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Atomkraft in SpanienAcht AKW, vier Störfälle

Die Betreiber der spanischen AKW sparen: die Anlagen sind alt, die Arbeiter nur ausgeliehen. Nun macht eins nach dem anderen Probleme.

Kaputtes Ventil: Reaktor Asco 1 im katalonischen Tarragona Bild: AP

MADRID taz In nur 72 Stunden kam es in vier der acht spanischen Atomkraftwerke zu Störfällen: Den Auftakt machte Ende letzten Monats der Reaktor Ascó I in der katalanischen Provinz Tarragona. Er sollte nach Reinigungsarbeiten wieder angefahren werden. Ein Ventil des Kühlkreislaufes machte den Betreibern einen Strich durch die Rechnung. Es schloss nicht mehr. Jetzt wird der Reaktor von Technikern der spanischen Aufsichtsbehörde, des Nuklearen Sicherheitsrats (CSN), untersucht. Wann er wieder in Betrieb gehen kann, steht nicht fest. Pro Tag verlieren die Betreiber 1 Million Euro.

Ascó I war am 10. Juni für die Reinigungsarbeiten abgeschaltet worden. Denn im November vorigen Jahres war radioaktiver Staub aus dem Reaktorgebäude entwichen - was die Betreiber fünf Monate lang verschwiegen hatten. Erst als Umweltschutzorganisationen von Arbeitern informiert wurden, kam der Störfall an die Öffentlichkeit.

Der zweite Störfall war im Nachbarreaktor Ascó II: Dieser lief ain der vergangenen Woche acht Stunden lang nur mit 70 Prozent seiner Leistung. Schuld war eine Pumpe, die weniger Wasser als vorgesehen in die Turbinen schaffte. Kurz darauf vermeldete das ebenfalls in Tarragona gelegene Atomkraftwerk Vandellòs einen Feueralarm. Er war ausgelöst worden, nachdem aus einer Pumpe Öl entwichen war.

Im benachbarten Valencia schließlich lief das AKW Cofrentes den ganzen Dienstag über mit nur 56 Prozent seiner Leistung. Auch hier ging die Durchflussmenge des Primärkreislaufes zurück. Warum, ist noch nicht geklärt.

Bei keinem der Unfälle entwich Radioaktivität. Menschen wurden keine verletzt. Während der Nukleare Sicherheitsrat von einer "unglücklichen Häufung" von Zwischenfällen spricht, beschweren sich die Umweltschützer über den schlechten Zustand der spanischen Reaktoren. Alle vier betroffenen AKWs gehören mit unterschiedlichen Beteiligungen den beiden größten spanischen Stromerzeugern Endesa und Iberdrola.

"Die Philosophie der Betreiber lautet: Weiterlaufen lassen um jeden Preis", beschwert sich Greenpeace-Sprecherin Sarah Bizzinato. Die Strafen bei Verstößen gegen Sicherheitsauflagen seien so gering, dass die Unternehmen diese gerne in Kauf nehmen, um weiter Strom zu erzeugen, meint Bizzinato. Um die Gewinne zu maximieren, wurden außerdem immer wieder Stellen abgebaut. Altgediente Arbeiter gingen in den Frühruhestand und wurden durch Leiharbeiter ersetzt. Mittlerweile gehören weniger als ein Drittel der Arbeiter zur Stammbelegschaft.

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2 Kommentare

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  • NP
    Nuclear Power Plant COFRENTES, Valencia

    bitte recherchieren und Interview mit Geologie-Professor Thema:

     

    Central Nuclear Cofrentes, Valencia

    Central Nuclear Ascó.

    Central Nuclear Vandellós

    + Zwischenlager

     

    Central Nuclear Cofrentes, Valencia liegt auf der tektonische Plattengrenze afrikanische Platte und europäische Platte und in Sendai, japan im Tiefseegraben hat es beispielsweise am 11.3.2011 genau 9,0 Richter Skala gebebt....das ist ca. 10x Wasserstoffbombe und der Meeresboden hat sich in einem Sekundenbruchteil 50 Meter bewegt....PROST MAHLZEIT !!!

  • BW
    bernhard wagner

    Realistisch wäre: Auf den Halbwüstenflächen im Süden Spaniens (auch Portugals) könnten viele Anlagen wie Andasol 1 bei Almeria gebaut werden, mit der Modifikaton, dass auch im Schatten der mehrere Meter hohen Parabolrinnen Landwirtschaft nach Bio-Kriterien betrieben wird, z.B. kann dort Gras wachsen u. es können dann dort Schafe u. Ziegen weiden.

     

    Außerdem könnten neue Gebäude verpflichtend Solaranlagen auf den Dächern haben, und bereits bestehende nachgerüstet werden, z.B. könnten die Eigentümer angeregt werden, geeignete Flächen an den Staat, bzw. auch die Stadt/Gemeinde zu vermieten, der/die dann die Kosten für die Installation der Anlagen übernehmen könnte u.s.w.

     

    Ob thermische oder photovoltaische Anlagen am jew. Standort effektiver sind, könnten Ingenieure etc. entscheiden.

     

    In Deutschland wäre - gestützt auf den Satz im Grundgesetz: "Eigentum verpflichtet" - etwas ähnliches sogar verpflichtend möglich, als Beitrag zum Allgemeinwohl derer, die geeignete Flächen besitzen, angesichts dringenden Handlungsbedars (dass dieser besteht, bedürfte es freilich erst ein Bewusstsein, auch beim Bundesverfassungsgericht bei Klagen, die da sicher von Gegnern des Konzepts kämen). Zumindest aber durch Schaffung von Anreizen wäre ein 'freiwilliges' Vermieten der Dachflächen etc, siehe oben, leicht möglich.

     

    AKW könnten dann endlich viel schneller abgeschaltet werden, auch in Spanien.