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Auf Du und Du mit der ArbeitsmarktstatistikÄpfel und Birnen

■ Wie viele Arbeitsplätze gibt es? Alles eine Frage der Zahlen-Interpretation

Heute ist es wieder soweit: Die Bremer Landesanstalt für Arbeit gibt die neuen Arbeitslosenquoten für den Monat Juni bekannt. Die einen werden sie als Beleg für die Schwäche, die anderen als Zeichen für die Stärke des Wirtschaftsstandortes bewerten. Die Profis im Statistischen Landesamt Bremen werden dagegen wieder ganz leise seufzen. „Ich nehme die Zahlen zur Kenntnis, hüte mich aber davor, eine Aussage darüber zu treffen“, sagt Statistiker Rolf Vorath. Verschiedene Datenbasen, neue Zählungsmethoden, Quoten für dies, Quoten für das: Nur Mathegenies wie Vorath blicken da noch durch. „Es ist schwer, diese Zahlen dem Normalverbraucher zu vermitteln“, sagt er. Oder: Traue nur der Statistik, die du selbst erstellt hast.

Jüngst warf Paul Schröder vom Bremer Institut für Arbeitsmarktforschung eine neue Sta-tistik ins Rennen. Es ging um die knapp 8.000 zusätzlichen Jobs, die in Bremen im vergangenen Jahr geschaffen worden seien. Anfang des Jahres hatte die Stellenschwemme schon für Riesenkrach gesorgt: Immerhin war der Jobzuwachs größer als im Rest der Republik. Als „Miesmacher“ bezeichnete Finanzsenator Hartmut Perschau (CDU) dementsprechend Sanierungs-Nörgler. Grüne und Arbeitnehmerkammer meinten, die Großkoalitionäre seien „Schönfärber“. Schröder behauptet nun in seiner neuesten Untersuchung, „die zusätzlichen Arbeitsplätze im Land halten nicht das, was sie u.a. dem Finanzsenator zu versprechen schienen.“ Tatsächlich liege Bremen mit gerade 590 Vollzeitstellen mehr (plus 0,2 Prozent) unter dem Bundeszuwachs (plus 0,4 Prozent) und sogar weit unter dem Durchschnitt der westdeutschen Länder (plus 1,3 Prozent). In Wirklichkeit seien in Bremen nicht knapp 8.000 (Perschau), sondern nur 3.400 neue Stellen plus 3.500 neue 630 Mark-Jobs (Schröder) geschaffen worden.

Und nun? Trau, schau, wem! Während Perschau auf Zahlen des Statistischen Landesamtes (Stala) zurückgriff, benutzt Schröder die der Bundesanstalt für Arbeit (BA). In den BA-Zahlen sind jedoch sozialversicherungspflichtige Jobs nicht enthalten: Also Beamte, Unternehmer und auch im Betrieb beschäftigte Familienmitglieder. Außerdem verglich Schröder nur Stichtage, während das Stala Jahresmittel errechnet. Und und und. „BA- und Stala-Zahlen: Das ist wie Äpfel und Birnen zu vergleichen“, meint Wirt-schaftswissenschaftler Wolfram Elsner.

Trotzdem hätten „beide Statistiken auf ihre Art Recht“, sagt Stala-Mann Vorath. Natürlich seien in Bremen „keine 8.000 Vollzeit-Stellen geschaffen worden“, meint der Statistiker. „Tatsächlich gibt es ein überdurchschnittliches Wachstum von nicht regulären Arbeitsverhältnissen, 630-Mark-Jobs oder subventionierte Stellen für Jugendliche“, sagt Elsner ähnlich wie Schröder. Wieviele Jobs in welchen Segmenten es tatsächlich sind, lässt sich erst im Herbst sagen, wenn endgültige Berechnungen vorliegen.

Und auch dann sind Stolz und Stöhnen zu erwarten. Alles eine Frage der Interpretation. „Wenn die Zahlen gut sind, bejubelt man sie, wenn sie schlechter sind, will man nichts damit zu tun haben“, sagt der Sprecher des Wirtschaftsressorts, Heinrich Averwerser. „Alles eine Frage der Ideologie.“ ksc

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