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Aufschwung in Sicht

■ RWI erwartet ihn im zweiten Halbjahr

Essen (AP) – Das Rheinisch- Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen erwartet schon für die zweite Hälfte dieses Jahres eine Konjunkturbelebung in Deutschland. Voraussetzung sei allerdings, daß sich die Weltkonjunktur erhole und die Wirtschaftspolitik wachstums- und beschäftigungsorientiert ausgerichtet werde. Trotz des erwarteten Wiederanspringens der Konjunktur werde allerdings das westdeutsche Sozialprodukt im Jahresdurchschnitt nur den Vorjahresstand erreichen. Die Forscher erwarten für 1993 eine Teuerungsrate von 3,5 Prozent.

Die Essener Wirtschaftswissenschaftler empfehlen für die kommenden Tarifverhandlungen in Westdeutschland „beschäftigungsorientierte Lohnabschlüsse“ um drei Prozent. Im Osten plädieren die Konjunkturforscher für Nominallohnsteigerungen unterhalb des erwarteten Produktivitätsanstiegs von zehn Prozent. Dabei sei auch ein leichter Rückgang der Reallöhne für die Tarifpartner hinnehmbar.

In den alten Bundesländern habe die konjunkturelle Flaute strukturelle Schwächen der westdeutschen Wirtschaft aufgedeckt, die zuvor unter dem Mantel des einigungsbedingten Booms verborgen gewesen seien, urteilten die Forscher. Hier werde der Konsolidierungsbedarf immer dringlicher. Wachstumsimpulse erwarten die Konjunkturforscher vor allem von den Exporten. In Ostdeutschland komme der Wirtschaftsaufbau nach wie vor nur mühsam voran, ohne daß ein selbsttragender Aufschwung in Sicht sei. Ein breit angelegtes Wachstum, bei dem rasch neue Arbeitsplätze entstehen könnten, sei noch nicht erkennbar.

Die Konjunkturabkühlung und die niedrigeren Lohnabschlüsse werden nach Einschätzung des RWI im laufenden Jahr dämpfende Auswirkungen auf die Preisentwicklung haben. Zwar werde die Inflationsrate in Westdeutschland im Frühjahr voraussichtlich auf über vier Prozent in die Höhe schnellen. Doch werde sich der Anstieg anschließend auf etwas unter drei Prozent am Jahresende abschwächen. Im Jahresdurchsnitt werde die Preissteigerungsrate bei 3,5 Prozent liegen.

Mehr als ein Drittel der Preissteigerungsrate sei auf staatliche Maßnahmen wie die Mehrwertsteuererhöhung zurückzuführen. Ohne sie würde die Preissteigerungsrate 1993 nach Einschätzung des RWI voraussichtlich nur noch rund 2,5 Prozent betragen. Im Osten erwarten die Konjunkturforscher eine Preissteigerungsrate von etwa acht Prozent.

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