Atomverhandlungen zwischen USA und Iran: Drahtseilakt von Wahnsinnigen
Die USA und der Iran wollen am Wochenende über Teherans Atomprogramm sprechen. Trump droht für den Fall eines Scheiterns mit Gewalt.

US-Präsident Donald Trump hat dem Iran mit einem militärischen Angriff gedroht, falls Teheran einem neuen Abkommen zur Begrenzung seines Atomprogramms nicht zustimmen sollte. Trump hatte in einem Brief an Irans obersten Führer Ali Chamenei Medienberichten zufolge einen zweimonatigen Zeitrahmen für Verhandlungen festgesetzt, wobei unklar blieb, ob die Frist zu diesem Zeitpunkt oder erst nach Beginn der Gespräche beginnen sollte.
Iran will Zeit gewinnen
Die iranische Führung halte eine Einigung über ein komplexes und hochtechnisches Atomabkommen innerhalb von zwei Monaten für unrealistisch und wolle mehr Zeit gewinnen, um eine Eskalation zu vermeiden, zitierte „Axios“ seine Quellen.
Der iranische Außenminister Abbas Araghtschi will am Samstag im Oman indirekte Gespräche mit dem US-Sondergesandten Steve Witkoff führen. So soll erstmals seit Jahren wieder Schwung in die festgefahrenen Gespräche über Irans Atomprogramm kommen. Trump ordnete eine Aufstockung der US-Streitkräfte im Nahen Osten an, für den Fall, dass die Gespräche am Ende erfolglos bleiben und die US-Regierung härtere Saiten aufziehen will.
Trump wolle keinen Krieg mit dem Iran, benötige aber die militärischen Mittel, um handlungsbereit zu sein, sollten die Verhandlungen scheitern und die Dinge schnell eskalieren, hatte „Axios“ kürzlich einen US-Beamten zitiert. Komme es nicht zur Einigung, könnte Trump einen militärischen Angriff auf Irans Atomanlagen anordnen oder eine israelische Attacke unterstützen, hieß es. (dpa)
Drohungen von Chamenei
Ein ranghoher Berater des iranischen geistlichen Oberhauptes Ayatollah Ali Chamenei hat gedroht, dass der Iran die Inspektoren der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) des Landes verweisen könnte, wenn sich die „Drohungen“ vor den für Samstag geplanten Atomgesprächen mit den USA mehren. „Die anhaltende Bedrohung von außen“ könne „zu Abschreckungsmaßnahmen führen, darunter die Ausweisung von IAEA-Inspektoren und die Beendigung der Zusammenarbeit“, erklärte Ali Schamchani am Donnerstag im Onlinedienst X.
Zudem könne in Betracht gezogen werden, angereichertes Material an sichere Orte zu bringen, fügte der Berater Chameneis hinzu.
Washington erklärte kurz darauf, eine Ausweisung von IAEA-Inspekteuren wäre eine „Eskalation“ und eine „Fehlkalkulation“. Die Androhung einer solchen Aktion sei „unvereinbar mit den Beteuerungen des Iran über sein friedliches Atomprogramm“, sagte die Sprecherin des US-Außenministeriums, Tammy Bruce, vor Journalisten.
Westliche Staaten werfen dem Iran seit Jahren vor, an Atomwaffen zu bauen. Teheran bestreitet dies. 2015 hatte der Iran ein internationales Abkommen unterzeichnet, das die Lockerung von Sanktionen im Gegenzug für eine Einschränkung des iranischen Atomprogramms vorsah. Während der ersten Präsidentschaft Trumps zogen sich die USA jedoch 2018 einseitig aus dem Abkommen zurück. Bemühungen um eine Wiederbelebung des Atomabkommens scheiterten seither. (afp)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Koalitionsvertrag schwarz-rot
Immer schön fleißig!
Starke Börsen-Schwankungen
Arroganz ist nicht links
Schwarz-rote Koalition
Als Kanzler muss sich Friedrich Merz verscholzen
Internationale Strafverfolgung
Ein Schlag gegen das Völkerrecht
Schwarz-rote Koalition
Was befürchtet wurde …
Anschläge vor Bundestagswahl
„Der Verdacht ist plausibel“