■ Atlanta braust: Riehl-Heise wird Olympiadisziplin
Schwer aufgepaßt wird in den Edelfedereien des Landes, wer wo was schreibt und ob der das auch darf. In der Hamburger Gremlizastraße zum Beispiel steht ein Apparat, mit dem die Gesinnung potentieller Delinquenten gemessen werden kann. Wer nicht An- beziehungsweise Einlieger der Gremlizastraße ist, erzielt ein schlechtes Ergebnis, das in Konkret auf einer Liste veröffentlicht wird, damit man auch weiß, wohin der Geist von „XY ungelöst...“-Zimmermann geweht ist. Gemessen wird Gesinnung selbstverständlich dieser Tätigkeit auch angemessen: rektal.
Auch in München wird gern Polizei gespielt. Herbert Riehl-Heise von der Süddeutschen Zeitung macht sich Sorgen über „das Deutschenklatschen“: Deutscheklatschen ist, wenn ein Deutscher seine Landsleute gerne von dannen ziehen sieht. Das ist dann „umgedrehter Rassismus“, weshalb „es noch tapferer wäre, mit einzelnen Deutschen abzurechnen als gleich mit allen zusammen“.
Supi! Prima Vorschlag! Und weil Riehl-Heise gleichzeitig bespöttelt, daß viele seiner Landsleute sich über das Abschneiden der deutschen Olympioniken grämen, ergeht folgendes Gesetz: Olympiadisziplin wird, worin Deutsche gut sind. Das Hamburger Gesinnungsschutzkorps ist eine sichere Bank, und im Deutscheklatschen verspreche ich Gold – in der Pflicht (alle auf einmal) ebenso wie in der Kür (jeder schön einzeln). Denn wie rief schon die Masse in Monty Pythons „Leben des Brian“: „Wir sind alle Individuen!“ Wiglaf Droste
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