Kommentar: Auch mit im Boot
■ Die CDU, der Filz und der Karneval
Ein großer Tag für die Opposition: Wann kann man das schonmal, so richtig aus den Vollen auf die Regierung eindreschen, weil die so doof war, sich sehenden Auges in den Filzverdacht zu bringen und sich dann auch noch über Wochen selbst immer voll eins in die Fresse zu schlagen? Solche Gelegenheiten sind selten, da kann der Oppositionsführer ganz tief Luft holen, und im Brustton der Überzeugung über Seilschaften und Genossenfilz herziehen und daß die Stadt zur Beute der SPD gemacht worden ist. Ist ja auch was Wahres dran, wer wollte das ernsthaft bestreiten? Das beste Beispiel ist doch die Geschichte vom SPD-Lottokönig.
Aber noch ehe der CDU-Mann ein Wort gesagt hat, steht er schon knietief im selbstgemachten Matsch. Denn siehe da, das Beispiel Lotto hat noch eine Kehrseite, und die geht nach der Melodie „eine schmutzige Hand wäscht die andere“. Aber wir ahnen schon dunkel, was sie sagen werden. Schließlich sei ihr Parteigänger ja hochqualifiziert undsoweiter. Jaja, das sagen sie alle. Nützen wird es ihnen nichts, denn die Frage steht: Wäre auch einer ohne Parteibuch auf den Posten geraten? Und: Würde nicht auch in der Lottogesellschaft viel stärker gespart, wenn es dort keine Pfründe zu verteidigen gäbe?
Na also. Die CDU sitzt genau in dem Boot, das sie heute Leck zu schlagen vorgibt. Nächste Woche ist Rosenmontag. Politik ist, wenn man trotzdem lacht. Jochen Grabler
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen