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Archiv-Artikel

Aufruhr in Südirak

Iraker kesseln Konvoi ein und töten britischen Soldaten. USA liebäugeln mit internationaler Truppe. Halliburton pumpt bei Ölverträgen kräftig ab

BERLIN rtr/afp ■ Eine Gruppe aufgebrachter Südiraker hat eine britische Militärpatrouille beschossen und dabei einen Soldaten getötet. Bei dem Vorfall in Ali Asch Scharki sei ein Soldat verletzt worden, teilte die britische Armee gestern mit. Der Militärkonvoi sei Mittwochabend von rund 30 Irakern gestoppt worden. Als die Soldaten ihr Fahrzeug verlassen hätten, habe sich von hinten eine zweite Gruppe genähert und die Soldaten eingekesselt. Nach dem Angriff seien zehn Iraker festgenommen worden. Die Zahl der seit Ende der Hauptkampfhandlungen Anfang Mai im Irak getöteten britischen Soldaten stieg auf elf.

Angesichts der anhaltenden Spannungen im Irak haben die USA erstmals Zustimmung zu einer internationalen Truppe unter UN-Mandat signalisiert, wenn diese von den USA angeführt wird. US-Vizeaußenminister Richard Armitage sagte, eine US-geführte Truppe mit UN-Mandat sei aber nur eines der Konzepte, die diskutiert würden. Diplomaten zufolge wollen die USA und Großbritannien nächste Woche eine neue Irakresolution des UN-Sicherheitsrats erörtern, die weitere Länder zum militärischen und finanziellen Engagement im Irak bewegen soll. Frankreichs Außenminister Dominique de Villepin forderte eine „echte internationale Truppe“. Ein „Wechsel der Herangehensweise“ sei nötig.

Die lukrativen Ölverträge der US-Konzerne Halliburton und Bechtel in Irak sind offenbar umfangreicher als bislang bekannt. Allein Halliburtons Verträge mit dem Pentagon beliefen sich auf mehr als 1,7 Milliarden Dollar (1,6 Milliarden Euro), berichtete die Washington Post. Ursprünglich wurde das Volumen auf rund 500 Millionen Dollar geschätzt. Ferner sei mit dem Ingenieurskorps der US-Armee ein Vertrag über mehrere hundert Millionen Dollar vereinbart worden.

Halliburton, bis 2000 von US-Vize Dick Cheney geleitet, über die Tochter Kellogg, Brown and Root am Wiederaufbau der irakischen Ölversorgung beteiligt, ist damit nach Post-Informationen der größte Vertragspartner der US-Regierung. An zweiter Stelle stehe der kalifornische Bechtel-Konzern. Laut Wall Street Journal soll der Vertrag mit Bechtel um rund 350 Millionen Dollar erweitert werden. Die Nachverhandlungen mit Bechtel seien das jüngste Indiz dafür, dass Washington die Investitionen in den Wiederaufbau des irakischen Energiesektors unterschätzt habe. Einem ungenannten US-Vertreter zufolge will sich das Weiße Haus demnächst ein Notbudget für Irak in Höhe von rund 2,7 Milliarden bewilligen lassen.