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AsienkriseWieder zurück im Himmel

In Bangkok brummt die Bauwirtschaft, als hätte es die Asienkrise niemals gegeben. Die Angst vor dem Absturz ist geblieben.

Bangkok hebt ganz schön ab: Der neue Airport von Thailands Hauptstadt Bild: dpa

BANGKOK taz Die "Stadt der Engel" nennen die Thailänder ihre Hauptstadt. Und sie wächst täglich weiter in den Himmel. Baggerschaufeln bohren sich in den Boden, dann wird geklopft und gestemmt - und am Ende steht wieder irgendwo ein neues Hochhaus oder ein gigantisches Einkausszentrum. Bangkok erlebt einen Bauboom wie seit zehn Jahren nicht mehr. Es herrscht Goldgräberstimmung - ähnlich wie bereits vor 1997. Der Unterschied ist nur: Damals war alles auf Pump finanziert. Bedenkenlos hatte der Westen Dollarkredite an die Tigerstaaten Südostasiens verteilt. Diese galten aufgrund zweistelliger Wachstumsraten als glänzende Geldanlage. "Heute dagegen kommt das Geld in Form von Anteilskapital ausländischer Firmen ins Land, nicht in Form von Krediten", sagt die Bangkoker Beraterin Vongthip Chumpani der taz.

Ein Desaster mit Dominoeffekt

Der Crash begann am frühen Morgen. Seit sechs Wochen hatten ausländische Spekulanten Thailands Währung attackiert. Verzweifelt hatte die Notenbank versucht, ihre Angriffe abzuwehren. Doch am 2. Juli 1997 gab Thailands Notenbank den Wechselkurs des thailändischen Baht frei. Die bis dahin fest an den US-Dollar gekoppelte Landeswährung verlor auf einen Schlag über die Hälfte ihres Wertes, die Wirtschaft brach zusammen. Es folgte ein Desaster mit Dominoeffekt: Weitere Länder wurden mit in den Strudel gezogen, Indonesien, Philippinen, Malaysia, Südkorea und Hongkong gerieten an den Rand des Bankrotts. Der Internationale Währungsfonds (IWF) stellte über 100 Milliarden US-Dollar zur Verfügung, knüpfte die Kredite aber an rigide Auflagen. NG

Vor zehn Jahren musste das Land noch Geld des Internationale Währungsfonds (IWF) in Anspruch nehmen. Nach der Asienkrise waren Thailand, Indonesien und Südkorea zu Krediten beim IWF gezwungen. Dieser forderte im Gegenzug einen harten Sparkurs, den zunächst nur das IWF-Musterkind Südkorea schaffte. In Indonesien hingegen schürten die IWF-Auflagen für das etwa 40 Milliarden US-Dollar umfassende Hilfspaket sozial-politische Unruhen, die letztlich den Sturz des damaligen Diktators Suharto zur Folge hatten.

Auch in Thailand murrte die Bevölkerung unter den harten Auflagen des 17 Milliarden US-Dollar umfassenden Hilfsprogramms. Schließlich hatte das Land durch die Asienkrise drei bis vier Millionen Arbeitsplätze verloren. Doch unter der Regierung des populistischen Premiers Thaksin Shinawatra seit 2001 erholte sich die Wirtschaft. Die Restschulden von 1,2 Milliarden US-Dollar konnten sogar vorzeitig beglichen werden.

Malaysia ging einen anderen Weg. Der damalige autokratische Premier Mahathir Mohamad, der die internationalen Finanzjongleure scharf attackiert hatte, verhängte im September 1998 Kapitalkontrollen. Jene Maßnahmen bezeichnete der ehemalige malaysische Vizepremier und Exfinanzminister, Anwar Ibrahim, prinzipiell als "störend für die freie Marktwirtschaft". Kritiker monieren, dass sich die Kapitalkontrollen negativ auf die Wettbewerbsfähigkeit auswirkten: Im Hinblick auf ausländische Direktinvestitionen zog Malaysia nach Angaben der "UN-Kommission für Handel und Entwicklung" zwischen 2004 bis 2006 nur etwa vier Milliarden US-Dollar jährlich an.

Der Nachbar Thailand dagegen brachte es allein im vergangenen Jahr auf knapp 8 Milliarden US-Dollar - trotz aller innenpolitischen Turbulenzen, die in den Militärputsch gegen Premier Thaksin im vergangenen September mündeten. Selbst das krisengeplagte Indonesien lockte in seinem Spitzenjahr 2005 etwa 5,3 Milliarden US-Dollar an Direktinvestitionen an.

Die Wirtschaft in den von der Krise am schwersten betroffenen Ländern wächst nach Angaben der "Asiatischen Entwicklungsbank" heute mit zwischen 4 und 7 Prozent jährlich deutlich langsamer als in den 90er-Jahren, dafür aber robuster.

Auch im Falle einer neuen Krisensituation sei die Region heute besser gerüstet, sagt Stephany Griffith-Jones von der britischen Universität Sussex. China, Japan, Südkorea, Hongkong und die zehn Länder der südostasiatischen Staatengemeinschaft Asean haben nach offiziellen Schätzungen etwa 2,7 Billionen Dollar an Devisen in der Hinterhand. Bedenklich findet Griffith-Jones jedoch die starke Anhängigkeit der Region von Exporten - allen voran in die USA. Darin sieht auch Chalongphob Sussangkarn, seit Anfang März Thailands Finanzminister in der Übergangsregierung, ein erhebliches Risiko: "Die Länder nutzen alle dieselbe Entwicklungsstrategie", so Chalongphob zur taz. "Aber der Weltmarkt ist nicht groß genug, um all diese Exporte zu absorbieren."

Die Folge: Die Weltwirtschaft könnte, in welchem Ausmaß auch immer, eine neue Krise erleben. Doch der wirtschaftliche Absturz von 1997 darf sich nicht wiederholen, lautet ein Grundsatz der damals betroffenen Regierungen. Auch will keines der Länder jemals wieder in die finanzielle Abhängigkeit des IWF geraten. Deswegen verpflichteten sich die zehn Länder Südostasiens sowie China, Japan und Südkorea vor sieben Jahren zur gegenseitigen Hilfe. Wird ein Land Opfer von Währungsattacken, stellen ihm die anderen Devisen für den Abwehrkampf zur Verfügung - damit es stärker ist als die angreifenden Spekulanten.

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