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Auf verlorenem PostenDer Unbekannte

RIESBRIEK Niemand im Wahlkreis 1 kennt Uwe Krüger-Winands, aber das schreckt ihn nicht ab

Uwe Krüger-Winands muss bis zum 24. September noch ordentlich werben. Im Wahlkreis 1, Flensburg-Schleswig, tritt Krüger-Winands an. Doch dort, wo 1976 und 1980 SPD-Politiker Egon Bahr das Direktmandat löste, kennt ihn eigentlich niemand. Als die taz von Grünen-Kandidat Peter Wittenhurst wissen will, wie der Mitbewerber, Baujahr 1964, denn so drauf sei, antwortet Wittenhurst: „Den kenne ich leider gar nicht.“ Rasmus Andresen, der grüne Vizepräsident des schleswig-holsteinischen Landtags – auch er ein szenekundiger Flensburger –, kennt Krüger-Winands „leider auch nicht“. Noch besser als Andresen könnten höchstens die PolitikerInnen des SSW über ihren Wahlkreis Bescheid wissen. Doch auch bei den VertreterInnen der deutsch-dänischen Minderheitenpartei ist ein Anruf vergebens, von Krüger-Winands hat man dort noch nie gehört. So geht es weiter – bis hinauf zur Wahlleitung. Die ist über den Kandidaten, der auf der Wahlliste den letzten Platz belegt, auch nicht informiert. Dass es ihn nicht nur auf Facebook gibt, wie die taz kurzzeitig vermutet, widerlegt die Wahlleitung dann aber doch.

Der im Lindewitter Ortsteil Riesbriek, etwa 30 Kilometer südwestlich von Flensburg gelegen, wohnhafte Krüger-Winands geht als „Unabhängiger Bürgerkandidat für Gemeindewohl und Volksentscheid“ ins Rennen. Gegen die favorisierten Kandidaten von CDU und SPD, Petra Nicolaisen und Clemens Teschendorf, wird er vermutlich keine Chance haben. Andererseits: Was macht ihm, dem Ex-Piraten, das schon aus?

Fragen konnten wir ihn das leider nicht, denn Krüger-Wi­nands war bis Redaktionsschluss nicht erreichbar. „Wer sponsort mich / bzw. meine Kandidatur zur Bundestagswahl?“, fragt er seine 45 Facebookfreunde. „Vom Kaugummi bis zum Bargeldkoffer“, so Krüger-Winands, nehme er alles an, besonders gefragt: „Plakate, Treibstoff (Diesel), Spesen, Verpflegung für unterwegs (Essensgutscheine von Restaurants im Wahlkreis 1).“ Wohlfühlwahlkampf sieht anders aus. Und Wohlfühlthemen behandelt Krüger-Winands nun wirklich nicht.

Er findet, dass in der heutigen Zeit „nicht der politische Anführer gefragt ist, sondern interessierte und engagierte Menschen“. Die Kernprobleme der heutigen Zeit gelte es in den Fokus zu rücken, Lösungen, die allen Menschen nutzten und der Natur nicht schadeten. Krüger-Winands blickt über seinen Wahlkreis hinaus. Er fordert globale Lösungen, ohne dass es zu Benachteiligung anderer Staaten komme. Nationale Lösungen hält er für überkommen. Nun muss Uwe Krüger-Winands nur noch außerhalb Riesbrieks gehört werden. David Joram

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