BLACK LIVES MATTER Am 9. August 2014 erschoss ein weißer Polizist den unbewaffneten, schwarzen Jugendlichen Michael Brown.Bei Protesten zum Todestag kam es erneut zu Zusammenstößen mit der Polizei. Wieder ist die Stadt im Ausnahmezustand
USA Die genauen Todesumstände des 27-jährigen Schwarzen Freddie Gray in Polizeigewahrsam in Baltimore sind noch unklar. Der Anwalt der Familie fürchtet Vertuschungsversuche, die schwarze Bürgermeisterin verspricht eine genaue Untersuchung
Ein weißer Hilfssheriff schießt auf einen Unbewaffneten, wieder gibt es ein Video. Die Uniform verdiente sich der Schütze durch Spenden an die Polizei.
Justin A. Volpe Er ist ein Bad Lieutenant par excellence. Breitnackig, kaugummikauend, die Hand lässig aufs Pistolenhalfter gestützt, mag der Polizeioffizier Justin A. Volpe die New Yorker kontrolliert und manchmal schikaniert haben. Gestern gestand der 27jährige Mann, daß Amerikas Weiße im Polizeidienst ihre (schwarzen und hispanischen) Mitbürger nicht nur mit Macht auf den Pfaden der Gesetze halten, sondern auch mit nackter Gewalt. Laut seinem Anwalt sollte Volpe zugeben, den haitianischen Einwandeer Abner Louima mißhandelt und gedemütigt zu haben – auf übelste Art. Für das New Yorker Police Department und den sicherheitsfanatischen Bürgermeister ist das Geständnis ein Waterloo. Denn Volpe und vier weitere Polizisten haben Louima nicht nur geschlagen; sie haben dem Haitianer nicht nur auf einer Polizeiwache in Brooklyn den Stiel eines Pümpels in den After gedrückt und anschließend in den Mund gesteckt; sie haben das alles nicht nur über zwei Jahre hinweg geleugnet. Der Schänder in Uniform undseine Mittäter haben einen geplanten Racheakt an dem Mann verübt und damit grausam den Geist offenbart, der in der New Yorker Polizei herrscht. Louimas Cousin hatte bei einer nächtlichen Polizeirazzia Justin A. Volpe geschlagen. Dafür konnte der Polizist Rache nicht nur ankündigen, sondern er machte seine Drohung auch wahr. Der 32jährige Abner Louima lag danach zwei Monate im Krankenhaus. Bürgermeister und Saubermann Rudolph Giuliani verweigerte zunächst jede Stellungnahme. Kein Wunder. Giuliani mag icht zugeben: Daß sein Sicherheitskonzept der schnellen, harten Hand den Korpsgeist von Metropolenpolizisten auf die Spitze treibt. Die machen zwar unregierbare Großstädte durch „Null Toleranz“, zumindest vordergündig, sicherer. Aber sie glauben dann offenbar, daß sie zu diesem Zweck auch schlagen und schießen dürfen. Justin A. Volpe dachte wahrscheinlich, seine Kollegen würden ihn durch die polizeiübliche Mauer des Schweigens schützen. Doch dafür war den Komplizen die Tat wohl zu brutal und das Aufreten Volpes zu großspurig. Sein Anwalt Marvyn Kornberg hatte noch Anfang Mai behauptet, er könne beweisen, daß Louima sich seine schweren Verletzungen bei homosexuellem Geschlechtsverkehr zugezogen habe. Justin Volpe drohen 30 Jahre Haft. Sein Opfer klagt mit Anwälten aus dem O.J.-Simpson-Prozeß auf 150 Millionen Dollar Schadenersatz. ■ Christian Füller