: Auch gegen Mielke Haftbefehl wegen Anstiftung zum Todschlag
Berlin (dpa) — Auch gegen den früheren DDR-Minister für Staatssicherheit, Erich Mielke (84), ist jetzt Haftbefehl wegen des dringenden Tatverdachts erlassen worden, mit dem Schießbefehl an der innerdeutschen Grenze zum Totschlag angestiftet zu haben. Mielke, gegen den bereits vor dem Landgericht Berlin Anklage wegen Amtsanmaßung, Vertrauensbruchs, Untreue und Anstiftung zur Rechtsbeugung erhoben worden war, erlitt am Mittwoch bei der Verkündigung des neuen Haftbefehls einen Schwächeanfall. Der ehemalige Chef des Staatssicherheitsdienstes sitzt bereits seit Ende Juli 1990 in Untersuchungshaft. Mielke war wie Stoph und Keßler Mitglied des Nationalen Verteidigungsrats. Bei der Anordnung des damaligen Verteidigungsratsvorsitzenden Erich Honecker im Mai 1974, bei Grenzdurchbruchsversuchen rücksichtslos von der Schußwaffe Gebrauch zu machen, soll Mielke voll zugestimmt haben.
Die Anwälte von Stoph und Keßler verlangen die Aufhebung der Haftbefehle gegen ihre Mandanten. Der Anwalt von Stoph, Horst Fiedler, stellte beim Ermittlungsrichter des Amtsgerichts Berlin-Tiergarten einen Antrag auf Haftprüfung, da sein Mandant an Gefäßverengung und Durchblutungsstörungen des Gehirns leide. Lehne das Gericht dies ab, werde er wegen der schlechten Gesundheit Stophs die Aussetzung des Vollzugs der Haft fordern.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen