Auf Liniensuche in der Lücke

■ Ein neues Magazin will etwas Lifestyle ins Leben der Lesben und Schwulen bringen.

Ob Blumen, Eisenbahnen oder Zierfische – kein Thema könnte so abseitig sein, dass sich nicht jemand fände, der dazu eine Zeitschrift auf dem Markt bringt. Doch obwohl Schwule und Lesben in Deutschland keineswegs abseitige Anliegen haben, gibt es für sie – neben zahlreichen kostenlosen Stadtmagazinen bisher nur ein überregionales Blatt: Vary.

In diese Marktlücke will jetzt das Lifesyle- und Reportagemagazin Outline stoßen, das ab heute mit einer Auflage von 40.000 Exemplaren an den Kiosken liegt. Und zwar, geht es nach dem Willen von Geschäftsführer Axel Krämer, zwischen Amica und Stern: „Es gibt eine Nachfrage für so ein Heft. Das sieht man schon daran, dass es im Ausland auch funktioniert,“ sagt Krämer und spielt auf amerikanische Hochglanzblätter wie Advocate und Curve an. Bis zu deren Niveau ist es für die monatlich in Berlin erstellte Outline allerdings noch ein echter Klimmzug: Die erste Nummer geriet blass und wenig überraschend. Eröffnet wird das Heft mit Meldungen aus der internationalen Homopresse, wenig einfallsreich auch die Titelgeschichte zum Thema schwul-lesbische Großfamilie, die man so ähnlich auch schon im Spiegel gelesen hat.

Beim Layout muss die Zeitschrift ebenfalls noch ihre Linie finden, die noch pendelt zwischen optisch ansprechenden Strecken – wie einer großzügig bebilderten New-York-Reportage – und unterbelichteten Fotos in Briefmarkengröße. Inhaltlich möchte Outline laut Chefredakteur Rainer Hörmann über den „Tellerrand“ der Szene hinausschauen, unter anderem in der heterosexuellen Kolumne „gettoblaster“. Zu kurz kommt allerdings der Glamour: Da gaukelt ein dröger Messebericht von den Frankfurter „Gaydays“ Weltläufigkeit vor, Hape Kerkeling und Dolly Buster müssen als erotische Highlights herhalten.

Dabei wären doch gerade Körperthemen für eine schwul-lesbischen Zeitschrift eine Herausforderung, da Schönheitsideale und Körperkonzepte von Schwulen und Lesben sehr verschieden sind. Die Outline-Redaktion mogelt sich in der ersten Ausgabe um diesen Punkt herum, indem sie sich nur eines relativ unkontroversen Themas wie der Pflege der Gesichtshaut im Winter angenommen hat. Ein bißchen mager, werden Schwule doch auch jetzt schon von Men’s Health oder der Männer Vogue in Body-Fragen gut beraten. Und einen umfangreichen Kulturteil mit vielen Besprechungen gibt es auch schon bei den vielen Gratismagazinen auf dem Markt. So sieht Gayexpress-Chefredakteur Jürgen Bieniek die Chancen von Outline auch eher skeptisch: „Die Szene ist zwar kaufkräftig, aber sie kauft auch nicht alles, nur weil schwul-lesbisch draufsteht.“ Auch Manuela Kay von der Siegessäule, Deutschlands größtem schwul-lesbischen Stadtmagazin gibt sich zurückhaltend. Es würde sie zwar freuen, wenn es hierzulande ein Advocate-Pendat gäbe. „Doch mich würde es sehr überraschen, wenn die das stemmen könnten.“ Zweifelhaft also, ob genügend Schwule und Lesben jeden Monat 6,80 Mark für Outline ausgeben möchten – zumal das Heft noch recht unsexy daherkommt. Nadine Lange