Attentat in Afghanistan: Deutscher Entwicklungshelfer getötet
Im Norden Afghanistans wird die Taliban immer stärker. Am 24. Dezember tötet sie einen deutschen Entwicklungshelfer. Am Sonntag entführte sie vier türkische Ingenieure.
BERLIN epd/reuters/afp | Bei einem Anschlag im Norden Afghanistans ist am 24. Dezember ein deutscher Entwicklungshelfer getötet worden. Wie das Entwicklungsministerium in Berlin mitteilte, geriet das mit vier Personen besetzte Auto in Khaschkargan unter Beschuss. Dabei sei der Mitarbeiter der KfW-Entwicklungsbank, ein Ingenieur, tödlich verletzt worden, ein afghanischer Mitarbeiter erlitt leichte Verletzungen. Weitere Angaben zu dem Getöteten machte das Ministerium nicht.
Die Entwicklungshelfer koordinierten nach Angaben des Ministeriums den Bau einer Straße zwischen Cholm und Kundus. Die aufständischen Taliban, die sich zu der Tat bekannten, haben im Norden des Landes deutlich an Einfluss gewonnen. Neben den dort stationierten Nato-Truppen werden auch zunehmend Hilfsorganisationen ins Visier genommen.
Die Angriffe auf UN-Mitarbeiter sollen im letzten Jahr um mehr als 100 Prozent zugenommen haben. Ein deutscher Mitarbeiter eines internationalen Medizinerteams wurde im Herbst im Nordosten Afghanistans getötet. Mehrere hundert deutsche Entwicklungshelfer befinden sich angeblich derzeit in Afghanistan.
Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) und Außenminister Guido Westerwelle (FDP) sprachen von einem feigen Anschlag und einer unmenschlichen Tat. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verurteilte den Angriff und sprachen den Angehörigen des Getöteten ihr Beileid aus. Merkel unterstrich, die Arbeit deutscher Entwicklungshelfer in Afghanistan sei für den Wiederaufbau des Landes von mitentscheidender Bedeutung.
Am Sonntag wurden im Osten Afghanistans in der Nähe der pakistanischen Grenze vier türkische Ingenieure und ihr afghanischer Fahrer verschleppt. Zu dem Anschlag bekannte sich noch niemand. Die Ingenieure sollen dort für eine Firma gearbeitet haben, die Grenzposten baut.
Zwei Tage zuvor hatte sich der afghanische Präsident Hamid Karsai, der in Istanbul zu einem Gipfeltreffen zu Besuch war, offen für Gespräche mit den Taliban gezeigt. Wenn die Türkei ein Treffen ermöglichen würde, wäre seine Regierung glücklich darüber, sagte Karsai in Istanbul. Ihm zufolge hätten "Würdenträger", die den Taliban nahestehen, die Türkei als Verhandlungsort vorgeschlagen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“