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Auch deutsche Superreiche sollen spendenKohle her!

Nach der Spendenwelle amerikanischer Milliardäre fordern SPD und Grüne jetzt auch reiche Deutsche auf, zu spenden. CDU-Politiker Böhmer ist skeptisch.

Könnte auch mal ein paar Euro abdrücken: Josef Ackermann. Bild: apn

BERLIN taz/afp/reuters | Politiker von SPD und Grünen wünschen sich auch in Deutschland eine höhere Spendenbereitschaft reicher Bürger. Nachdem rund vierzig gut betuchte US-Amerikaner auf Initiative von Bill Gates und Warren Buffet angekündigt hatten, die Hälfte ihres Vermögens spenden zu wollen, meldeten sich gleich mehrere Politiker der beiden Oppositionsparteien zu Wort.

Die Vorsitzende der Grünen, Claudia Roth, lobte die Initiative der US-Milliardäre ausdrücklich und forderte die Reichen im eigenen Land dazu auf, diesem Vorbild zu folgen: „Wer spenden kann, soll das tun.“ Auch SPD-Haushaltsexperte Carsten Schneider sowie Joachim Poß, Fraktionsvize der Partei, zeigten sich zugeneigt. Schneider bewertete das Verhalten der amerikanischen Milliardäre als „sehr lobenswertes Beispiel dafür, dass die Reichen sich nicht aus sozialer Verantwortung ausklinken.“ In Deutschland beobachte er zur Zeit jedoch einen gegenläufige Entwicklung. Dennoch, so betonte SPD-Mann Poß, könnten Spenden „eine vernünftige Vermögensbesteuerung nicht ersetzen.“ Ähnlich formulierte es Grünen-Vorsitzende Roth.

Neben Politikern aus der Opposition meldete sich auch Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Wolfgang Böhmer zu Wort. Dieser äußerte sich eher verhalten zu Gates' Initiative, kritisierte aber auch die Steuerpolitik der Regierung: „Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass man die sehr asymmetrische Vermögensverteilung nicht durch individuelle Spenden, sondern durch ein angepasstes Besteuerungsrecht ausgleichen sollte,“ so Böhmer.

Dieter Lehmkuhl, der Mitbegründer der deutschen Initiative "Vermögender für eine Vermögensabgabe", befürwortete die Spendenbereitschaft der Milliardäre grundsätzlich, wies aber auch auf die Möglichkeit hin, Spenden steuerlich abzusetzen. Dadurch könnte der Staat sogar Steuereinahmen verlieren. Vernünftige steuerliche Regelungen seien daher unabdingbar.

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17 Kommentare

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  • LS
    Ludwig Schönenbach

    Ihren Kommentar hier eingeben

    Wirtschafts- und Sozialpolitik befinden sich längst in den Händen der Manager und Funktionäre der Wirtschaft. Sie begleiten unsere Politiker bei Auslandsreisen und haben dort sicher mehr zu sagen als die Gemeinplätze unserer politischen Klasse. Die Bertelsmann-Stiftung entwirft die Konzepte sowohl für die künftige Außen- und Militärpolitik als auch die Schhul- und Hochschulpolitik.

    Und nun sollen die Millionäre auch noch als Mäzene unsere Kulturpolitik bestimmen, die ohnehin schon weitgehend den Interessen, Wünschen und dem Geschmack des Bildungs- und Besitzbürgertums entspricht.

    Eine Breitenkultur, die den Wünschen und Bedürfnissen der weniger Privilegierten gerecht wird, die die Produkte unserer populären Kulturindustrie durch eine anspruchsvollere und dennoch attraktive Information, Bildung und Unterhaltung ersetzen kann und die Emanzipation endlich zu einem tragenden Ziel der Kultur macht, wird dabei sicher kaum herauskommen.

    Sollen die Deutschen nun neben sozialen auch noch zu geistigen und kulturellen Almosenempfängern werden?

  • FG
    Friedrich Grimm

    Das Titelbild dieses Berichts lädt nicht unbedingt zum Lesen ein, da man zunächst einmal das Konterfei des werten Herrn Ackermann aushalten muss. Die Feststellung verschiedener Politiker, dass der Staat durch gerechte Steuern gesichert werden muss und nicht durch das Spendenverhalten der Superreichen, ist vollkommen richtig. Liest man dann die verschiedenen Kommentare, dann zweifelt maan am Verstand der Schreiber. Anstatt klare Kante zu zeigen werden dumme Fragen in den Raum gestellt. Die Unwissenheit und das Unvermögen feiern wahre Triumphe. Was wollen denn diese Menschen wirklich?

  • LH
    Larissa Helms-Metting

    Ja, die Reichen sollen spenden, so viel, wie es geht. Und dazu gerne angeregt werden durch (leichte) Steueranreize.

     

    Allerdings sollte das Geld in (viele kleine) Stiftungen gesteckt werden, wodurch ja neben der tatsächlichen Verwendung auch noch Arbeitsplätze (Stiftungsvorstand, Geschäftsführer, Pressesprecherin, Kuratorium etc) geschaffen werden.

     

    ACHTUNG - hier muss man dafür sorgen (per Gesetz ist es schwierig, also mti entsprechender Lobbyarbeit), dass nur die "richtigen" Leute auf diese Posten kommen. Also Menschen mit Idealismus, links und fortschrittlich, ökologisch und multikulturell denkend.

     

    Wenn die zunehmende Qualifizierung der Migranten durch leichter zu erlangende Bildungsabschlüsse zu einem verstärkten Wettbewerb um Arbeitsplätze in den netteren Sektoren (Medien, Meinung, Bildung, Politik, Lobby) führt, so wäre das eine Chance für uns, nicht marginalisiert zu werden!

  • S
    Spende

    Je mehr Geld der Staat hat, desto mehr verschwendet er auch - ich traue keinen zur Zeit aktiven Politiker zu, das massenhaft vorhandene Geld zum Wohle des Volkes zu verwenden.

     

    Als ersten Schritt sollten mal die Beamtenprivilegien der Politiker gestrichen werde, Rein in die gesetzl. Rentenversicherung, rein in die GKV,,Streichung der lebenslangen Tantiemen für EX-Bundespräsidenten...da wird dann doch schon eine Menge gespart.

     

    Dann Anhebung der Kapitalertragssteuer, die mit 25% sehr niedrig ist.

  • U
    Uschi

    Warum sollen Superreiche nicht spenden?

    Es gibt vieles in unserem Land, besonders im karikativen Bereich, was man ohne Spenden gar nicht mehr aufrechterhalten könnte.

    Mit Geld kann man viel Gutes tun, wenn man es richtig einsetzt.

    Bitte spendet auch für den Erhalt der letzten Regenwälder!

  • H
    HunderMillarden

    So ein Quatsch, wie wärs mit:

    - Rücknahme der FPD-Steuersenkung für Hoteliers

    - Einführung einer Finanztransaktionssteuer

    - Erhöhung des Spitzensteuersatzes

    - Wiedereinführung der Vermögensteuer

    - höheren Steuersatz für Luxusgüter

    - Einstellung von mehr Fahndern bei den Finanzämtern

    - keine Straffreiheit bei Steuerverkürzung

     

    Aus Kreisen des Bundesfinanzministerium werden die Steuerausfälle die aus der Hinterziehung jedes Jahr entstehen auf mehrere hundert Milliarden Euro beziffert.

  • R
    reblek

    Dass die taz so etwas kommentarlos zitiert, ist schon bemerkenswert: "Wer spenden kann, soll das tun." Meint Claudia Roth von den sogenannten Grünen. Wer bitte, der - oder auch die - Milliarden besitzt, sollte aus welchem Grund nicht "spenden können"? Solche Leute wie Roth sind doch nicht ernstzunehmen.

  • L
    linsenspaeller

    Dazu fällt mir jetzt ein, daß die unverbesserlichen Marxisten doch immer behauptet haben, daß die Anhäufung von Quantität schließlich umschlägt in eine neue Qualität. Wenn die Zeit dafür reif ist.

     

    Was die Meinung von Herrn Böhmer angeht, so hat der Staat eigentlich unwiderruflich bewiesen, daß er mit reichlich Geld in den Kassen noch unvernünftiger umgeht als mit Knappheit. Gleich nach der Wende, als wir alle noch ein ordentliches Stück naiver waren als heute, da hatte ich mal vorgeschlagen, man solle alle Haushalte, die über mehr als 2 Millonen DM Vermögen verfügen, steuerlich wie Banken behandeln. Also mit Zwang zur Buchführung über Ein- und Ausgaben usw. Die von der ""-Partei hatten mich dafür ausgelacht. Fällt mir eben gerade wieder ein. Vielleicht ist die Zeit nun etwas reifer.

  • U
    Ulrich

    Ist doch gut, wenn Ihr nicht eure Steuern zahlt, dann wollt Ihr spenden.

    Aber bitte noch Eurem Geschmack....Wie edel.

    Das mag das Volk.

  • JK
    Juergen K

    Wie wäre es mal mit Steuern festsetzen, lieb Gruene und SPD.

     

    Der Bürger will einen Rechtsanspruch auf Existenz, Gesundheit und Teilhabe.

     

    Und das nicht nur im Grundgesetz, sondern auch in Realität.

     

    80 % des Bundestages stehlen sich aus der Verantwortung.

  • KB
    karin bryant

    Was soll das Bild von Ackerman, er ist Schweizer...

    Und wofuer sollen diese Superreichen spenden? Parteien wie die SPD,Linke Gruene usw., sind immer schnell dabei das Geld anderer Leute auszugeben.Was tun denn die eignen wohlhabenden in diesen Parteien, was spenden denn die Partei-Bonzen,die ja ihre Einkuenfte vom Staat noch durch andere Jobs bereichern.

    Ich kann keinen Sinn sehen dass ueberhaupt jemand Geld spendet wenn es keine Aufklaerung gibt wofuer das Gespendete benutzt wurde. Beim Volk kommt doch so was nur sehr,sehr selten an.

    Wohlaetigkeit ist heute genau so ein Geschaeft geworden wie alles andere. Ich denke da auch den Berliner Verein wo der Geschaeftsfuehrer im Maserati durch die Gegend kutschiert wurde.

  • N
    Nordwind

    Es ist ja ganz nett wenn die Reichen spenden.

     

    Aber diese scheinbar philantropischen Anfälle können nicht über das mangelnde soziale Denken mit dem eben diese Konzentrationen von Kapital entstanden hinwegtäuschen.

     

    Das kampagnenhafte aufpolieren des Image der Reichen ist nur eine weitere Maßnahme um Systemfragen zu unterlaufen.

  • K
    Kai

    Und was macht das foto vom joe da?

    Ist der autor nur ein großer fan, oder denkt er wir hätten die schweiz annektiert? ^^

  • D
    DerPestbeamte

    " „Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass man die sehr asymmetrische Vermögensverteilung nicht durch individuelle Spenden, sondern durch ein angepasstes Besteuerungsrecht ausgleichen sollte,“ so Böhmer. "

     

    Hat dann zwar nur die Staatskasse was von, aber was solls. Scheiss auf die Menschen die Wirklich auf Hilfe und Spenden angewiesen sind. Hauptsache uns gehen nicht nachher die ganzen Steuerneinnahmen flöten nur weil so ein par durchgeknallte Milliadäre auf die Idee kommen vor ihrem Ableben das Geld für Wohltätige Zwecke zu spenden, anstatt es ordnungsgemäß zu vererben und davon dann schön Erbschaftssteuer blechen.

  • WW
    Wilhelm Wacker

    In den USA kann man bis 50% des Einkommens Spenden steuermindernd anrechnen; in Deutschland nur bis zu 20%. befürworten die Politiker der SPD und Grünen eine Erhöhung des Steuervorteils um 250%? Na?

  • N
    NaSowas

    ....spenden...um dann ihre 'Spende' von der Steuer abzusetzen? Lächerlich.

    Vermögenssteuer. Anhebung des Spitzensteuersatzes.

    Ein Ende der Steuerabsenkungen für die reichen dieses Landes auf Kosten der Normalverdienenden.

  • Z
    zalog

    Claudia Roth, Carsten Schneider und Joachim Poß hätten ihre wohlfeilen Ratschläge, was andere mit ihrem Geld machen sollen, auch gleich mit ein paar Beispielen bereichern sollen, wie es um ihre Spendenbereitschaft bestellt ist. Alle drei gehören wohl nicht zu den "Superreichen". mehr als der Durchschnitt bekommen sie aber allemal. Und ob sie das auch noch verdienen, sei mal dahingestellt.