: Auch Sandoz–Tochter undicht
■ Explosives Flüssiggas sorgt für neuen Alarm im Raum Basel / Erste Schweizer Bundesversammlung seit 1968 / Maßnahmen gegen Chemieindustrie angekündigt
Basel (ap/taz) Im Großraum Basel hat sich am Montag ein weiterer Chemieunfall ereignet. Bei der Tochterfirma des Sandoz–Konzerns, der Firma Teerindustrie AG in Pratteln, flossen 50 Liter der benzinähnlichen Flüssigkeit Amylen aus und gelangten in die Kanalisation. Wegen Explosionsgefahr wurde die Bevölkerung alarmiert. Gegen 18 Uhr gab die Polizei Entwarnung, nachdem das Amylen größtenteils abgepumpt war. Eine Umweltgefährdung besteht angeblich nicht, so Polizei und Firmenleitung. Nach Mitteilung der Polizei war das Flüssiggas aus der Leitung zwischen einem Tankwagen und dem Werk ausgetreten. Wegen Explosionsgefahr wurden vorsorglich mehrere Straßen gesperrt und der elektrische Strom abgeschaltet. Die Anwohner wurden über Lautsprecher aufgefordert, kein offenes Feuer zu machen. Auch ein Durchfahrverbot für die Straßenbahn wurde verfügt. Zum ersten Mal seit dem Einmarsch sowjetischer Truppen in Prag 1968 sind in der Schweiz der Ständerat und der Nationalrat zu einer gemeinsamen Sondersitzung zusammengetreten. Sie wollen die Folgen der Brandkatastrophe von Sandoz beraten. Der Schweizer Bundespräsident Egli kündigte in seiner Regierungserklärung an, daß er nötigenfalls Stoffe verbieten wolle, die für die Umwelt besonders gefährlich seien. Zunächst soll eine Studie das Gefährdungspotential der Chemieindustrie untersuchen. Dann sei Vorsorge zu treffen, selbst wenn „hierzu einschneidende Maßnahmen und für die Industrie große finanzielle Aufwendungen erforderlich sind“. Die Schweiz habe bisher eine Spitzenstellung in Sachen Umweltschutz innegehabt, die jetzt in einer einzigen Nacht zerstört worden sei.
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