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Atommüll in DeutschlandIn vier Phasen zum Endlager

Baden-Württembergs Umweltminister legt einen Plan für die neue Suche nach einem Endlager vor. Doch Norbert Röttgen und die Bundesregierung halten an Gorleben fest.

Die endlose Frage nach dem Endlager. Bild: dpa

Der grüne Umweltminister Franz Untersteller von Baden-Württemberg will im nächsten Jahr die Suche nach einem Endlager neu aufrollen. Sein Plan beinhaltet vier Phasen. In Phase I sollen auf der Basis vorhandener geologischer Daten bis 2014 vier mögliche Standortgebiete ausgewählt werden.

In Phase II könnten diese Standorte mit Bohrungen näher untersucht werden - bis spätestens 2021 sollen nur noch zwei Standorte zur Wahl stehen. Phase III ist die Untersuchung unter Tage und Phase IV schließlich die Auswahl eines Endlagerstandorts.

Voraussetzung ist für Untersteller, dass Bundestag und Bundesrat bis 2012 ein Gesetz verabschieden, das den Zeitplan und den Ablauf der Standortsuche für ein Endlager festlegt, die Finanzierung und die Zuständigkeiten im Auswahlverfahren regelt und eine Beteiligung der Öffentlichkeit im Verfahren festschreibt. Grundsätzlich sollten nur Ton- und Salzgesteine in die Suche einbezogen werden. Untersteller spricht sich gegen die Rückholbarkeit der Abfälle aus.

Bundesregierung bleibt bei Gorleben

Derweil setzt die Bundesregierung weiter auf den Standort Gorleben. Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) teilte seinem Parteikollegen, dem niedersächsischen Ministerpräsident David McAllister schriftlich mit, dass es zunächst bei der Erkundung des Salzstocks im Wendland bleibt. McAllister hatte zuvor Bedenken gegen das bisher verfolgte Konzept einer nicht rückholbaren Endlagerung geäußert.

Die atompolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Sylvia Kotting-Uhl, sagte, mit ihrem Festhalten an Gorleben zeige die Bundesregierung, dass sie "nicht ernsthaft an einer Lösung des Endlagerproblems arbeitet". Röttgen und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) seien "drauf und dran, eine historische Chance zu verspielen, zu einer Lösung des Atommüllproblems zu kommen".

Die Anti-Atom-Organisation ".ausgestrahlt" forderte die Stilllegung der noch laufenden AKWs. Niemand könne sagen, ob es künftig einen sicheren Lagerplatz für die Millionen Jahre strahlenden Hinterlassenschaften geben werde, sagte .ausgestrahlt-Sprecher Jochen Stay. Somit sei der Weiterbetrieb von neun Reaktoren nicht zu verantworten.

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7 Kommentare

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  • BW
    Bob Willis

    Das Brennmaterial wurde innerhalb der letzten Jahrzehnte zusammengeschart und kommt am Ende hochkonzentriert in ein "Endlager". Da kein Lager oder Speicher absolut dicht ist (schon gar nicht, wenn er sich mit der Zeit durch äußerer Einflüsse verformt), muss es letztendlich mit 100%iger Sicherheit zu einer Havarie kommen. Das aber auch nur, weil wir diesen Schadstoff als großes Ganzes vergraben. Das Ganze Problem ließe sich wesentlich umweltfreundlicher und gefahrloser angehen, wenn die Restmaterialien großflächig in 15 bis 20 Metern Tiefe vergraben werden. Großflächig heißt hier:

    Jeder deutsche Haushalt übernimmt eine kleine Menge Atommüll. Gleichmäßig aufgeteilt sind die Schadstoffkonzentrationen so gering, dass auch die kommenden Generationen keine Probleme zu befürchten haben.

    Ich selbst komme aus der Branche der Erneuerbaren Energien und denke, dass wir alle zusammen das bestehende Problem angehen und einen Teil der Last übernehmen sollten. Der Schadstoff ist da und muss weg. Als Nation sollten wir zusammenhalten, aus diesem Fehler (Kernenergienutzung) lernen und den Müll fein-zerkleinert begraben.

    Die (ehemaligen) AKW-Betreiber dürfen sich natürlich an der Entsorgung auch finanziell beteiligen ;)

    In dem Sinne:

    Auf gute Zusammenarbeit!

  • KF
    Öko Fritz

    @JanG

     

    Ich kann die Argumentation mit den langen Zeiträumen sehr wohl nachvollziehen und finde es auch interessant, jedoch kann ich dies aus ethischen bzw. sozialen Gründen (Verantwortung) nicht akzeptieren:

     

    Wäre es andersherum:

    Wir hätten JETZT einen kurzeitigen "Nachteil" und dann 1.000.000 Jahre den Nutzen davon, wäre dies gesellschaftlich - aus meiner Sicht - annehmbar; andersherum nicht.

    Allerdings haben wir JETZT für einen Moment Strom (der oft noch vergeudet wird) und es entstehen Nachteile (Endlagerung, CO2 Probleme,etc.) für "ewige" Zeiträume!

     

    Beispiel:

    Wenn wir JETZT einen Baum pflanzen überschreitet das auch unsren menschlichen Horizont. Aber je nach Sorte kann der Baum 1000 Jahre CO2 binden, Schatten geben, Früchte tragen, etc.

    also Baumpflanzen = kurzzeitige Arbeit, Nutzen gut! -

    Das Risiko, dass der Baum einem zB bei Biltzeinschlag erschlägt ist gering und nicht mit den Gefahren, Risiken und Folgen bei der Atom- , GEN-Techniknutzung vergleichbar.

     

    Fazit:

    Kinder dürfen nicht mit dem Feuer spielen!

     

    Erwachene sollen die Finger von "Atom" und "Gen"-Technik lassen!

  • J
    JanG

    @Öko Fritz

     

    Wenn der Endlagerbetrieb sachgemäß funktioniert und durchgeführt wird (und es spricht nichts dagegen, dass dem so ist angesichts der extrem hohen Standards die durch die Gesetze und Regelwerke vorgegeben sind), dann werden nach der Schließung des Endlagers die folgenden Generationen nichts mehr davon mitbekommen. Weder wird Strahlung noch Abfall in die Biosphäre gelangen - zumindest über den geforderten Zeitraum. Und auch die Gegend selber wird in den Zustand einer "grünen Wiese" zurückverwandelt.

     

    Die Probleme der Entsorgung lasten also wirklich nur auf den Schultern derjenigen, die diese Technik genutzt haben und nicht auf denen der Folgegeneration.

     

    Und nochmal: eine Mio Jahre sind nicht viel. Sie dürfen nur nicht den Fehler machen, alles aus einem menschlichen Maßstab zu betrachten. Es ist doch so, dass viele Wissenschaften bereits ihre eigenen Maßstäbe mitbringen. Beispielsweise war mein Studienfach die Kernphysik. Dort werden Reaktionen zwischen Teilchen betrachtet und studiert, die nur eine Milliardstel Sekunde dauern. Trotzdem gilt das schon fast als ein langer Zeitraum angesichts anderer Reaktionen, die in noch bedeutend kürzerer Zeit ablaufen. Das krasse Gegenteil findet sich in der Astronomie, speziell in der Kosmologie: hier werden Zeiträume betrachtet, die über mehrere Millionen, ja sogar Milliarden Jahre ablaufen. Dennoch kann zum Beispiel auf der Grundlage der Kenntnis fundamentaler physikalischer und chemischer Prozesse (Kernreaktionen im Stern) sowie der zugehörigen Naturgesetze (Bewegung eines Sterns im Raum) ausgehend von den Beobachtungen in der Gegenwart die Entwicklung eines Sterns in der Zukunft bis zu seinem Tod zuverlässig beschrieben werden.

     

    Aber auch zwischen den hier beschriebenen, unglaublich kurzen und schier ewig langen Zeiträumen gibt es unterschiedliche Maßstäbe: ein Historiker beispielsweise betrachtet Entwicklungen von einzelnen Personen, aber auch bis über viele Generationen hinweg. Biologen hingegen studieren Zeiträume die, im Rahmen von evolutionären Betrachtungen, auch mal zehn- oder gar hundertausend Jahre umfassen können.

     

    Wichtig ist also, dass ein dem Problem angemessener Maßstab gewählt wird. Und für die vorliegende Problematik darf das nicht ein historischer, astronomischer, kernphysikalischer oder gar menschlicher Maßstab sein, hier muss die geologische Zeitskala gewählt werden. Im Rahmen dieser Skala werden Prozesse betrachtet, die naturgemäß weitaus langsamer ablaufen als wir aus unserer Alltagswelt kennen: die Bewegung der Kontinente, das Entstehen und Vergehen von Gebirgen oder Wanderungen von Gletschern.

  • KF
    Öko Fritz

    @JanG:

    Zitat: "Eine Million Jahre ist hier in der Tat nicht viel."

     

    Die Dauer der erforderlichen Lagerung von Atommüll wird aus meiner Sicht bei den "Kerngedanken" unverantwortlich heruntergespielt:

     

    Salopp formuliert:

     

    "Es ist doch sittenwidrig, wenn wir für einen sehr kurzzeitigen Luxus – also Strom, eine Technik, die wir erst seit ca 1866 kennen und nutzen – Strom den wir JETZT verbrauchen und oft sogar gedankenlos verschwenden unzähligen Generationen von ungeborenen Menschen diese Last ungefragt der Strahlung (Und vieles mehr) aufbürgen!"

     

    Wir sind Gast auf dieser Erde!

     

    Daher sollte niemand unseren Nachkommen Dinge aufbürden, die unseren Lebenszeithorizont überschreiten, schon gar nicht in einer Größenordnung von 1.000.000 Jahre! – Das ist aus menschlicher Sicht "ewig"!

     

    Wir haben es geschafft in 200 Jahren "Industrialisierungszeitalter" viele Gleichgewichter der Erde zu zerstören: Wälder gerodet, GEN-technische Manipulationen, Biosysteme zerstört, Artenvielfalt reduziert, Meere verschmutzt und überfischt, Polkappenschmelze, ... etc.

     

    Unser Plantet wird sich wehren, ähnlich wie es bei anderen Systemen passiert:

    Befällt ein Parasit seinen Wirt so sehr, daß dieser selbst nicht überleben kann, wird auch der Parasit umkommen. ...

     

    Ergo: Schöpfung/Evolution 2.0, wenn/weil wir es vergeigen... und "Gott spielen wollen", uns als Krönung der Schöpfung sehen.... und superschlauen Physikern die Macht über unsere Gattung geben...

     

    "Amen"

     

     

    PS: Kosten Atommüll...

    http://kritischerblick.wordpress.com/2011/03/27/nebenkosten-exklusive-die-luge-vom-billigen-atomstrom/

  • J
    JanG

    Der Abfall ist da. Und das wäre auch der Fall, wenn wir nie die kerntechnische Energieerzeugung genutzt hätten (Stichwort: medizinische und materialwissenschaftliche Anwendungen sowie Forschung).

     

    Nun muss dieser Abfall entsorgt werden, eine Lösung muss gefunden werden. Ist diese eines Tages gefunden, dann macht es keinen Unterschied ob wir nun 10.000 oder 100.000 Kubikmeter entsorgen müssen. Daher zeigt die Forderung von .ausgestrahlt nur eine Sache sehr deutlich: dass die dort zuständigen Leute keine Ahnung haben wovon sie eigentlich reden. Bedauerlich dass sie sich dann nicht an den schönen Spruch von D. Nuhr halten.

     

    Btw: als Physiker der nun schon länger in der Endlagerforschung tätig ist denke ich sehr wohl, dass die Endlagerung technisch realisierbar ist. Das grundlegende Konzept habe ich hier mal beschrieben:

    http://www.kerngedanken.de/2010/08/endlagerung-in-deutschland-wie-funktioniert-das/

  • KF
    Öko Fritz

    Sodom und Gomorra!!!

     

    Wir leben in einer korrupten Welt.

    "Finanzhaie" manipulieren unsere Politiker...

     

    Das war und ist beim Thema "Atom" deutlich zu sehen!

     

    Die Gesellschaft und Menschheit leidet darunter!

     

    A u f w a c h e n ! ! !

     

    Ergo:

    Stay hat recht: abschalten, sofort!

     

    PS:Jeder kleine Gastronom bekommt Ärger, wenn er keine Parkplätze (selbst mitten in einer Fußgängerzone nachweisen kann), oder wenn er seinen Müll einfach nicht entsorgen würde....

     

    Die Kleinen werden gepiesackt. Den Großen paßt man sich an... schade!

  • B
    Bernd

    Jetzt hat die Technologiegläubikeit auch schon grüne Minister infiziert? Nicht rückholbar ist für mich ein Synonym für nicht beherrschbar. Menschen sind nun mal weder allwissend, noch in der Lage, theoretisch mögliches technisch 100% fehlerfrei umzusetzen. Deshalb hat jeder gute Plan Rückfallpositionen und Alternativen. Bei nicht rüchholbarer Endlagerung sehe ich die nicht. Das erinnnert eher das Vabanque eines vom Glück verlassenen Spielers.