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Auf beiden Augen blind

■ betr.: „Jetzt sind die Sozis am Zug“, taz v. 18.3. 96

Wenn es einen Komparativ von „hohl“ gäbe, dann würde ich ihn jetzt gern auf den Kommentar von Walter Jakobs anwenden. Ihr Kommentar scheint so viel (oder besser: so wenig) von der SPD zu verstehen wie diese von Reformen. Wo sind denn bitte, Herr Jakobs, die Kräfte in der SPD, mit denen sich „ein in die Zukunft weisendes Reformbündnis schmieden“ ließe? Heißen die etwa Matthiesen, Clement oder Kniola? Haben Sie schon vergessen, was der Dioxinminister Matthiesen diesem Land alles angetan hat? Falls ja: Lesen Sie doch mal die taz vom 16.3. 96, S.6! Und haben Sie etwa auch vergessen, daß diese Landesregierung sich laufend von Riesenkonzernen wie RWE oder Bayer erpressen läßt? Daß sozialdemokratische Minister unter „Reformen“ nur noch eines verstehen: als Handlungsbevollmächtigte der Konzerne durch die Lande zu reisen? [...]

Tragisch und historisch geradezu fatal ist die Tatsache, daß die Mehrheit der Grünen in NRW auf beiden Augen blind ist, wenn es um die Einschätzung ihres Koalitions„partners“ geht. Ich gehe jede Wette ein, daß wir in spätestens einem halben Jahr wieder so eine Krise haben werden wie die, die gerade durch Demütigung der Grünen beigelegt worden ist. Und dann werden die Grünen wieder klein beigeben.

Und dann werden wieder Sie, Herr Jakobs, sagen: „Jetzt sind die Sozis am Zug.“ Klar sind sie am Zug, sind sie immer, bloß: Wo fährt der hin? Jürgen Rausch

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