Auf Du und Du mit McKinsey: „Ich muß ganz ehrlich sagen: Ich sehe da ein Problem“
■ Die Umfrage zur Umfrage: Die LeiterInnen der sechs Referate im Kulturamt nehmen kurz Stellung zu McKinsey und den Folgen
Die GutachterInnen von McKinsey und Culturplan packen nach viermonatiger Durchleuchtung der Bremer Kulturförderung die Koffer. Zurück bleiben der Senat, der sich am kommenden Dienstag mit dem Gutachten beschäftigen wird, sowie das sonstige mit Kultur befaßte Personal des öffentlichen Lebens. Unter ihnen auch die LeiterInnen der sechs Referate der Kulturabteilung. Obwohl als Abgabetermin für das Gutachten erst der morgige Freitag vereinbart ist, wurden Entwürfe schon vorher bekannt. Die taz wollte von den ReferatsleiterInnen erstens wissen, was sie darüber wissen. In der zweiten Frage geht es ums Geld: Im Kulturetat für 1998 klafft eine Lücke von rund 20 Millionen Mark. Die Schließung von Einrichtungen kann nur verhindert werden, wenn der Senat die im Frühjahr in Aussicht gestellten 50 Millionen Mark für die nächsten drei Jahre tatsächlich auftreibt. Davon hängt jede halbwegs solide Planung für das nächste Jahr ab. Darüber gaben die ReferatsleiterInnen Auskunft. Lesen Sie zwei Fragen, sechs Meinungen und zwölf Antworten.
taz: Welche Folgen hat das Gutachten für Ihren Bereich? Was erwarten Sie?
Hildegard Koineke, Referat 61 – Archive, Volkshochschule, Literatur, Medien: Bis jetzt kennen wir die Ergebnisse nur aus der Zeitung. Die Gutachter haben versucht, uns über ihre Schritte zu informieren. Aber es ist so: Wir werden mit den Ergebnissen konfrontiert. Trotzdem ist es nicht richtig, alles zu verdammen.
Wird es die 50 Millionen Mark geben?
Ich kann es nur hoffen.
Welche Folgen hat das Gutachten, was erwarten Sie?
Bernd Neumann, Referat 65 – kulturelle Stadteilarbeit, Bürgerhäuser: Das wissen wir noch nicht, was wir erwarten. Wahrscheinlich wissen Sie mehr als wir.
Wird es die 50 Millionen Mark geben?
Das wird von fachlicher Seite sehr in Zweifel gezogen. Fragen Sie doch mal beim Finanzsenator.
Was erwarten Sie?
Hans-Joachim Manske, Referat 62 – Bildende Kunst, Kunst im öffentlichen Raum, Denkmalpflege: Ich kann gar nichts darüber sagen, was in unserem Bereich passiert. Ich habe eine Stunde lang mit einem Interviewer von Culturplan gesprochen. Aber die Städtische Galerie, die Denkmalpflege und die normale Künstlerförderung tauchen bei McKinsey nicht auf. Abgesehen von der Kunst im öffentlichen Raum sind denen die Beträge für die Künstlerförderung wohl zu gering.
Wird es die 50 Millionen Mark geben?
Da bin ich ganz sicher, davon können die nicht mehr runter.
Was erwarten Sie?
Annette Drees, Referat 64, Museen: Dazu kann man noch gar nichts sagen. Eine Neustrukturierung ist sicher sinnvoll, aber zum Verfahren will ich mich nicht äußern.
Wird es die 50 Millionen Mark geben?
Das würde ich auch gern wissen. Ich hoffe es.
Was erwarten Sie?
Albert Behrens, Referat 63 – Musik, Kulturaustausch: Man weiß nicht, was zu erwarten ist. Sicher ist nur, daß es sehr viel weniger Geld geben wird.
Und die 50 Millionen Mark?
Keine Ahnung. Wenn es das Geld nicht gibt, weiß ich nicht, was im nächsten Jahr passieren soll.
Was erwarten Sie?
Ursula Siefken-Schulte, Referat 60 – Theater, Bibliotheken: Die Umstrukturierung ist mit einer anderen Zuordnung der Zuständigkeiten verbunden. Das führt zu einem Hierarchieabbau, und das ist sicherlich positiv. Zur Zeit regiert die politische Ebene bis in die kleinsten Details hinein. Doch in Zukunft ist die nur noch dafür zuständig, Zielvorgaben zu machen. Die Entscheidungsfindung wird klarer strukturiert. Doch ein Problem sehe ich: Das sind die Wirtschaftlichkeitsgesichtspunkte. Kunst kostet nun mal Geld – und die guten, innovativen Sachen sind teurer als die konservativen.
Wird es die 50 Millionen Mark geben?
Die müssen kommen, sonst können wir das alles vergessen.
Fragen: ck
P.S.: Im Anschluß an die Senatssitzung will Kultursenatorin Bringfriede Kahrs (SPD) die MitarbeiterInnen der Kulturbehörde über die Ergebnisse des Gutachtens informieren.
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