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Atomanlagen in den USAGefahr durch Feuer und Wasser

Im Süden der USA bedroht ein Brand eine Atom-Forschungsanlage. Und im Norden ist das AKW Fort Calhoun weiter vom Hochwasser des Missouri betroffen.

Keine Gefahr? Das vom Wasser eingeschlossene AKW Fort Calhoun. Bild: reuters

WASHINGTON taz | Die Atomwaffenschmiede von Los Alamos im Süden der USA wird von einem schweren Waldbrand bedroht. Im Norden hingegen schwappt das Hochwasser des Missouri bis an die Außenmauern des Atomkraftwerks Fort Calhoun. Weil eine aufblasbare Gummibarriere riss, musste die Anlage am Sonntag vom Netz genommen werden.

Die Elektrik wurde vorübergehend mit einem Notstromaggregat betrieben. Sie kühlt auch das Abklingbecken, wo benutzte Brennstäbe in einem Vielfachen der ursprünglich vorgesehenen Menge lagern. Dennoch versicherte der Chef der Nuclear Regulatory Commission (NRC), Gregory Jaczko, nach einer Besichtigung des AKW: "Es besteht keine unmittelbare Bedrohung."

Im südlichen Bundesstaat New Mexico ist der Rauch des Waldbrandes bis in das 120 Kilometer südlich gelegene Albuquerque zu sehen. Tausende AnwohnerInnen sind vor dem Feuer geflohen, das sich rasend schnell durch die trockenen Gelbkiefernwälder frisst. Den Ort Los Alamos hat die Feuerwehr evakuiert. In dem benachbarten Waffenlabor, wo die USA ihre ersten Atombomben entwickelt haben, ist der Betrieb eingestellt worden.

Laut Militärsprechern ist das Strahlenmaterial "sicher" gelagert. Doch Antiatomgruppen wie die "Concerned Citizens for Nuclear Safety" warnten bereits am Montagabend, das Feuer sei nur noch fünf Kilometer von einem Gelände entfernt, auf dem 30.000 Fässer gelagert seien, in denen sich plutoniumkontaminierter Abfall aus Los Alamos befinde. Dieser Müll wird oberirdisch in Zelten gelagert.

Nach Informationen der Gruppe sollten die Tonnen demnächst in ein anderes Lager im Süden des Bundesstaates New Mexico gebracht werden. Der Sprecher des Labors, Steve Sandoval, sprach gegenüber Journalisten lediglich von "leichtstrahlendem Abfall" auf dem fraglichen Gelände.

Im Katastropheneinsatz ist die Feuerwehr auch im nördlichen Bundesstaat Nebraska. An manchen Orten steht das Wasser bis kurz unter das Dach der Häuser. Tausende Menschen wurden evakuiert. Meteorologen erwarten, dass der Missouri noch weiter steigen könnte. Bei dem Versuch, die 400.000 BewohnerInnen der nahegelegenen Stadt Omaha zu beruhigen, erklärte der Manager des Atomkraftwerkes Calhoun: "Dies wird kein Fukushima." Zusätzlich lud er am Sonntag LokalpolitikerInnen zur Besichtigung des zur Wasserburg gewordenen AKW ein. Anschließend sagte der Abgeordnete Lee Terry: "Sie haben alles unter Kontrolle. Im Inneren ist es trocken."

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4 Kommentare

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  • V
    vic

    "Die Anlage ist sicher"

    "Es besteht keine Gefahr"

    "Alles unter Kontrolle"

     

    Schön zu hören

  • B
    Branko

    "leicht strahlender Abfall" - "sicher gelagert".

     

    Das ist eine recht 'großzügige Auslegung', wenn man davon ausgeht, daß dieses Gelände das mit Abstand verstrahlteste Areal der Erde ist, und ein Brand völlig ausreichen dürfte, viel langstrahlendes Material über sehr große Flächen zu verteilen.

     

    Dazu nur folgende ARTE Doku:

    http://blip.tv/truth-hunter/albtraum-atomm%C3%BCll-arte-doku-4395218

  • RK
    R. Karges

    "Weil eine aufblasbare Gummibarriere riss, musste die Anlage am Sonntag vom Netz genommen werden."

     

    Erstens war die Gummibarriere nicht aufgeblasen, sondern mit Wasser gefüllt und zweitens war die Anlage doch bereits im April nach einer Revision nicht wieder ans Netz gegangen.

     

    Ihr wolltet sicher schreiben, dass am Sonntag die externe Stromversorgung zusammengebrochen ist, nachdem die Barriere geplatzt und die Fluten in die Anlage geströmt sind!?

  • R
    reclaim

    taz schrieb: "Im Norden hingegen schwappt das Hochwasser des Missouri bis an die Außenmauern des Atomkraftwerks Fort Calhoun."

     

    Falsch. Es ist bereits in den Gebäuden. Unter Anderem auch in einem Gebäude, dass radioaktives Material enthält:

     

    "We store radioactive material in that building. There is some minor water leakage into the building, and that water we treat as radioactive waste."

     

    siehe: http://enenews.com/local-tv-water-leaked-building-containing-radioactive-material-ft-calhoun-nuke-plant-water-treat-radioactive-waste-video

     

    Und in einem Gebäude, das ein Turbine beherbergt ist schon länger Wasser:

     

    "Missouri River floodwater seeped into the turbine building at a nuclear power plant near Omaha on Monday, but plant officials said the seepage was expected and posed no safety risk because the building contains no nuclear material. [...]"

     

    siehe: http://www.huffingtonpost.com/2011/06/27/fort-calhoun-nuclear-flood-nebraska-plant_n_885067.html

     

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    taz schrieb: "Der Sprecher des Labors, Steve Sandoval, sprach gegenüber Journalisten lediglich von "leichtstrahlendem Abfall" auf dem fraglichen Gelände."

     

    Lisa Rosenbaum - wohl eine weitere Sprecherin der Einrichtung - bestätigte allerdings dann doch kurz darauf die Existenz des plutoniumverseuchten Abfalls. Steve Sandoval Behauptung ist also schon lange offiziell überholt.

     

    "Lab officials at first declined to confirm that such drums were on the property, but in a statement early Tuesday, lab spokeswoman Lisa Rosendorf said such drums are stored in a section of the complex known as Area G. She said the drums contain cleanup from Cold War-era waste that the lab sends away in weekly shipments to the Waste Isolation Pilot Plant."

     

    siehe: http://www.cbsnews.com/stories/2011/06/28/national/main20074950.shtml

     

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    Und da man auf der Seite von LAbor und Behörden von der Sicherheit des Labors so überzeugt ist, hat man "vorsichtshalber" gerade mal Messtationen zum Feststellen freigesetzter Radioaktiver Stoffe

     

    "[... T]he facility called in special teams to track readings from a network of 60 monitoring stations that measure levels of substances such as plutonium and uranium in the air “as a precaution,” said lab director Charles McMillan. [...]"

     

    siehe: http://enenews.com/los-alamos-lab-calls-special-team-track-levels-plutonium-uranium-air