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Klärschlamm-KrematoriumAsche zu Asche

■ In Farge wird Klärschlamm verheizt

Das Kraftwerk Farge kümmert sich bald um Bremens „letzten Dreck“. Ab dem Jahr 2001 soll hier mit der Verbrennung von Klärschlamm begonnen werden.

Was sich zu Omas Zeiten unterm Plumpsklo ansammelte und auf den Äckern verteilt wurde, kommt heute erst mal ins Klärwerk. Hier werden feste Bestandteile ausgesiebt, die Abwässer biologisch und chemikalisch gereinigt. Heraus kommt sauberes Wasser – und Klärschlamm.

„In Bremen werden jährlich rund 17.000 Tonnen Klärschlamm produziert“, erzählt Udo Linden, Geschäftsführer der hanseWasser Bremen GmbH (ehemals Abwasser Bremen GmbH). „Auf Grund seiner Beschaffenheit kann ein großer Teil als Düngemittel landwirtschaftlich wieder verwertet werden“, so Linden. Der Rest wird in Deponien eingelagert.

Doch damit ist bald Schluss. Ein 1993 vom Bund erlassenes Gesetz verbietet ab 2005 die Einlagerung von Abfällen mit einem organischen Anteil von über fünf Prozent. Klärschlamm hat rund 30 Prozent. Und nun? „Wir müssen nach neuen Verwertungsmöglichkeiten suchen“, erzählt Linden: Verbrennung. Eine Methode, die bundesweit schon seit Anfang der 90er Jahre durchgeführt und jetzt auch in Bremen eingesetzt wird.

Der Vorteil in Farge: „Man kann die Klärschlammverbrennung in die bereits bestehende Kohleverbrennung integrieren“, erzählt Peter Büchner, Leiter des Verbrennungsprojekts. Und spart damit den Bau neuer Anlagen. Einzige Neuerung: Eine unterirdische Röhre, die den Schlamm zukünftig vom Seehofener Klärwerk direkt ins 700 Meter entfernte Kraftwerk transportiert.

Dort wird der Schlamm getrocknet und anschließend verbrannt. Übrig bleiben rund fünf Tonnen Asche am Tag, die die PreussenElektra an die Industrie verkaufen will. Und die zum Beispiel als Zement-Ersatz verbaut wird.

Schon in den 80er Jahren hatten die Strom-Preussen erste Testläufe zur Klärschlammverbrennung im Farger Kraftwerk durchgeführt. Die Ergebnisse? Positiv. PreussenElektra beantragte 1995 ein Genehmigungsverfahren, das 1997 vom Gewerbeaufsichts-amt auch bewilligt wurde. Eine Umweltverträglichkeitsuntersuchung bestätigte laut Senator für Umwelt, dass „alle Messwerte deutlich unter den vom Bundesemissionsschutzgesetz vorgeschriebenen Grenzwerten lagen“. Es konnte also losgehen.

„Der Bedarf ist da“, freut sich Büchner. Jetzt muss nur noch die Röhre gebudelt werden. Um ab 2001 täglich rund 4.000 Tonnen Klärschlamm zu verfeuern. Für Asche.

kate

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