■ Die Entschuldung sollte Entwicklungsländern eine neue Chance geben. Doch die Goldverkäufe der westlichen Notenbanken beschwören nun eine neue Krise herauf
Vor etwa 15 Jahren fanden Hollands pfiffige Bauern eine neue Einnahmequelle: Statt weiter Gemüseberge zu produzieren, die ihnen kein Europäer abkaufen wollte, pflanzten sie Cannabis in ihre Gewächshäuser und professionalisierten den Anbau. Wie zuvor schon die Tomate erwischte die Geschmacksverirrung auch die Cannabispflanze. Und nicht nur das: Auf dem hiesigen Haschischmarkt findet sich nichts mehr als „Skunk“, die Turbodroge. Das kann politisch nicht korrekt sein. EineVerteidigung des Hanfs gegen eine Reproduzierbarkeit ■ von Otto Frankfurter und Hans Hamburger
Fritz Walter, Uwe Seeler, Helmut Schön, Berti Vogts? Vergeßt sie. Der deutsche Fußball nach dem Zweiten Weltkrieg wurde bestimmt von zwei Allmächtigen. Der eine bereitete dem anderen den Weg – mit dem Gewinn der WM 1954 und der Gründung der Bundesliga. Um den anderen herum entwickelte sich das Spiel zu jener Branche, die sie heute ist. Der eine Allmächtige ist Josef Herberger, der andere natürlich Franz Beckenbauer. Teil XIX der Serie „50 Jahre neues Deutschland“ ■ von Peter Unfried
Vor vierzig Jahren begann in den USA eine von einem Schwarzen gegründete Musikfirma namens Motown, den Weißen Appetit auf Soul und Tanzen zu machen. Zuvor wollten die Konzerne nichts von afroamerikanischen Künstlern wissen. Innerhalb von zehn Jahren mutierte das Unternehmen aus der Industriestadt Detroit zum Multi im Showbusineß. Es brachte glamouröse, ja, anbetungswürdige Stars wie Diana Ross & The Supremes, Stevie Wonder, die Marvelettes, Michael Jackson, Gladys Knight, Smokey Robinson, die Temptaions, Four Tops oder Marvin Gaye hervor. Eine Würdigung zum Geburtstag ■ von Harald Fricke
Andrea Fischer repräsentiert die modernen Grünen: mit alternativen Konzepten zur Sozialpolitik, überhaupt mit Vorschlägen, auf daß sich etwas ändert im Sinne einer ökologischen Politik. Thomas Ebermann war bei den Grünen einst tonangebend: als rhetorisch glänzender Politiker, der sich jeder Avance der Etablierten wie der SPD strikt verweigerte. Fischer beharrt darauf, selbst kleinste Reformen auf den Weg bringen zu wollen. Ihr Kontrahent erkennt darin eine Anpassung an die herrschenden Verhältnisse.Beide trafen sich zum Streitgespräch. Moderiert haben es ■ Petra Groll und Jürgen Gottschlich
Gutes Essen und die Fähigkeit zum Genuß hat sich die Slow- Food-Bewegung auf die Fahnen geschrieben. Hartnäckig und geduldig arbeitet sie daran, der McDonaldisierung unserer Eßgewohnheiten eine liebenswürdige und wohlmundende Alternative entgegenzusetzen – ohne Hast, Hektik und Nervosität. Begründer und Förderer der Bewegung für ein besseres Leben sind zwei Linke, Carlo Petrini und Luigi Wanner. Sie sagen: „Wir sind kein Greenpeace der Eßkultur. Unsere Art der Auseinandersetzung ist slow, ruhig.“ Inerviewt hat die beiden ■ Manfred Kriener
■ Warum westafrikanische Länder immer wieder im Dunkeln sitzen. Ein Lehrstück über die Folgen von Fehlplanungen und der Vernachlässigung von Infrastruktur in Entwicklungsländern
In diesen Tagen startet weltweit die neueste Kollektion von Nike-Fernsehwerbespots. Leichtfüßige Sambaklänge, zu denen sich Brasiliens Profis durch einen Flughafen dribbeln, stimmen auf die Schlacht von Frankreich ein. Der Hauptdarsteller heißt Ronaldo, der Gegner adidas. Um Fußball geht es am Rande ■ Von Thomas Winkler
Von Zeit zu Zeit befällt Lissabon die Sehnsucht nach vergangenen Zeiten, eigener Größe. Die zentrale Praça do Comércio, ein offener Platz aus dem 18. Jahrhundert, spricht davon. Das Denkmal der Eroberungen ist ein Beispiel aus den Jahren der Diktatur. Jetzt gibt sich die Demokratie mit der Expo diesem Gefühl hin. Ihr Motto: „Die Ozeane, ein Erbe für die Zukunft“. Gefüllt wird es mit Erinnerungen an das atlantische Imperium und Botschaften an kommende Generationen. Lisboa 98 – zwischen Nostalgie un dem Wunsch, in Europa einen neuen Platz zu finden ■ Von Reiner Wandler
Endzeitstimmung in den Landesverbänden. Verlieren die Sozialdemokraten die Bundestagswahl im September, geht die Welt nicht unter und die Partei nicht vor die Hunde. Aber die Genossen, die in der SPD einst zum langen Marsch durch die Institutionen angetreten sind, in den Ruhestand. ■ Von Jürgen Gottschlich
■ Zuerst produzieren sie die Minen, und dann entwickeln sie Maschinen zu ihrer Räumung. Für die Rüstungsfirmen hat die Kampagne für ein Verbot von Landminen durchaus positive Seiten Von Annette Jensen