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KommentarAsbest-Skandal

■ Eine Bürgerschaftsdebatte (vgl. S. 24)

Jeder von Asbestose Betroffene kann Geschichten erzählen von der Berufsgenossenschaft (BG). Man muß nur zehn Minuten mit einem der Betroffenen reden, dann ist man bei diesem Thema: wie kann es sein, daß eine paritätisch verwaltete Kasse die Opfer dieses Zivilisations-Skandals so hängen läßt? Bremer Betriebsräte wissen um das Problem - und schweigen.

Die Betroffenen haben eine einfache Erklärung dafür: Genauso wie die Gutachter-Ärzte von der BG so fürstlich bezahlt werden, daß sie ein Interesse an Folgeaufträgen haben müssen, werden die Arbeitnehmer-Vertreter für ihr Herumsitzen in den Gremien der Berufsgenossenschaft gut bezahlt. Sie sind gleichzeitig gesundheitspolitisch ungebildet und unengagiert.

In Bremen werden bis zum Jahre 2020 hunderte von Arbeitern an den Asbest-Folgen qualvoll sterben. Der ehemalige Betriebsrat und SPD-Vertreter in der Bürgerschaftsdebatte verschwendete seine Redezeit damit, zu berichten, was im Spiegel stand, und sagte darüber, was Arbeitnehmervertreter in den Berufsgenossenschaften machen bzw. nicht machen, kein Wort.

Wie kläglich das ist, wurde deutlich, als die grüne Christine Bernbacher redete: In Bremen, empörte sie sich, hat man als Asbest-Opfer mit großer Atemnot nicht einmal das Recht auf einen Sonderparkplatz in der Nähe der eigenen Haustür. Klaus Wolschner

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