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■ Athenerin des Tages: Die Basketballerin, die lieber liefMarion Jones (wußte, was sie kann)

Dem Korrespondenten unter griechischer Sonne gibt die schnellste Frau der Welt zu sehr den guten Kumpel. Ein Typ, der immer mitlacht, sei der Witz des Nachbarn auch noch so unlustig. In den USA aber wird Marion Jones (mit ihrem männlichen Pendant Maurice Greene) als nichts weniger als die letzte Chance der sterbenden US- Leichtathletik apostrophiert. Und die beiden 100-m-Titel von Athen sollen die Renaissance einleiten.

Jones mag nicht den Glamour ihrer Vorgängerinnen Florence Griffith-Joyner oder Evelyn Ashford ausstrahlen, aber schließlich ist sie auch erst 21 Jahre alt. Und ernsthaft mit der Leichtathletik begonnen hat sie sogar erst in diesem April. Zwar qualifizierte sie sich, damals noch als Schülerin, 1992 für die US-Staffel, aber verzichtete auf einen Start in Barcelona. Dann spielte sie drei Jahre lang erfolgreich Basketball: Als Point Guard der North Carolina Tar Heels wurde sie 1994 sogar College- Champion, aber vermißte die Leichtathletik: „Im Basketball gibt es Schuldzuweisungen, beim Sprint hängt es allein von dir ab.“ Doch die bis Ende März laufende Basketball-Saison verhinderte eine vernünftige Vorbereitung: „Bei jeder großen Meisterschaft war ich neidisch“, erzählte Jones nach den Trials im Juni, „ich wußte, ich könnte dabeisein.“

Ihre 10,83 Sekunden waren persönliche Bestzeit und nicht schlecht für jemanden, der erst vier Monate richtig trainiert, sich letztes Jahr zweimal das linke Bein brach und deswegen immer noch eine Schraube rumschleppt. Jones jedenfalls glaubt an ihr Potential: „Jetzt werde ich mich auf den Weltrekord konzentrieren.“ Noch sind die verdächtigen 10,49 von Griffith-Joyner eine Ewigkeit entfernt, auch für das Wunderkind. Aber Jones hat ja noch Zeit: „Ich liebe diesen Sport. Ich plane, noch eine Weile dabeizubleiben.“ to

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