beim „Spiegel“Ressortchefs gegen Blome

Die „Spiegel“-Ressortleiter stellen sich einstimmig gegen „Bild“-Mann Blome als Vize von Wolfgang Büchner. Dieser legt sich weiter für Blome ins Zeug.

Beliebtes Wortspiel dieser Tage: Zuspitzung auf der Ericusspitze. Bild: imago/Kerstin Müller

BERLIN taz | Der Spiegel hat seinen Kampfgeist wiedergefunden. Bei einer Redaktionskonferenz am Montag haben die Ressortleiter des Magazins einen einstimmig gefassten Beschluss vorgetragen, in dem sie ihren neuen Chefredakteur Wolfgang Büchner aufforderten, auf die Berufung von Nikolaus Blome zu seinem Stellvertreter zu verzichten. Das berichteten Teilnehmer.

Bereits tags zuvor sollen sich vier Ressortverantwortliche mit Büchner getroffen haben, um über Blome zu diskutieren. Büchner warb für den stellvertretenden Bild-Chefredakteur. Die Ressortleiter konnten offensichlich nicht überzeugt werden.

Nikolaus Blome soll – so Büchners Plan – zum 1. Dezember von Bild zu Spiegel wechseln und dort das Hauptstadtbüro leiten sowie Vizechef des Magazins werden.

In der Montagskonferenz soll Büchner sich noch einmal für seinen Favoriten ins Zeug gelegt haben. Blome sei in der Lage „sich anzupassen“, soll er gesagt haben. Man würde ihm noch dankbar sein, Blome geholt zu haben. Auf die Frage eines Teilnehmers, ob Büchner nicht auf die Ernennung Blomes zu seinem Stellvertreter verzichten und ihn nur zum Leiter des Hauptstadtbüros machen könne, habe Büchner nach dem Motto reagiert: ganz oder gar nicht.

Damit knüpft der designierte Chef sein Schicksal an das von Blome. Kann er den Bild-Mann hausintern nicht durchsetzen, ist auch sein eigener Einstieg beim Spiegel kaum noch denkbar.

Doch nicht nur für Büchner wird es dann eng, sondern womöglich auch für die Geschäftsführung der Mitarbeiter KG, die 50,5 Prozent der Anteile am Spiegel-Verlag hält. Sollte sie in die Pläne um Blome eingeweiht gewesen sein, würde die Redaktion wohl auch gegen sie aufbegehren. Die Mitarbeiter KG hat zu einer Infoveranstaltung am Mittwoch geladen.

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4 Kommentare

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  • P
    Pfeil

    Wäre es nicht hohe Zeit, dass sich die SPIEGEL-Altenteiler zur aktuellen Hamburger Melange aus Farce und Tragödie zu Wort meldeten ? Schliesslich ist die gegenwärtige Mitarbeiter-KG samt ihrer Stimmführer seit geraumer Zeit dabei, das Blatt zu ruinieren: Erst Büchner zum ChR berufen, von dem genau diese Personalpolitik (Blome) zu erwarten war, plus des entsprechenden Informationsprofils - und dann naiv-empört aufschreien ! Zu so viel Dämlichkeit würde man doch zu gerne die Engels und Wilds, die Hentschels und Halters, die Bölsches und Meyers, Kilz und Leyendecker hören, die es ja alle noch gibt und die ganz gewiss noch wissen, wie man jede Woche einen Spiegel produziert, den das Land heute wirklich braucht ...

     

    Jens Pfeil

  • L
    lowandorder

    Spiegel hin oder her.

    Les ich seit den 70/80er nicht mehr.

     

    Ratlos macht, daß es innerhalb der Journaille

    mainstream zu sein scheint, ja wohl ist,

    es könne von einem Unterhosencrimeandblood-Fischeinwickelblatt wie LÜGT zum Spiegel gewechselt werden; das könne in der Annahme gefingert werden,

    das gehe durch!

     

    Und es wird derartig Abartiges nicht einfach weggelacht,

    nein es bedarf " Rückgrads " , " Kampfgeistes" usw;

    es wird ein " Hoch" , "Three Cheers " et al. ausgebracht!

     

    Was ein tiefer Einblick in die Verluderung einer " Zunft",

    die nach dem einst gültigen Verfassungskonsens dieser Res Publica als Vierte Gewalt zur Kontrolle nicht nur staatlicher Gewalt angetreten war.

     

    Mit Altmeister Wilhelm Busch

    " Man sieht nur noch die Trümmer rauchen

    und der Rest ist nicht zu brauchen."

  • Immerhin - ein "Hoch" den Ressortchefs.

     

    Auch wenn der SPIEGEL schon sehr lange (ich habe, glaube ich, das Abonnement in den 80ern gekündigt) nicht mehr ist, was er mal war, nämlich ein intelligentes, linksliberales Qualitätsmedium - er hat nicht verdient, in die Nähe eines Produktes wie "Bild" gerückt zu werden.

     

    Natürlich kann auch jemand, der jahrelang bei Bild tätig war, selbst in leitender Stellung, ein handwerklich professioneller Journalist sein. Aber um dort tätig sein zu können/wollen, bedarf es wohl auch einiger charakterlicher "Besonderheiten", die ich hier nicht näher benennen will.

  • K
    KPT_GRASEMANN

    unfassbar was die medienwelt so bietet, der Blome beim spiegel - Augstein Senior wird sich wohl in Rotation befinden.

    hallo taz, was ist dran an einem bericht, in `derwesten.de`, das intern (der taz) ein bericht über grüne, kinderschwärmer, medien, die odenwaldschule und einen missbrauchskandal, ein kritischer bericht, vor Veröffentlichung sozusagen gestoppt wurde ?

    schiff ahoi