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Aufschwung im JobcenterMehr Hartz-IV-Empfänger in Arbeit

Die Bundesagentur für Arbeit legt Zahlen über die erfolgreiche Vermittlung von Arbeitslosen in Jobs vor. Doch für rund die Hälfte aller Betroffenen ist die neue Stelle nicht von Dauer.

Jobs gibt's offenbar einige - fragt sich nur welche: Arbeitsagentur in Stuttgart. Bild: ap

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) meldet Erfolge bei der Vermittlung von Hartz-IV-Empfängern in Arbeit. "Der Bereich der Grundsicherung hat vom Aufschwung profitiert, 2010 war ein ausgesprochen positives Jahr", sagte Anja Huth, Sprecherin der BA. So seien 2010 knapp eine Million Menschen in sozialversicherungspflichtige Arbeit oder Ausbildung integriert worden, 17 Prozent mehr als 2009. Auch die Zahl der Langzeitarbeitslosen, Menschen, die länger als ein Jahr ohne Job sind, sei mit durchschnittlich 784.000 Personen 2010 auf den tiefsten Stand seit der Einführung von Hartz IV 2005 gesunken.

Die BA verweist darauf, dass die Integration in den Arbeitsmarkt für viele kein vorübergehendes Phänomen sei: Rund jeder Zweite übe seine Stelle auch noch nach sechs Monaten aus. Allerdings schaue man nicht nur auf die Erfolge: "Wir sehen durchaus mit einem weinenden Auge, dass viele wieder zurückkommen, unter anderem, weil wir auch die Zeitarbeit viel nutzen", sagte Huth.

Wilhelm Adamy, Leiter des Bereichs Arbeitsmarktpolitik des DGB-Bundesvorstands, verwies darauf, dass Hartz-IV-Empfänger von der Konjunktur im Vergleich zu anderen Arbeitslosen immer noch unterdurchschnittlich profitierten. Und: "Eine deutliche Steigerung 2010 ist nicht außergewöhnlich, schließlich war 2009 ein Krisenjahr."

Hoch bleibt nach wie vor der Gesamtbestand an Hartz-IV-Empfängern. So waren im Dezember 2010 6,506 Millionen Personen von Grundsicherungsleistungen abhängig, darunter Erwerbsfähige, aber auch ihre Familienangehörigen wie kleine Kinder. Im Februar 2011 ist die Zahl sogar leicht auf 6,533 Millionen Personen angestiegen. Dabei ist das System durch eine hohe Fluktuation gekennzeichnet: Laut BA gibt es monatlich rund eine Viertelmillion Zu- und Abgänge. 2010 bezogen insgesamt rund 1,6 Millionen Menschen neu Hartz IV, 1,7 Millionen Menschen schieden aus dem Bezug aus. Ein fester Kern an Hartz-IV-Empfängern findet zudem nur schwer aus dem Bezug der Grundsicherung heraus. So liegt der Anteil derjenigen, die bereits zwei Jahre oder länger das Arbeitslosengeld II bekommen, bei über 50 Prozent.

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17 Kommentare

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  • N
    Nadi

    "Dezember 2010 6,506 Millionen Personen von Grundsicherungsleistungen abhängig, darunter Erwerbsfähige, aber auch ihre Familienangehörigen wie kleine Kinder. Im Februar 2011 ist die Zahl sogar leicht auf 6,533 Millionen Personen angestiegen."

     

    Und dann sollen dort Erfolge existieren?

     

    Die Statistik ist dank Aufstockung und Zeit-/Leiharbeit nicht mehr aussagefähig. Aber selbst hier gibt das Jobcenter ja zu, dass nur 50 Prozent in Arbeit bleiben (bis zur nächsten Krise).

  • P
    Puck

    Es ist auf jeden Fall schön zu lesen,dass immer mehr Menschen den Lügen der Medien und Politik keinen Glauben mehr schenken.So langsam kommt vielleicht doch das "Aufwachen" in Deutschland.

  • P
    Priester

    Es gibt 40 Millionen Beschäftigte.

     

    70% sind nie nicht einen Tag in ihrem Leben arbeitslos.

     

    macht 28 Millionen.

     

    Bleiben 12 Millionen.

     

    VOn den 12 Millionen sind 6 Millionen einmal in ihrem Leben arbeitslos.

     

    Der Rest 6 Millionen sind Saisonarbeiter.

     

    Die Statistiken der Arge sind ein verdeckter Vermittlungsskandal.

     

    Vermittlung in den strukturschwachen Gebieten findet nicht statt.

     

    Und die Politik vermeidet alles, was helfen könnte die strukturschwachen Regionen zu strukturstarken Regionen zu entwickeln.

  • F
    FAXENDICKE

    Was müssen wir uns eigentlich noch alles von diesen "agenda2010" Versagern und ihren Nachfolgern auf's Brot schmieren lassen.

    Sind denn die Arbeiter und Angestellten, die in der Masse quasi das System tragen, nur noch die Idioten, die Volldeppen mit denen man es ja machen kann? Menschliche Verfügungsmasse gut genug für'n Hungerlohn die Drecksarbeit zu machen. Im ständigen Taumel zwischen Hartz vier und üblen Dumpinglohn-Jobs, bis zur Armutsrente auf Hartz IV Niveau, das ist mittlerweile der Weg für Millionen Staatsbürger, während andere (auch Parteibuchkarieristen) sich schamlos von einer Million zur nächsten hangeln. Von den Pensionen die sie unverdientermaßen einsacken ganz zu schweigen.

    Mehr H4 Zwangsarbeiter im Dumpinglohn-und Zeitarbeistsektor versklavt, wäre die richtige Überschrift.

    Diese Verhältnisse werden sich zukünftig nach und nach immer mehr verschlimmern, denn wehren gegen Zeitarbeit und Dumpinglohn wird mit Leistungsentzug bestraft, die Gewerkschaften labern seit dreissig Jahren nur noch dumm daher. Eine Revolution, die längst schon überfällig ist ist beim Michel nicht zu erwarten, ergo Gute Nacht deutsche Arbeiterklasse.

    Vielleicht kommt ja das Erwachen, wenn ihr dann alle in Containersiedlungen dahinvegetiert, denn die Wohnungen sind weggentrifiziert. Lebensmittelgutscheine ganz modern in Form einer Visa-Card (kein Tabak, kein Alkohol). Für Kleidung gibts Kammern bei der Kirche und wenn das Essen mal wieder nicht reicht, Abfälle von der Tafel.

    Das sind wir den Millionären, Multimillionären und Milliardären einfach schuldig damit die ihr Paradies auf Erden weiterleben können und deshalb weiter so. Lasst euch alle weiterhin ausbeuten die Würde ist ohnehin längst dahin.

  • KW
    Kurt W. Fleming

    In meinem Kommentar wurde das Wort Scheiße ersetzt durch: Sche***

    Was ist gegen dieses Wort einzuwenden? Mir wurde mal als Erstklässler gesagt, daß man das Wort auch öffentlich benutzen darf, schließe steht es auch im Duden.

    Man kann es mit der Political correctness auch übertreiben.

  • H
    Hans

    Der rumänische Diktator Nicolae Ceausescu legte willkürlich fest, wie kalt es in seinem Land war, waren es minus 15 macht er daraus minus 2, waren es minus 20 konnten es auch minus 3 werden. Und so ähnlich stellen sich auch die Erfolge bei Hartz-IV ein.

     

    Wirklich aussagefähig ist das aber alles nicht. Wie viele echte Vermittlungen schafft ein Hartz-IV-Vermittler bei seinen Kunden? Wie hoch ist der Anteil der Zeit- und Leiharbeit? Wie hoch ist der Verdienst der Vermittelten? Wie hoch ist der Anteil der Vermittelten, die eine normale Arbeitsstelle mit einem Tarifgehalt oder plus/minus 10 Prozent finden?

     

    Wenn solche Fragen beantwortet wären, könnte man aus dieser Meldung einen Informationsgehalt ziehen. So bleibt nur: Es konnten mehr Leute zur Zeitarbeit geschoben werden, dort flogt ungefähr die Hälfte raus, ein anderer Teil verdiente nicht genug und je länger arbeitslos, desto länger bei Hartz. Das ist nichts Neues, jedenfalls für den, der sich informiert.

     

    Für mich lesen sich diese Meldungen allesamt wie Nachrichten aus Ceausescus Rumänien ...

  • S
    systemflüchtling

    Hartz 4 = o Euronen =:

     

    Man bekommt keinen Job mehr vermittelt, man muß sich selbst krankenversichern, und die Rentenbeiträge werden auch nicht mehr bezahlt! Nur die Drangsalierungen hören nicht auf! Also was soll für so einen noch die Arge?

     

    Da kann man sich auch aus der "Liste" streichen lassen. Tuen Viele. Die Statistiken sehen danch aus viel besser aus. Gerade und nur deshalb sollte man vieleicht nicht "aussteigen".

  • G
    Genauhinhören

    Jawoll, es scheinen ja doch einige Leute etwas endlich zu kapieren!

     

    Ich bin echt kein Rechter aber:

     

    Volk steh auf und Sturm brich los!

  • A
    Alex

    Das eine starke Fluktuation herrscht ist ja ganz klar. Sobald die Arbeitgeber von geringer qualifizierten Arbeitskräften -sowieso häufig Zeitarbeitsfirmen- jemanden fest übernehmen müssten wird er rausgeschmissen und er entweder kurz darauf wieder neu eingestellt oder es findest sich ein Anderer.

    Die "positiven" Zahlen bei den Arbeitslosen kommen doch nur durch die massive Ausweitung der Zeitarbeit zustande bei der Lohndumping und arbeitsrechtliche Verstöße an der Tagesordnung sind. Allein in den letzten zehn Jahren hat sich der Anteil der Zeitarbeiter an der Erwerbstätigkeit in Deutschland fast vervierfacht! (Quelle: Bundesagentur f. Arbeit)

    Wie nur soll so die Binnenkonjunktur gestärkt werden, von der immer so geschwärmt wird?! Wir sehen ja grade in anderen Ländern was passiert, wenn sich die Schere zwischen Arm und Reich weiter öffnen sollte....

  • MD
    mir, den Kopf schüttelnd

    Hm, kürzlich hörte ich folgende "Story":

     

    Eine Frau, 2 Jahre Hartz IV, musste einen Job annehmen, der mit 5,50 € entlohnt werden sollte. Nimmt sie ihn nicht an, dann ...

     

    Sie nahm den Job an, weil sie eben die Saktionen der ARGE (ach nee, Jobcenter heißt das ja jetzt) fürchtete. Da das Geld zum Leben nicht reicht, stockte sie mit ALG II auf. Und was macht die ARGE (Jobcenter, sorry)? Schickte Ihr einen Brief, mit dem Hinweis, die gute Frau solle sich um einen besser bezahlten Job kümmern, ansonsten bekäme sie die Leistungen gestrichen ...

     

    Was soll man dazu noch sagen? Werden (Langzeit)Arbeitslose mit Druck in schlecht bezahlte Jobs gepeitscht, damit die Statistik und die Zahlen wieder stimmen, um sich zum "Erfolg" auf die Schulter klopfen zu können???

  • MS
    Michael Scheier

    Wie wäre es, wenn Ihr, anstatt diese Zahlengräber hier runterzubeten, die kaum ein Schwein interessieren, mal was darüber schreibt, wer aus welchen Gründen welche Zahlen auf welche Weise deutet. Fände ich jedenfalls viel spannender...

  • B
    boku

    möglicherweise wurde einfach nur die Fluktuation der 1€-Jobs erhöht, um anschliessend einen "Erfolg" verkünden zu können

     

    da würde mich mal die "Statistik" der für kurzerhand erwerbsunfähig Erklärten interessieren..

     

    da fällt auf: auch die TAZ berichtet nichts über die Opfer des Systems - willkürliche/gezielte Represionen etc

    wer mitmacht/nicht berichtet, macht sich mitschuldig (mehrfacher Verfassungsbruch)

  • KW
    Kurt W. Fleming

    Die Bundesagentur für Arbeit würde auch von "Erfolg" sprechen, wenn sie Hartz-IV-Empfänger als Sklaven an das antike Rom verkauft, vielleicht als Futter für Löwen, Tiger, Krokodile bei bizarren Spielen im Kolosseum.

     

    Was aus dem Artikel nicht hervorgeht ist, in welche Arbeitsverhältnisse diese Menschen vermittelt wurden! Vielleicht in den Niedriglohn, in Leiharbeit; letztendlich sind es nur vermittelte - Aufstocker?

     

    Wenn man Sche*** mit einem Pluszeichen versieht, wird sie, die Sche***, nicht besser riechen!

  • S
    Schneider

    Erfolgreiche Vermittlung von Arbeitslosen - Doch für rund die Hälfte aller Betroffenen ist die neue Stelle nicht von Dauer.

     

    Was ist daran erfolgreich?

    Befristet,

    Niedriglohn,

    Armut im Leben und später in der Rente

    keine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben

  • W
    Wosinddie

    Wo sind in der Statistik die ganzen Leute die aus lauter Wut und Fassungslosigkeit bei der ARGE "gekündigt" haben, weil sie dort lt. der eigenen Aussage von Arbeitsvermittlern (und das ist tatsächlich so im Gesetzt) nicht mehr vermittelt werden und die 0 € Hartz 4 bekommen aus allermöglichen Gründen. Z. B. Die Frau verdient zuviel, das Vermögen ist noch zu groß usw. ....

    Wenn einer kein Geld bekommt, bekommt er auch keine Jobs angeboten, weil: " Der kostet uns ja nichts, und muß deswegen auch nicht weg" und wird Karteileiche.

  • G
    Grantel

    Ja ja wenn man den Lügen glaubt, haben wir bald Vollbeschäftigung!! Wir haben mehr Menschen mit keinem eigenen (nennenswerten) Einkommen und auch Arbeitslose als je zuvor. Doch die Statistiken werden so lange umgeschrieben bis man das Gegenteil behaupten kann. Z. B. werden Arbeitslose die länger als ein Jahr arbeitslos sind nicht in den Arbeitslosenstatistiken aufgeführt. Auch Menschen die kurzfristig immer kurz vor Erhebung dieser Zahlen in Fortbildungsmaßnahmen gesteckt werden, erscheinen dort nicht. Solche Tricks gibts ne ganze Menge. 1 Euro Jobber fallen da auch nicht rein. usw.

     

    Das es der Wirtschaft wieder besser geht, stimmt nur, wenn man als "Wirtschaft" den Umsatz und den Gewinn der Großen Konzerne ansieht. Wenn es der "Wirtschaft" gut geht hat der einzelne Bürger noch lange nichts davon. Die da oben sollten uns mal erklären was sie unter "Wirtschaft" verstehen! Aber die Wahlen werden mit solchen Verdumdeubelungen natürlich gewonnen.

  • H
    hartz4ler

    das Arbeitssuchende irgendwelche Jobs bekommen können, ist schon klar. Die Frage ist nur, zu welchen Bedingungen und Bezahlung. Sklavenarbeit zu Dumpinglöhnen natürlich. Aber Tariflich normal bezahlte Jobs unter menschenwürdigen bedingungen - Nein.

    Die Regierung und das "Arbeitsamt" versuchen seit langem schon immer mehr Menschen in der Bundesrepublik in unwürdige Arbeits- und Abhängigkeitsverhältnisse zu drücken, um den Arbeitgeben, insbesondere den großen Konzernen eine Armee von Arbeitssklaven zuzuschustern. Lobby sei Dank. Das ist unserer Demokratie und unserer Republik unwürdig.

    Meiner Meinung nach versuchen hier bestimmte Kreise durch Korruption von Politikern und Erpressung von ganzen Teilen von Bürgern uns in eine Situation wie zur Industriellen Revolution um 1900 zu drücken.

    Nur: Schlecht bezahlte Bürger sind eine Zeitbombe und konsumieren nicht mehr wie nötig. Das werden auch die Unternehmer und solche die sich dafür halten irgendwann in naher Zukunft merken. Doch dann wieder "Blühende Landschaften" aufzubauen wird sehr sehr lange dauern. Dabei werden auch die übermächtigen Großkonzerne untergehen.