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Atomforum macht auf coolSchön verstrahlt

Cooler Club und junge Kronzeugen für Atomkraft: Im Bemühen um ein neues Image überlässt das Deutsche Atomforum nicht viel dem Zufall. Ein Ortstermin.

Berliner Panorama, in das das Atomforum gerne ein AKW einfügen würde - zumindest auf dem Getränkebon. Bild: reuters

Aus den schweren Boxen dringt gedämpfte Musik, finstere Security-Leute bewachen die Eingänge, freundliche Hostessen verteilen Begrüßungscocktails, und elegant gekleidete Menschen, überwiegend zwischen 25 und 45, stehen smalltalkend an der Bar: Auf den ersten Blick ist im Berliner Edel-Club 40seconds alles wie immer.

Doch tatsächlich geht es an diesem Mittwochabend um Großes: "Deutschland - deine Zukunft" heißt das umfassende Motto, unter dem das Deutsche Atomforum zur Diskussion geladen hat - laut Ankündigung "vorurteilsfrei und unkonventionell". Doch was zu dieser Zukunft dazu gehört, daran soll es natürlich keinen echten Zweifel geben, wenn der zentrale Lobbyverband der Atomwirtschaft einlädt. Auf den fünf Bons für Freigetränke, die jeder Gast erhält, ist die Vision eines Atomkraftwerks direkt neben dem Brandenburger Tor in Berlin zu bewundern.

Zu erklären, warum das Abschalten von AKWs keine gute Idee ist, überlässt der Verband an diesem Abend überwiegend anderen: Eine ganze Riege smarter junger Diskutantinnen und Diskutanten ist vor den Fenstern des Clubs aufgebaut, durch die die Skyline des Potsdamer Platzes leuchtet. Carsten Reinemann, der es mit 37 Jahren schon zum Professor für Kommunikationswissenschaft an der Universität München gebracht hat, darf zum Einstieg berichten, dass junge Menschen Atomkraft heute viel weniger ideologisch sehen.

Der amtierende Tischtennis-Europameister Timo Boll, laut Selbsteinschätzung "kein Energieexperte", geht davon aus, dass wir "immer mehr Strom benötigen werden" und darum "alle Möglichkeiten ausschöpfen sollten". Außerdem sei Atomstrom ja billig - wenn auch nicht ganz kostenlos wie der Strom, den Boll als Olympiamedaillengewinner ein Jahr lang vom Atomanbieter Eon bezieht.

Die schwedische Journalistin Therese Larsson berichtet, warum ihr Land den Atomausstieg revidiert und warum Kohlekraftwerke problematischer sind als Atomreaktoren. Jungunternehmer Emanuel Heisenberg, der selbst Biogas-Turbinen herstellt, tritt als Kronzeuge gegen seine eigene Branche auf, indem er erklärt, man dürfe "die Erneuerbaren nicht überfordern" und sollte längere AKW-Laufzeiten als "Übergangstechnologie" akzeptieren - sekundiert vom Junge-Union-Vize Johannes Pöttering, der vor einer "De-Industrialisierung" Deutschlands warnt.

Der einzige echte Atomkraftgegner auf dem Podium, der Neu-Grüne und Alt-Attacler Sven Giegold, hält zwar faktenreich dagegen und kann viele Argumente widerlegen. Doch den präzise inszenierten Gesamteindruck - viele junge Leute denken neu über Atomkraft nach - kann er angesichts der Fünf-zu-eins-Zusammenstellung des Podiums nicht ernsthaft gefährden. Zumal auch der Journalist Hajo Schumacher als Moderator diesen Eindruck bestärkt, wenn er erklärt, er habe "früher auch einen Anti-Atom-Aufkleber auf dem Auto" gehabt, doch nun frage er sich auch, ob es wirklich besser sei, Atomstrom stattdessen zu importieren. Für Lobby-Interessen instrumentalisiert fühlt er sich dabei nicht - schließlich liege das Honorar "im üblichen Rahmen" und bei den Fragen habe es "keine Einmischung" gegeben.

Atomforums-Geschäftsführer Dieter Marx ist mit dem Abend zufrieden: Anders als bei sonstigen Veranstaltungen des Verbands, wo "ein älteres Publikum einem noch älteren Podium" lausche, sei es nun gelungen, junge Menschen zu erreichen. Ganz dem Zufall überlassen hat man deren Zusammensetzung aber nicht. Trotz selektiver Einladung und langfristiger Anmeldepflicht fanden sich zwar auch einzelne Vertreter von Umweltverbänden zu den Cocktails und Häppchen im 40seconds ein; den Großteil des Publikums stellten aber neben jungen Mitarbeitern von Atomunternehmen viele Nachwuchskräfte von Union und FDP.

Auch dass die Presse nur sehr selektiv eingeladen wurde - die taz etwa erfuhr nur durch Zufall von dem Termin -, spricht dafür, dass das Atomforum die Vermarktung der Veranstaltung, die von mehreren eigenen Kamerateams und Fotografen dokumentiert wird, gern in der eigenen Hand behalten will. Originelle Postkartenkampagnen ("Willst du wirklich mit mir Schluss machen?"), eine geplante Kooperation mit Deutschlands größter Schülerzeitung Spiesser und Werbeartikel über die "Generation Energiezukunft" zeigen die neue Stoßrichtung der PR an.

Doch zumindest ein wenig profitieren auch die Atomkraftgegner von dem exklusiven Abend. Denn Sven Giegold präsentierte dort nicht nur ihre Argumente. Er bestand in seinem Vertrag auch darauf, dass das Atomforum das angebotene Honorar von immerhin 1.000 Euro an die Anti-Atom-Kampagne des Onlinenetzwerks Campact überweist. Dort allerdings will man das Atom-Geld gar nicht haben. Wer nun stattdessen bedacht wird, ist noch offen.

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23 Kommentare

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  • CM
    claus moldenhauer

    ich suche atom foren im internet, ich habe eine frage: wann findet die nächste demo in berlin gegen die atomindustrie statt. das heutige datum: 20.9.2010.

    mfg claus moldenhauer

  • CR
    Carsten Reinemann

    Lieber Laub72,

     

    ihre Ausführungen beruhen leider auf

    einer falschen Mediendarstellung. Wie bereits in einem früheren Kommentar verdeutlicht (s.u.): Ich habe nicht (!) gesagt, Jugendliche seien heute "ideologiefreier". Ich habe deshalb auch nicht den Schluss gezogen, sie seien aus diesem Grund weniger kritisch gegenüber Atomenergie. Ich wollte daher auch nicht den Umkehrschluss nahe legen, die Ablehnung der Atomkraft resultiere aus ideologischer Verbortheit.

    Ich habe vielmehr(1) davon gesprochen, dass das Interesse an Umwelt- und allgemein an gesellschaftspolitischen Themen besonders bei Jugendlichen rückläufig ist bzw. eine deutlichere Spaltung in Interessierte und Uninterssierte zu beobachten ist (was man tatsächlich u.a. mit Allensbach-Daten belegen kann; www.ifd-allensbach.de). Außerdem habe ich (2) gesagt, dass von den europäischen Ländern, in denen Atomkraftwerke betrieben werde, in Deutschland (mit Spanien) zwischen 2005 und 2008 die stärkste Veränderung in den Ansichten zu Atomkraft messbar ist (Eurobarometer Spezial 297. S. 8; abrufbar im Internet). Schließlich habe ich (3) darauf hingwiesen, dass im Gegensatz zu den anderen EU-Ländern mit AKWs in Deutschland die Mehrheit der Bevölkerung den Betreibern nicht vertraut (Eurobarometer Spezial 271, S. 31; ; abrufbar im Internet).

     

    Carsten Reinemann

  • L
    Laub72

    Interessiert habe ich zur Kenntnis genommen, dass Herr Prof. Reinemann sich in den PR-Dienst des Deutschen Atomforums stellen lässt - freilich nur, um vermeintlich kommunikationswissenschaftliche Erkenntnisse zur vermeintlichen Entideologisierung der deutschen Jugend und ihren vermeintlich ambivalenten Verhältnis zur Atomenergie preiszugeben.

     

    Natürlich ist es eine Frage, welchem Wissenschaftsverständnis man anhängt - rein deskriptiv-empirisch oder normativ -, und ob Wissenschaftler sich positionieren dürfen oder gar sollen.

     

    Interessieren würde mich als Student an der LMU München,

     

    welche Quellen Sie, Herr Prof. Reinemann, zitieren bzw. auf die sich stützen, die eine angebliche unideologische Haltung von Jugendlichen seitens der Kernenergie angeblich belegen?

     

    Sind es etwa Allensbach-Noellemann-CDU-Instituts-Umfragen, die dies belegen, dessen wissenschaftliches Kind Sie als Mainzer Absolvent sind?

     

    Die Ablehnung der Kernenergie und der Ausstieg aus dem Ausstieg wird stabil von 47 bis 51 Prozent der Bevölkerung so gesehen, belegt durch verschiedene Institute - wie kommen Sie zu solchen Aussagen? Machen Sie Ihre Quellen transparent! Das wäre für den wissenschaftlichen Diskurs, den Sie da in irgendeiner Weise auf dem Podium repräsentieren sollten, nur hilfreich!

     

    Man fragt sich schon, was Sie dazu bewegt, sich in die PR-Maschinerie der Atomlobby einspannen zu lassen. Man könnte Ihr Auftreten auf dem Podium auch so verstehen, dass Sie gerade der vermeintlichen Ambivalenz der Jugend anheim fallen, indem sie sogar durch ihre persönliche Meinung - gepaart und autorisiert hier durch ihre vermeintliche wissenschaftliche Expertise - einfach nur herbeireden.

     

    Ob Sie damit der Uni München im Allgemeinen und der deutschsprachigen Kommunikationswissenschaft im Besonderen, die sich um empirisch-quantitativ abgesicherte und zunächst nicht normative Aussagen bemüht, einen Gefallen getan haben, bleibt offen.

     

     

    Interessant ist auch, dass einschlägige neueste Studien von allen Seiten auf dem Atomforum-Lobbyplattform nicht zur Kenntnis genommen werden

     

    Stichworte:

     

    Prognose BMU

    Prognose BDEW

    Prognose BEE 2020

    Dena-Netzstudie

    Ieea-Studie

     

    etc

     

    Alle sehen die Erneuerbaren bei 30 bis 50 Prozent bis 2020, Grundlastkraftwerke wie Atomenergie verhindern ihren Ausbau und Wachstum, Deutschland hinkt beim flexiblen Supergrid-Ausbau hinterher, Uranimporte werden teuerer usw.

     

    Die Argumente sind uralt, das stimmt, aber immer noch so neu und aktuell, dass sie hoffentlich nicht durch diese wirklich geschickte PR-Arbeit des Deutschen Atomforums konterkariert werden können.

  • MK
    Malte Kreutzfeldt

    Sehr geehrter Herr Heisenberg,

    im Artikel geht es nicht um eine ausführliche Erörterung von Pro & Contra zur Atomkraft - es geht um die neue (und überaus geschickte!) Form der Lobbyarbeit des Atomforums. Davon waren Sie an diesem Abend - freiwillig oder unfreiwillig - ein Teil. Die haben Sie doch nicht eingeladen, um die Erneuerbaren zu loben, sondern, weil Sie - als Vertreter dieser Branche - fordern, die Erneuerbaren "nicht zu überfordern" und längere AKW-Laufzeiten für akzeptabel erklären. Genau diese beiden Zitate finden sich übrigens auch in der Zusammenfassung der Veranstaltung, die das Atomforum verschickt hat. (Letzter Satz: "Daher dürfe man auf die Kernenergie als zuverlässige Grundlastenergie und Brückentechnologie vorerst nicht verzichten.")

    Auf der Webseite des Atomforums (www.kernenergie.de) liest sich der Teil über Sie übrigens völlig anders. Haben Sie da interveniert? Jedenfalls belegt die ursprüngliche Darstellung meiner Meinung nach sehr schön, was das Atomforum mit diesem Abend bezweckt hat - und um nichts anderes ging es mir.

    Freundliche Grüße

    Malte Kreutzfeldt

  • EH
    Emanuel Heisenberg

    Sehr geehrter Herr Kreuzfeldt,

     

    hier die in der Diskussion von mir getroffenen Äußerungen (siehe auch Mitschnitt der Veranstaltung).

     

    In der dezentralen Energieerzeugung aus erneuerbaren Brennstoffen liegt die Zukunft. Ein Übergang ist langwierig, die Energiewirtschaft hat lange Projektzyklen.

    Wir sind mitten auf dem Weg zur Klimakatastrophe – in Deutschland werden bis zur Jahrtausendwende die Temperaturen auf das Niveau von Nordafrika steigen, wenn wir weltweit keinen dramatischen Richtungswechsel in der Energieversorgung vollziehen. Wir müssen deswegen die “Kohlenstofffrage” lösen und keine weiteren Kohlekraftwerke ans Netz nehmen. Als Übergangstechnologie bis wir unseren Energiebedarf aus intelligenten, regelbaren Kleinkraftwerken decken, sehe ich Kernenergie als kleineres Übel. Ich bin für eine Verlängerung der Laufzeiten der Kernkraftwerke bei gleichzeitiger Besteuerung von Atomstrom von ca. 20 EUR / MWh. Die hierbei erlösten Milliarden sollten zur Basisforschung für dezentrale Energieanlagen verwendet werden.

     

    Ich hätte mich gefreut, wenn meine Argumentation in Ihren Artikel berücksichtigt worden wäre.

     

    Mit freundlichen Grüßen,

     

    Emanuel Heisenberg

  • MK
    Malte Kreutzfeldt

    Hallo Herr Reinemann,

    mein Eindruck bei der Veranstaltung war, dass Sie viele Argumente im Sinne der Veranstalter gebracht haben (Umschung der öffentlichen Meinung hin zur Kernenergie, Jüngere sind weniger interessiert und weniger misstrauisch - so werden Sie übrigens heute auch in einer vom Atomforum verschickten Zusammenfassung zitiert). Weil Sie sich aber als einziger nicht explizit zur Frage der Laufzeitverlängerung geäußert hatten, habe ich Sie anschließend zur Sicherheit gefragt - und als Sie dann bestätigten, dass Sie diese befürworten, habe ich Sie bei der 5:1-Zusammenstellung entsprechend gezählt.

     

    Hallo Herr Schumacher,

    Sie als Moderator habe ich bei bei der 5:1-Darstellung übrigens nicht gezählt - auf dem Podium waren schließlich - zusätzlich zum Moderator - sechs TeilnehmerInnen.

     

    Freundliche Grüße

    Malte Kreutzfeldt, taz

  • BG
    Bürger G.

    @Kolke S: nocheinmal: ich singe nicht das lied derer dessen Brot ich ess´ !!! und woher wollen sie wissen, dass ich NICHT in Chernobyl war?! An Ihren Äußerungen merkt man aber, dass sie von der Thematik KEINE Ahnung haben und nur polemisieren wollen!

     

    @ Karsten H: Sie sagen ja selbst, dass Ihre Argumente Ur-Alt sind: leider hat sich die welt, da keine Scheibe, weiter gedreht! Wenn ich Begriffe wie Atomstaat von Ihnen höre, merkt man, welcher Ideologie sie entspringen: Mit Argumenten ist da leider nicht bezukommen

     

    @taz: Es würde sich für eine engagierte Zeitung wie Ihre, die eben nicht Mainstream aber intelligenter sein will als andere Blöd-Zeitungen, lohnen, dass Thema Kernenergie ideologiefreier und ehrlicher zu betrachten, denn die ganzen intelligenten Menschen in der Rudi-Dutschke-Straße (die ja bekanntlich Vorfahrt vor der Axel-Springer-Straße hat) können doch nicht ernsthaft das glauben was sie zum Thema Kernenergie hier von sich geben?! Ist das einem Journalist nicht selbst peinlich?!

  • KH
    Karsten H.

    Wir Atomkritiker argumentiere seit Jahrzehnten besonnen ruhig und äusserst sachlich.

    Täglich überzeugen wir mehr Menschen.

    Dabei haben wir gar keine neuen Argumente. Die brauchen wir auch nicht, weil unsere ur-alten täglich stichhaltiger werden.

    Wo ist eine sichere Lagerung vom Atommüll?

    Wo bleiben die Bürgerrechte im Atomstaat?

    Atomkraft ist keineswegs nachhaltig. Für den Abbau von Uranerz werden riesige Landstriche verwüstet, vergiftet und radioaktiv verseucht.

    Wir haben die dreisten Lügen der Atommafia von der angeblich sicheren und sauberen "Wiederaufarbeitung" als solche entlarft.

    Tatsächlich werden bei diesem hochgefährlichem Prozess, mit absurd hohem Strom- und Wasserverbrauch unter inkaufnahme einer ebenso unvorstellbar großen radioaktiven Verseuchung der Umwelt und der Weltmeere nich einmal ein Prozent der Radioaktiven Stoffe, die unvermeidlich im AKW entstehen wiedergewonnen. Das Volumen der Ursprünglichen "abgebrannten" Brennelemente nimmt dabei auf das 20Fache zu. Im Nebeneffekt werden viele andere in den Brennstäben vorher gebunden hochradioaktiven Sroffe frei.

    Die "sachlichen" Atombefürworter (-Gläubige) haben diese Atommüllvervielfachung jahrzehntelang als "Atommüllbeseitigung" verkauft.

    Atommafia versenken!

    Volle Rehabilitierung von allen kriminalisierten und verurteilten Atomkraftkritikern!

  • TR
    Thorsten Reinhardt

    Man kann doch nicht im ernst dagegen sein, dass das Atomforum das Gespräch mit Kritikern sucht. Herr Giegold hat es angenommen - und dafür ist ihm sher zu danken. Offenbar sind aber viele AKW-Kritiker gar nicht bereit, den Austausch mit den Befürwortern zu führen. Sie meinen, sie wüssten bereits alles. Das ist borniert - auch und gerade vor dem Hintergrund, dass Deutschland inzwischen das einzige Land in Europa ist, das an dem Ausstieg festhält. "Am deutschen Wesen soll die Welt genesen" - manchmal denkt man, die romantisierden AKW-Kritiker sind auf üblen Abwegen. Nicht nur, weil sie einen deutschen Sonderweg beschwören (und der hat der welt in der Vergangengheit viel Unheil gebracht), sondern weil ihnen die CO2-Situation offenbar völlig egal ist.

  • HS
    hajo schumacher

    lieber herr kreutzfeldt,

    ich möchte mich prof. reinemann anschließen. auch mich haben Sie nicht explizit nach meiner haltung gefragt; generell haben Sie für einen journalisten ohnehin recht wenig gefragt, sondern vor allem Ihre meinung dargelegt. fazit: ohne die lästige fragerei kann aus einem 5:1-podium ganz schnell eine 4:3-aufstellung werden. die wissenschaft unterscheidet übrigens zwischen recherche- und thesen-journalisten.

    besten gruss

    Ihr schumacher

  • KS
    Kolke S

    Sehr geehrter Herr Bürger, Sie scheinen ja vom Stamm "wes Brot ich ess,des Lied ich sing" zu sein. Fahren Sie einfach mal nach Weissrussland oder besser spenden Sie für die verstrahlten und leidenden Kinder und erklären Sie Ihnen dann auch gleich mal,dass es mit ihren Genen nicht so gut bestellt ist. Keine Polemik und auch keine Teilzitate. Ich sag nur "Asse" und "Halbwertzeit".

  • B
    Benjamin

    Lieber Herr Kreutzfeldt,

     

    auch ich war bei dieser Veranstaltung und muss leider enttäuscht feststellen, dass Sie absichtlich einen völlig falschen Eindruck generieren wollen. Bei einem Großteil der Leserschaft kommt es offensichtlich sehr gut an, wenn das Feindbild "Atomlobby" oder "Stromkartelle" aufrechterhalten wird.

     

    Es wäre jedoch wünschenswert, wenn alle beteiligten Akteure in Deutschland versuchen würden, das Thema sachlich anzugehen. Jeden zu diffamieren, der kein überzeugter Atomkraftgegner ist, dient sicherlich nicht dem Allgemeinwohl. Wieso sich bspw. jemand der mit Erneuerbaren Energien sein Geld verdient nicht dezidiert für eine Laufzeitverlängerung aussprechen darf, wird leider nicht ersichtlich.

     

    Anscheinend sind Ihnen Ihre persönlichen Interessen, seien sie jetzt ideologischer oder finanzieller Art, deutlich wichtiger als ein vernünftiger Diskurs.

     

    Mein Vertrauen in die ehrliche Berichterstattung der taz ist zumindest nachhaltig erschüttert. Ich werde Ihre Zeitung bis auf weiteres meiden.

  • SG
    sven goldgier

    Man kann sich ja über manches Detail streiten. Aber es ist doch bemerkenswert, dass sich die Atomlobby dem Gespräch stellt. Genau diese intellektuelle Offenheit vermisse ich bei den Grünen und der SPD. Hier ist doch gar kein Platz für die Nachdenklichkeit, über die Carsten Reinemann dankenswerter Weise so offen spricht. Angesichts des Klimawandels muss man doch darüber nachdenken, ob Kernenergie als Brückentechnologie nicht doch sinnvoll wäre. Ich vermisse hier übrigens auch eine offene Debatte in der Taz.

  • CZ
    Christian Zimmermann

    Koexistenz mit der Atomindustrie tödlich für Freiheit

     

    Der ehemalige DDR-Bürgerrechtler Minister a.D. Dr. Sebastian Pflugbeil ist der einzige Politiker in Deutschland, der Atomkraftwerke wirklich blitzschnell dicht machte. Mit der Atomindustrie kann es für gesundheitsbewußte und freiheitsliebende Bürgerinnen und Bürger keine Koexistenz geben. Wie man den nuklearen Spuk in Rekordzeit beenden kann und seine Plagegeister aus den eigenen 4 Wänden vertreibt, steht hier:

    www.fair-news.de/index.php/suche-CDAK/

  • BG
    Bürger G.

    @Kolke:"Die Leute, die Atomkraft befürworten, sollten sich nur ein Mal die Opfer der Strahlenschäden ansehen" na, dann sollten dies auch die tun, die Medizin befürworten: denn die meisten Strahlungsschäden entstehen durch Medizinische Anwendung oder deren Hinterlassenschaften! Bitte immer erst besser informieren, bevor man poltert!

     

    ...ich wünsche mir, dass sich wenigstens die intelligenten Leser der TAZ endlich mal objektiv mit dem Thema Radioaktivität und Kernkraft auseinandersetzen!

  • IH
    Islenski Hesturinn

    Sehr geehrter Herr Reinemann,

    gerade habe ich hier ihren Leserkommentar gelesen, der eigtl. an den Autor des Artikels ist, dennoch möchte ich dazu sagen, dass Sie offenbar doch vernünftiger zu scheinen, als es mir bislang vorgekommen ist. Daher möchte ich die Polemik meines Leserkommentars (unten) speziell bezüglich Ihrer Person hiermit entschärfen.

  • CR
    Carsten Reinemann

    Lieber Herr Kreuzfeld,

     

    schade, dass Sie Ihre unmittelbare Wahrnehmung meiner Position im Dienste der Gesamtbotschaft des Beitrags nachträglich korrigiert haben. Nach der Diskussion sagten Sie noch, Sie wüßten nun von mir als einzigem nicht, wie ich eigentlich zur Atomkraft stehe. Darauf antwortete ich, ich sei bislang ein Gegner gewesen, angesichts des Klimawandels aber im Moment tatsächlich nachdenklich geworden.

     

    In der Diskussion habe ich auch gar keine Position zur Atomkraft vertreten. Vielmehr habe ich z.B. auf Glaubwürdigkeits- und Kommunikationprobleme auf Seiten der Betreiber hingewiesen, eine stärkere Liberalisierung des Strommarktes befürwortet und bestritten, die Deutschen seien besonders technikfeindlich.

     

    Nun sprechen sie von einer inszenierten 5-1-Situation auf dem Podium, obwohl sie in unserem nachträglichen Gespräch verwundert zur Kenntnis genommen haben, dass meine Position zum Thema bei der Einladung überhaupt keine Rolle spielte. Ich kann mich im übrigen auch nicht daran erinnern, gesagt zu haben, die Jugend sei heute "ideologiefreier". Ich habe vielmehr u.a. deutlich gemacht, dass es bei den unter 30jährigen ein rückläufiges Interesse an Umwelt- und gesellschaftspolitischen Fragen gibt.

     

    Carsten Reinemann

  • F
    Florian

    Ich war bei der Veranstaltung. Skurril, dass nicht einmal hier jemand den Neubau von Kernkraftwerken fordert. Das Thema scheint endgültig vom Tisch zu sein.

     

    Am Ende der Diskussion stand auch für einen neutralen Beobachter Sven Giegold als überzeugendster Redner fest. Die schwedische Journalistin hat nur noch zustimmend genickt. Und der Biogasmann Heisenberg, der zunächst für Laufzeitverlängerungen plädiert hat, hat in seinem Schlusswort nur noch baff festgestellt, dass Hr. Giegold recht hat.

  • L
    Lucy

    Am Rande: ich habe die Postkarte gestern in einer Kneipe gesehen, und nachdem ich erstmal zuviel gekriegt habe, habe ich sie dann mit der Aufschrift "Genau das will ich!" an das deutsche Atomforum geschickt.

  • V
    vic

    Verstrahlte Gesellschaft unter sich. Bitte schön. Aber weshalb dürfen die noch immer Lügen verbreiten über billigen Atomstrom?

    Noch was:

    26.04.2009 - 23 Jahre Tschernobyl...

  • IH
    Islenski Hesturinn

    Solche Möchtegernwissenschaftler wie Herr Reinemann sind ein treffendes Beispiel dafür, dass jenseits der Naturwissenschaften - leider sogar auch in diesen - Angepasstheit das oberste Erfolgskriterium ist. Nicht Logik, nicht Wissenschaftskompetenz, nicht Intelligenz, nicht Kreativität.

     

    Die Atommachtkartelle haben es zusammen mit den fosslien Brennstoffkartellen zwar Jahrzehnte lang geschafft, die Förderung für Erneuerbare Energien auf Sparflamme zu halten, z.B. für Geothermie, trotzdem könnte Berlin bei sofortigem Handeln und Ausbau dieser Technologie ab ca. 2020 mehr als 2/3 des gesamten Heizungs- und Kühlungsbedarfs aus Geothermie decken, plus mehr als 10% des Strombedarfs. Bis 2020 könnten außerdem mindestens 20% der Dachflächen mit Solaranlagen ausgestattet sein (z.B. Kombinationen aus PV- und Wärmekollektoren vgl. http://www.trust-energy.de die auch im Winter schnee- und eisfrei bleiben und deren PV Module im Sommer effizienter sind, als manch andere, da sie intern gekühlt werden). Damit könnte Berlin mindestens 1/3 seines Stroms erzeugen. Windräder in Brandenburg könnten eine zweites Drittel des Stroms liefern. Der Rest die oben schon erwähnte Geothermie kombiniert z.B. mit Wellenkraftanlagen in einem europäischen Grid Netzes aus Erneuerbaren Energien, z.B. können Wellenkraftbojen von SRI oder Wave Dragon an der norwegischen Küste entlang (offshore in einigem Abstand zur Küste) installiert werden, auch in allen anderen Küstengewässern, sofern das überhaupt nötig ist, wenn die Geothermie wirklich ausgenutzt wird.

     

    Und nebenbei gibt es auch noch die Möglichkeit von neuen Windparks (z.B. auch offshore auf mehr als 600 km der südlichen Hälfte der norwegischen Küste) und Salzkraft / Osmosekraft zu nutzen. Südeuropa könnte Solarstrom exportieren, da sie - ebenfalls Geothermie u. Windkraft u. Wellenkraft nutzend - Überschüsse an Elektrizität aus EE haben könnten.

     

    Aber die vielen Dummköpfe, die in den deutschen Discos herumtanzen, werden wohl mehrheitlich dem Atomforum auf den Leim gehen, fürchte ich.

  • KS
    Kolke S.

    Die Leute, die Atomkraft befürworten, sollten sich nur ein Mal die Opfer der Strahlenschäden ansehen. Diese brutale Wirklichkeit wird mit Lobbyistenarbeit und Unsummen leicht weggefegt. Da hilft nur Aufklärung und Volksabstimmungen auf Bundesebene. Alles Andere ist keine Demokratie. Einzele Politiker können dem Druck, der von der reichen Atomlobby aufgebaut wird, nicht widerstehen.

  • BG
    Bürger G.

    Da durfte Herr Kreuzfeldt mal wieder nen Artikel verfassen.....mit soooo vielen worten.... wie man allerdings mit so vielen worten so wenig sagen kann, außer die übliche Anti-AKW-Propaganda ist schon gekonnt.... respekt an die TAZ für das immer-mehr-werden-wie-die-BLÖD-Zeitung....

     

    ...wie wäre es mal mit einer objektiven ergebnisoffenen Auseinandersetzung mit dem Thema Kernkraft! Hat die TAZ so große Angst davor?! Die TAZ war schonmal mutiger!