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Atommüll und Reaktoren für China

■ Wenn die Volksrepublik zwei Reaktoranlagen kauft, werden möglicherweise auch 150 Tonnen abgebrannter Brennelemente geliefert, bestätigte gestern die Bundesregierung / Nationales Entsorgungskonzept bleibt

Bonn (dpa) - Rund 150 Tonnen abgebrannter Brennelemente aus deutschen AKWs sollen möglicherweise der Volksrepublik China für eine nukleare Wiederaufarbeitung zur Verfügung gestellt werden, falls Peking ein oder zwei Reaktoranlagen aus der Bundesrepublik kauft. In einer am Mittwoch im Bundestag veröffentlichten Antwort auf eine Grünen–Anfrage heißt es, die Regierung verhandele mit China, ob eine geringe Menge bestrahlter Brennelemente geliefert werden könne. Zugleich wird in der Antwort jedoch unterstrichen, daß die Verwirklichung eines nationalen integrierten Entsorgungskonzepts mit Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen für die Bundesregierung weiterhin Vorrang habe. Eine Entsorgung im Ausland werde dieser Zielsetzung untergeordnet. Angesichts der gewichtigen Interessen, die deutsche Wirtschaft am Ausbau chinesischer Atomkraftkapazitäten zu beteiligen, werde jedoch nicht ausgeschlossen, daß eine „begrenzte Menge“ von bestrahlten Brennelementen in die Volksrepublik geliefert werden könnte. Ende September hatte die chinesische Regierung Berichte über ein angebliches Geheimabkommen mit Bonn dementiert und erklärt, China werde keinen atomaren Abfall irgendeines Landes übernehmen. Gleichzeitig wurde jedoch auch ein mögliches Kompensationsgeschäft im Zusammenhang mit Reaktorlieferungen durch die Kraftwerk Union (KWU) nicht ausgeschlossen. Entschieden sei darüber jedoch noch nicht. Deutsch–chinesische Gespräche über ein derartiges Geschäft werden bereits seit längerer Zeit geführt. Bereits 1984 hatte der damals zuständige Innenminister Friedrich Zimmermann (CSU) aber strikt Berichte zurückgewiesen, deutscher Atommüll solle in der Wüste Gobi endgelagert werden. Von informierter Seite wurde auch im Zusammenhang mit der jetzigen Regierungsantwort betont, es gehe ausschließlich darum, der Volksrepublik gegebenenfalls abgebrannte Brennstäbe aus deutschen Atommeilern zur Erprobung einer eigenen Wiederaufarbeitungstechnik zu überlassen.

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