: Atomwaffenfreie Zone in Korea
■ „Epochale Wende“ hin zur Wiedervereinigung/ Gemeinsame Inspektionen von Nuklearanlagen beschlossen
Seoul (afp) — Nord- und Südkorea haben sich auf eine Abrüstungserklärung geeinigt, die eine atomwaffenfreie koreanische Halbinsel zum Ziel hat. Das gab die Regierung in Seoul bekannt.
In dem Dokument, auf das sich beide Seiten am Dienstag nach mehr als siebenstündigen Verhandlungen im Grenzort Panmunjom einigten, wird die friedliche Nutzung der Kernenergie gefordert und der Besitz oder die Entwicklung von Atomwaffen untersagt. Nord- und Südkorea erklären sich außerdem bereit, gemeinsame Inspektionen der Nuklearanlagen vorzunehmen und ein Komitee zu bilden, das die Einhaltung der Vereinbarungen überprüfen soll. Außerdem sollen weder der Norden noch der Süden des Landes über atomare Wiederaufarbeitungs- oder Urananreicherungsanlagen verfügen. Die Erklärung soll beim nächsten Treffen der Regierungschefs beider Länder am 18. Februar in Kraft treten.
Der südkoreanische Präsident Roh Tae Woo sagte in seiner Neujahrsbotschaft an die Nation, 1992 werde es eine „epochale Wende“ hin zur Vereinigung beider koreanischer Staaten geben. An die Stelle der Konfrontation und der Feindschaft zwischen beiden Koreas werde ein neues Zeitalter der Versöhnung und der Zusammenarbeit treten, das mehr Demokratie und Wohlstand mit sich bringen werde. In der Frage der Atomwaffen seien bedeutende Fortschritte erzielt worden. Nun sei es „höchste Zeit“ für Nord- und Südkorea, „Hand in Hand auf die Wiedervereinigung zuzugehen“.
Nordkoreas Präsident Kim Il Sung bekräftigte in seiner Neujahrsansprache, sein Land werde internationale Inspektionen seiner Atomanlagen zulassen, wenn „eine faire Behandlung zugesichert“ werde. Nordkorea werde zum „frühestmöglichen Zeitpunkt“ einen Zeitplan zur Unterzeichnung des Abkommens zum Atomwaffensperrvertrag bekanntgeben.
Südkorea hatte seine Forderung fallen lassen, der kommunistische Norden solle unverzüglich das Atomabkommen mit der Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) unterzeichnen. Zudem hatte es der Forderung Nordkoreas nachgegeben, die gemeinsamen jährlichen Manöver mit den US-Truppen einzustellen.
US-Präsident George Bush, der am Dienstag in Sydney eintraf, nannte die Entwicklung in Korea „ermutigend“, wie sein Sprecher Roman Popadiuk bekanntgab. Die USA seien seit jeher besorgt über das nordkoreanische Atomprogramm gewesen. Es sei zu hoffen, daß die Abrüstungserklärung zwischen den beiden Koreas, die von den USA noch näher geprüft werden müsse, einen „Schritt in die richtige Richtung“ darstelle.
China begrüßte am Mittwoch die Einigung zwischen Nord- und Südkorea. „Wir hoffen, daß das Ziel der Entnuklearisierung der koreanischen Halbinsel zu einem frühen Zeitpunkt realisiert wird“, erklärte ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums.
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