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Attacke auf MannschaftsbusHertha BSC unter Beschuss

Ein Unbekannter schoss auf den Mannschaftsbus von Hertha BSC. Das Pokalspiel in Bielefeld am Montagabend gerät in den Hintergrund.

Wurde am Sonntag in Bielefeld beschossen: Herthas Mannschaftsbus Foto: dpa

Berlin taz | Bereits vor der Abfahrt zum Pokalspiel dürften die Hertha-Spieler und -Trainer Bielefeld als gefährliches Pflaster betrachtet haben. In der vergangenen Pokal-Saison waren die Berliner in der zweiten Runde in Ostwestfalen mit 2:4 nach Elfmeterschießen ausgeschieden. Was Hertha BSC am späten Sonntagnachmittag wiederfährt, fällt jedoch in eine andere Kategorie: ein Unbekannter beschießt den Mannschaftsbus.

Busfahrer Stephan Behrendt ist gegen 17 Uhr unterwegs zum Bielefelder Bahnhof, um die Mannschaft abzuholen, die mit dem Zug anreist. Nach Angaben der Bielefelder Polizei überholt ihn dabei ein Motorradfahrer, droht zunächst mit der Faust und ausgestrecktem Mittelfinger. Anschließend habe die Person gewendet und von der Gegen fahrbahn aus auf die Windschutzscheibe des Busses geschossen.

Die Kugel trifft die Scheibe in Kopfhöhe von Behrendt und prallt ab: Da die Scheiben aus Verbundssicherheitsglas bestehen, das nicht splittert und nur Risse bildet, bleibt der Busfahrer unverletzt. Der Schütze flüchtet. Er soll ein schwarzes Motorrad gefahren haben und in einer schwarzen Motorradkombi mit silbernem Helm unterwegs gewesen sein. Weitere Erkenntnisse zum Täter oder der Tatwaffe gab es am Montag nicht.

Am Tag danach sitzt der Schock bei Manager Michael Preetz noch immer tief. „Es ist ungeheuerlich, dass in Deutschland so etwas passieren kann“, erklärt er. „Wenn man sich das Einschussloch ansieht, kann man sich ja vorstellen, was passiert wäre, wenn die Kugel die Scheibe durchdrungen hätte“.

Erhöhte Sicherheit rund um das Spiel

Über die Motive wird gerätselt. „Wir können nicht sagen, was die Motivation war. Der Busfahrer hat sofort die Polizei gerufen. Jetzt läuft die Fahndung nach dem Täter“, berichtet Preetz. Die Polizei hat am Montag eine eigene „Ermittlungskommission Hertha“ gegründet. Sechs Polizisten ermitteln in alle Richtungen. Der Vorwurf: gefährliche Eingriffe in den Straßenverkehr.

Eine Absage des DFB-Pokalspiels am Montagabend stand laut einem Polizeisprecher zwar nicht zur Debatte. Angesichts des Angriffs rückte es jedoch stark in den Hintergrund. Hertha-Manager Preetz hoffte nur, dass sich der Vorfall nicht zu sehr auf das Spiel auswirke. Ganz von der Mannschaft fernhalten konnte er ihn nicht: „Natürlich haben die Spieler das Einschussloch in der Frontscheibe gesehen. Die Kripo war vor Ort.“

Gegner Arminia Bielefeld zeigte sich ebenfalls „schockiert“ über den Angriff. „Es ist ein großes Glück, dass der Berliner Kollege unverletzt blieb“, hieß es in einer Stellungnahme. Der Zweitligist erhöhte die Sicherheitsvorkehrungen rund um das Spiel. Der Verein gab an, den Spielerbereich und die Mannschaftsbusse mit zusätzlichen Sicherheitskräften absichern zu wollen. Die Bielefelder Polizei wollte den Berliner Bus, dessen Windschutzscheibe am Montagmittag ausgetauscht worden war, vom Hotel ins Stadion begleiten. Das Spiel begann erst nach Redaktionsschluss.

Einen vergleichbaren Angriff auf einen Mannschaftsbus hat es in Deutschland zuvor bereits im Februar 2014 gegeben. Fans von Dynamo Dresden hatten nach einem Spiel den vollbesetzten Bus des FC St. Pauli mit Flaschen und Steinen beworfen. Dabei gingen mehrere Scheiben zu Bruch. Die Hamburger mussten auf einen Ersatzbus ausweichen. Verletzt wurde niemand.

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2 Kommentare

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  • Gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr?

     

    Wer mit einer Waffe auf einen Menschen schießt, ist eigentlich grundsätzlich eines versuchten Tötungsdeliktes anzuklagen.

     

    Obwohl, es würde mich nicht wundern, dass Vestöße gegen Leib und Leben geringer geschätzt werden als Eingriffe in die ach so heilige motorisierte Mobilität.

     

    Aber egal, ich hoffe, dass der Täter so schnell wie möglich gefasst wird.

  • Arminia und Sicherheit? Lachhaft!

     

    Vor einigen Jahren war direkt vor dem Haupteingang eine Baustelle, auf der haufenweise diese naturbehauenen Pflastersteine lagen. Und auf der Tribüne stand ein Ordner vor mir, der nicht nur durch seinen süddeuschten Akzent, sondern auch durch sein drogenbenebeltes Hirn kaum einen klaren heraus brachte.