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pampuchs tagebuchAuf der Hochebene der Gotteshäuser

Wer Bolivien bereist, kommt kaum darum herum, in El Alto zu landen oder zu starten. Das ist mit etwa 4.070 Metern über dem Meeresspiegel der höchste Flughafen der Welt. Er liegt auf dem Altiplano, jener Hochebene, die den Kessel von La Paz am oberen Rand umgürtet. In El Alto, das inzwischen eine eigene, unabhängige Stadt mit über 400.000 Einwohnern geworden ist, wirkt seit 23 Jahren ein deutscher Priester namens Sebastian Obermeier. Deutlich sichtbares Zeichen seines Wirkens sind etwa 25 bis 30 von ihm gebaute Kirchen – die genaue Zahl verrät Obermeier nicht. Der bayerische Padre ist ein Besessener, ein Missionar mit wehenden Haaren und Handy. Kirchen zu bauen ist für ihn der Ausgangspunkt im Kampf um die Seelen. Die sind heute in El Alto bedroht, denn seit Jahren versuchen Sekten verschiedenster Provenienz, der heiligen katholischen Kirche die Seelen der Aymara-Indianer (die den Großteil der Altenos stellen) abzujagen. Mit seinen inzwischen in Fließbandarbeit produzierten Gotteshäusern – derzeit arbeitet er an 10 Kirchenbaustellen gleichzeitig – will Obermeier ihnen Widerstand leisten, als „Maurerkelle Gottes“ gewissermaßen. Die Lufthohheit über El Alto hat er mit seine Türmen für die Kirche jedenfalls wiederhergestellt. Schwierigkeiten hingegen hat die katholische Jugendgemeinde der Stadt. Ihre Homepage (www.pjvelalto.4t.com/) – mit Chat und päpstlicher Botschaft – bittet um milde Gaben, weil sie den Server nicht mehr kostenlos benutzen darf: Die Wege des Herrn sind unergründlich.

Besser scheint es da einem anderen deutschen Priester in La Paz zu gehen. Josef Neuenhofer, hier als Padre José bekannt, will nicht so hoch hinaus wie Obermeier. Vielleicht hat er sich deshalb nicht in El Alto, sondern in Alto Obrajes, etwa 600 Meter tiefer im Kessel von La Paz, niedergelassen. „Obrajes“ heißt „Werkstätten“, und entsprechend irdisch ist die Arbeit des Pfarrers. Sein Projekt mit dem schönen Namen „Arco Iris“ (Regenbogen) kämpft nicht um Seelen, sondern für ganz reale Dinge. In La Paz und El Alto leben rund 4.000 Kinder auf der Straße. Für sie setzt sich Neuenhofer mit seiner 1994 gegründeten Stiftung und einer Reihe von Projekten ein.

Der Padre mit dem schwarzen Hut und dem freundlichen ökumenischen Lächeln ist inzwischen in La Paz ebenso bekannt wie der Kirchenbauer von El Alto. Drei Heime für die Straßenkinder, ein Wohnungsbauprojekt, eine Mittagsküche und eine eigene Klinik für die Kinder hat Neuenhofer schon auf die Beine gestellt. Über 70 Mitarbeiter – Sozialarbeiter, Psychologen, Ärzte, Pädagogen, Krankenschwestern und Köchinnen – arbeiten für Arco Iris.

Wenn Obermeier ein Baubesessener ist, so ist Neuenhofer ein Geldsammelgenie. Deshalb hat Arco Iris inzwischen auch eine Webseite, www.arco-iris.de, die alle Projekte der Stiftung vorstellt und über Ausbildungs- und Produktionswerkstätten informiert, die Arco Iris inzwischen eingerichtet hat. Neben Tischlerei, Wäscherei, einem Friseur- und Kosmetiksalon und einer Gärtnerei gibt es – als bisher erfolgreichstes Unternehmen – „auch eine Bäckerei, die es ermöglicht, in La Paz ofenfrische Brezeln und deutsche Semmeln aller Arten“ zu bekommen, was nicht nur den Straßenkindern nutzt, sondern das Lebensniveau aller Pacenos hebt: Es gibt ein Leben unter dem Kirchturm. THOMAS PAMPUCH

ThoPampuch@aol.com

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