Attentat auf Ugandas Ex-Armeechef: Von der Geliebten getötet
Generalmajor James Kazini bekämpfte Ugandas Rebellen und führte Ugandas Armee im Kongo. Jetzt wurde er im eigenen Haus getötet – von einer Geliebten.
Blutüberströmt liegt der Generalmajor vor seinem Sofa auf dem Teppich. In seinem Nacken klafft eine tiefe Wunde. Er hält seine Pistole noch in der Hand, als sein Leibwächter ihn am frühen Dienstagmorgen findet. "Er war aber schon tot", beendet James Baramaze vor dem Hauseingang seine Schilderung und schüttelt mit dem Kopf.
Sieben Jahre hatte der Leibwächter den ehemaligen ugandischen Armeechef James Kazini täglich überallhin begleitet. Er hatte mit ihm Rebellen im Westen und Norden Ugandas bekämpft. Er stand mit ihm tief im Kongo. Baramaze war Kazini nie von der Seite gewichen – bis auf dieses eine Mal. "Er rief mich mitten in der Nacht an und erklärte, er hätte einige Probleme, die er selbst lösen wolle", sagt Baramaze und klickt sich durch die Anrufliste seines Handys: Es war um 4.35 Uhr. "Als ich ihn eine Stunde später anrief, ging er nicht ran", erzählt er.
Vor dem gepflegten Haus mit Wellblechdach im Industrieviertel Kampalas lehnt sich der Leibwächter betrübt an Kazinis gewaltigen, cremefarbenen Geländewagen. Die Militärpolizei bewacht das Grundstück. Die Leiche ist schon abtransportiert, Nachbarn und Schaulustige stecken die Köpfe zusammen und tuscheln. Die Nachricht von James Kazinis Tod verbreitete sich gestern in der ugandischen Hauptstadt wie ein Lauffeuer. Kazini war einer der berühmtesten Generäle des Landes.
In den 90er-Jahren führte er Militäroperationen gegen ugandische Rebellengruppen. Dann kommandierte er die ugandischen Truppen, die 1998 bis 2002 im Osten und Norden der Demokratischen Republik Kongo standen. Bei einer Schlacht gegen Ruanda 2000 büßte er die Kontrolle über die Millionenstadt Kisangani ein und verlor 700 Soldaten. Danach zog ihn Ugandas Präsident Yoweri Museveni ab, machte ihn aber zum Armeechef. Dann warf ihm eine UN-Expertengruppe vor, er habe sich im Kongo mit dem Handel von Gold, Diamanten, Holz und Coltan bereichert. Kazini verlor sein Amt.
Seitdem streitet sich der gefallene General mit der Militärgerichtsbarkeit. Die Vorwürfe sind gravierend: Er soll gefälschte Gehaltslisten mit erfundenen "Geister-Soldaten" entworfen haben, um deren Sold einzukassieren. Er soll eine Privatarmee von 7.000 Mann unterhalten haben, um Präsident Museveni zu stürzen. Im April drohte ihm deswegen eine lebenslängliche Freiheitsstrafe. Aber Kazini ging in Berufung und war deswegen noch auf freiem Fuß.
In Kampala war Kazini berüchtigt für seinen glamourösen Lebensstil: Luxusautos, Nachtclubs, berauschende Partys in gigantischen Villen – und vor allem Affären. Neben vier Frauen hielt er sich in seinen verschiedenen Häusern vier junge Freundinnen. Eine davon, Lydia Draru, wurde ihm nun zum Verhängnis.
Die 30-Jährige lebte mit ihrem gemeinsamen Baby in seinem Haus im Industrieviertel. Als er am Abend kam, sei sie nicht da gewesen, berichtet ein Nachbar. Kazini sei mit quietschenden Reifen davongebraust. "Morgens um fünf Uhr fuhr sein Wagen wieder vor, dann hörte ich Schreie", erzählt der Nachbar weiter.
Die junge Frau sei weinend aus dem Haus gelaufen. Sie habe gerufen: "Holt die Polizei, ich habe ihn umgebracht!" Der Nachbar verständigte Leibwächter Baramaze. Als der eintraf, hockte die hübsche Kosmetikerin im Wohnzimmer. Sie weinte nicht. Sie zeigte nur auf die Eisenstange, mit welcher sie ihn im Nacken tödlich getroffen hatte. Dann ließ sie sich festnehmen.
Baramaze ist fassungslos. Kazini habe so viele mächtige Feinde gehabt, sagt er und zeigt auf Kazinis Geländewagen, mit Nummernschild aus dem Südsudan. Aus Sicherheitsgründen musste der Leibwächter regelmäßig Autos und Kennzeichen auswechseln. "Und jetzt bringt ihn ausgerechnet seine Freundin um", meint er und murmelt: "Diese ugandischen Frauen – da muss man vorsichtig sein." Eine Anspielung auf Ugandas jüngsten Korruptionsskandal: Um sich an ihrem untreuen Mann zu rächen, stahl die Frau des Direktors der Waldbehörde umgerechnet fast eine viertel Million Euro. Das Bargeld hatte der Direktor im Schlafzimmer gebunkert.
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