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Aufruhr in MosambikSMS löst Protestbewegung aus

Angesichts massiver Preiserhöhungen organisieren die politisch Machtlosen einen Aufstand übers Handy. Die Regierungen der Nachbarländer befürchten eine Ausweitung.

Mit scharfer Munition ging die Polizei gegen Demonstranten vor - es gab 13 Tote. Bild: dpa

KAPSTADT taz | Proteste gegen die Explosion der Preise für Nahrungsmittel, Benzin, Strom und Wasser haben vergangene Woche 13 Mosambikaner das Leben gekostet. Mindestens 400 Demonstranten wurden verwundet, als Polizisten mit scharfer Munition versuchten, der chaotischen Lage in der Hauptstadt Maputo Herr zu werden. Die Polizei hatte Kugeln eingesetzt, nachdem ihr die Gummigeschosse ausgegangen waren.

Anlass der Proteste waren die Erhöhung der Preise für Brot, Strom und Benzin - ein Debakel für den mosambikanischen Präsidenten Armando Guebuza und seiner Partei Frelimo, die Mosambik seit 1975 regieren. Guebuzas Regierung konnte sich im vergangenen Jahr bei den Wahlen 75 Prozent der Stimmen sichern, die Versprechen, die er seinen zumeist armen Wählern gegeben hatte, allerdings nicht halten. Grundnahrungsmittel sind mittlerweile zu Luxusgütern geworden, weil sie größtenteils aus Südafrika importiert werden müssen. Grund des starken Preisanstiegs ist die Entwertung der mosambikanische Währung Metikal, die in den vergangenen Monaten gegenüber dem südafrikanischen Rand 43 Prozent an Wert verloren hat.

Die Erhöhung des Brotpreises um 20 Prozent hat zusammen mit den anderen Preissteigerungen das Fass zum Überlaufen gebracht. Der Brotpreis wird in Mosambik von der Regierung festgelegt. Die mosambikanischen Bäcker hatten auf der Preiserhöhung bestanden, weil das Weizenmehl aufgrund der katastrophalen Brände in Russland so teuer geworden war.

Für die Erhöhung des Wasser- und des Strompreises war die mosambikanische Regierung direkt verantwortlich. Die Regierung sah sich nach eigenen Angaben gezwungen, die Preise anzuheben, nachdem sie sie drei Jahre lang niedrig gehalten hatte. Der staatliche mosambikanische Stromversorger EDM versucht gerade, weite Landesteile Mosambiks mit neuer Infrastruktur an das Stromnetz anzuschließen und braucht für das groß angelegte Projekt Geld. Hinweise auf Strommasten und Brände in Russland beeindruckten die Aufständischen allerdings nicht.

Die Regierungen befürchten, dass die Proteste auf andere Länder des südlichen Afrika, insbesondere Simbabwe, übergreifen könnten, wo die finanzielle Lage der Bevölkerung noch angespannter ist als in Mosambik. Sie geraten zunehmend unter Druck, weil sie Strom, Wasser, oder Weizen meist stark subventionieren und die strapazierten Staatshaushalte dadurch an ihre Grenzen bringen.

Das Prekäre und Neue an den Protesten in Mosambik ist allerdings, dass sie nicht etwa durch eine politische Organisation initiiert, sondern durch eine SMS in Gang gebracht wurden, die Mosambikaner massenweise an Freunde und Verwandte weiterleiteten. In der SMS hieß es: "Mosambikaner, freut euch auf einen großen Tag des Streiks. Lasst uns gegen die Erhöhung der Energie-, Wasser-, Minibustaxi- und Brotpreise protestieren. Bitte sendet diese SMS an andere Mosambikaner weiter!"

"Ich glaube dieses Nachricht ist durch die ganze Welt gegangen, sagte Samira, eine junge Frau, die in einem Township vor Maputo lebt. "Sogar ich habe diese Nachricht an alle meine Freunde und Schwestern weitergeleitet.

Den unorganisierten Charakter dieses Aufstands erkannte man daran, dass es weder Führer gab, mit denen die Regierung verhandeln konnte, noch spezielle Forderungen - nur den generellen Aufruf, die Lebenshaltungskosten zu senken.

Der durch eine Ketten-SMS ausgelöste Aufstand zeigte die politische Macht, die das Handy Menschen verleihen kann, die ansonsten auf die Politik fast keinen Einfluss haben.

"Diese Technologie ist eine neue Art, den Armen eine Macht und eine Form des politischen Ausdrucks zu geben, die sie ansonsten nicht haben", sagt João Pereira, der Direktor einer mosambikanischen Bürgerinitiative.

65 Prozent aller Mosambikaner leben unter der Armutsgrenze. Nur 25 Prozent aller 20 Millionen Mosambikaner besitzen ein Handy - aber das sind bereits doppelt so viele wie die, die Zugang zu Strom und fließendem Wasser haben.

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