Atommüll endlich in Deutschland verteilt: Auch Bayern nimmt Castoren

Horst Seehofer gibt nach. Sieben Behälter mit aufbereitetem Atommüll aus Sellafield und La Hague werden im AKW Isar zwischengelagert.

Die Luftaufnahme zeigt die Kernkraftwerke Isar 1 (l) und 2 mit dem Kühlturm nahe Essenbach bei Landshut (Bayern).

Die Atomkraftwerke Isar 1 und 2 nahe Essensbach bei Landshut in Bayern. Foto: dpa

BERLIN taz | Nach über zwei Jahren hat die Bundesregierung eine Lösung für den Atommüll gefunden, den Deutschland aus den Wiederaufbereitungsanlagen im britischen Sellafield und dem französischen La Hague zurücknehmen muss. Die insgesamt 26 Castorbehälter werden auf die Zwischenlager an den Atomkraftwerksstandorten Philippsburg in Baden-Württemberg, Biblis in Hessen, Brokdorf in Schleswig-Holstein und Isar in Bayern verteilt, berichtete das Bundesumweltministerium am Dienstag.

Bayern hatte sich bisher geweigert, den Atommüll zurückzunehmen – unter anderem mit Verweis auf die längere Transportstrecke. Nun gibt sich Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) plötzlich geläutert.

„Die sichere Lagerung und Zwischenlagerung von Relikten aus der Zeit der Atomenergie ist eine gesamtstaatliche Aufgabe“, erklärte er. „Bayern wird hier selbstverständlich Mitverantwortung übernehmen.“ Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) dankte ihm für diese „konstruktive Haltung“.

Um diese zu erreichen, war allerdings reichlich Druck notwendig. Als Reaktion auf die bayerische Verweigerung hatte Hendricks im Sommer einseitig ein Konzept zur Verteilung der Castoren vorgestellt – was zu scharfem Protest aus der CSU führte. Ein Koalitionsgipfel verdonnerte die Umweltministerin dazu, sich mit den Bayern zu einigen. Das ist nun geschehen.

Allerdings bekommen sie etwas weniger strahlenden Müll als von Hendricks ursprünglich geplant: Statt neun Castorbehältern sind es nun sieben. Ebenso viele gehen zwischen 2018 und 2020 nach Brokdorf und Biblis; fünf Behälter aus Frankreich sollen 2017 nach Philippsburg transportiert werden.

Die Bayern wollten keinen Atommüll

In der Vergangenheit war der Atommüll aus der Wiederaufbereitung ins oberirdische Zwischenlager Gorleben transportiert worden. Doch als der damalige CDU-Bundesumweltminister Peter Altmaier im Jahr 2011 einen Neustart der Suche nach einem Endlager verkündete, sagte er gleichzeitig zu, keinen weiteren Atommüll nach Gorleben zu schaffen, um zu verhindern, dass damit weiter Fakten geschaffen werden.

Doch Altmaier gelang es nicht, mit den Ländern eine Einigung zu erzielen, wohin die Castorbehälter stattdessen gehen sollen. Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein, wo die Grünen für die Energiepolitik zuständig sind, erklärten sich zwar schnell zur Aufnahme einiger Behälter bereit – aber nur unter der Bedingung, dass auch CDU-regierte Länder einen Teil des ungeliebten Mülls übernehmen.

Nach Ansicht von Jochen Stay von der atomkraftkritischen Organisation ausgestrahlt sind damit aber „längst noch nicht alle Probleme vom Tisch“. Er kritisierte, dass die Decke des Zwischenlagers in Isar zu dünn sei, um den Absturz eines großen Airbus zu überstehen. Zudem fehle dort die Möglichkeit, die französischen Behälter im Falle einer Beschädigung zu reparieren, sagte Stay.

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