DIE BEZIEHUNGSBAND Françoise Cactus und Brezel Göring sind seit 22 Jahren ein Paar und genauso lange Stereo Total, Berlins charmante Botschafter einer polyglotten Popmusik, die auch mal eckig sein darf und allzu große Perfektion lieber scheut. Ein Gespräch über Kreuzberg, Musik aus Containern und den zweifelhaften Spirit von Rock ’n’ Roll
DIE KULTURAKTIVISTEN Haus Schwarzenberg wurde vor 20 Jahren als selbst verwaltetes Kulturzentrum gegründet. Die Oase der Alternativkultur strotzt Touristenströmen und Mainstreamkultur in Mitte. Henryk Weiffenbach und Meike Lena Danz blicken zurück – und nach vorn
DIE AKTIVISTIN Seit fast 30 Jahren zieht Irmela Mensah-Schramm mehrmals in der Woche los, um Nazi-Propaganda zu bekämpfen. Ihre Waffen: Ein Metallschaber, eine Flasche Nagellackentferner und eine große Portion Hartnäckigkeit. Beirren lässt sie sich in ihrer Arbeit weder von pöbelnden Nazis noch von verständnislosen Polizisten oder mitleidigen Verwandten. Ein Gespräch darüber, wie es sich anfühlt, wenn man seine Lebensaufgabe gefunden hat
DER LEICHENKENNER Michael Tsokos leitet die Rechtsmedizin der Charité. Auf seinem Obduktionstisch landen erschossene Türsteher wie misshandelte Kinder. Vieles von dem, was ein Rechtsmediziner sieht, könne nicht gottgewollt sein, sagt Tsokos. Der Tod ist für ihn vor allen Dingen ein naturwissenschaftlicher Prozess
DIE (BACKGROUND-)SÄNGERIN Als Kind bekam Celina Bostic von ihrem Vater eine Gitarre, die aber bald verschwand. Dann tourte sie lange Zeit mit Farin Urlaub und Herbert Grönemeyer. Nun will sich die 34-Jährige als Solokünstlerin etablieren
POPMUSIK Seit 15 Jahren veranstaltet Ran Huber Konzerte in Berlin. Viele seiner Bands sind Geheimtipps, die Locations meist unbekannt. Ein Gespräch über echte Kracher auf dem Plattenteller, schlechten Sound und Spielstätten am Stadtrand
DER EXMINISTERPRÄSIDENT Am 14. September endet Matthias Platzecks Karriere als Politiker. Hört er ganz auf? Platzeck hat 1989 die friedliche Revolution mitgemacht, war SPD-Bundeschef und elf Jahre Ministerpräsident Brandenburgs. Schon, weil er so beliebt ist in der Mark, steigt er nicht aus, sondern um. Und vom Memoirenschreiben hält er gar nichts
DIE MIETER Barbara und Wolfgang Tharra wohnen seit Mitte der 60er Jahre in der Großgörschenstraße in Schöneberg. Nun soll ihr Haus von der bundeseigenen Bima zum Höchstpreis verkauft werden. Seitdem gehört das Ehepaar zu den Aktivisten gegen Spekulation, hängt Transparente auf und schreibt Briefe, unter anderem an die Bundeskanzlerin
MUSIK Der Brite und Wahlberliner Robert Metcalf arbeitet als Entertainer für Kinder. Während Erwachsene häufig den Lerneffekt an seinen Songs schätzen, geht es seiner kindlichen Fangemeinde vor allem um das Alberne daran. Er habe nichts gegen Pädagogik, sagt Metcalf – aber sie müsse schon Spaß machen
DER PROVINZFORSCHER Kenneth Anders ist schon in den neunziger Jahren von Berlin ins Oderbruch gezogen. Seitdem beschäftigt sich der Kulturwissenschaftler mit der Zukunft der peripheren Räume in Brandenburg. Und warnt davor, dass sie ähnlich entmischt und aufgewertet werden, wie das in der Stadt geschieht. Denn auch die Investoren haben das Land entdeckt
DER RÜCKKEHRER In Kolumbien lebte Raul Zelik in Städten mit hoher Kriminalitätsrate, ohne dass ihm viel zustieß. Zurück in Berlin, wurde der Schriftsteller im Görlitzer Park überfallen. Dem Gewaltmonopol des Staates misstraut der Mitgründer der linksradikalen Initiative „FelS“ weiterhin
DIE BUCHHÄNDLERIN Bücher sind für Sophia Raphaeline schlicht wie die Luft, die sie zum Atmen braucht. Früher war sie mal ein Mann, heute lebt Raphaeline als Frau – und hat sich dennoch nie im falschen Körper eingesperrt gefühlt. Ein Gespräch über Deutsch als Anstrengung, Kreuzberg als ein Hort der Freiheit und das Tolle am Frausein
DER BÄDERCHEF Wenn Ole Bested Hensing ins Becken steigt, sollte das Wasser schon Badewannentemperatur haben. Aber sonst ist der neue Chef der Berliner Bäder-Betriebe kein Weichei. Im Gegenteil. Der gebürtige Däne ist angetreten, die Schwimmbäder der Stadt wieder flottzumachen. An seiner Entschlossenheit gemessen, könnte man sagen, Hensing ist der Hartmut Mehdorn der Berliner Bäder
DER BULLE Wir sind mit Horst Krause am S-Bahnhof Bellevue verabredet, er wohnt um die Ecke. Auf den ersten Blick irritiert das ein wenig: Den Mann aus dem „Polizeiruf“ – dessen Figur genauso heißt wie er selbst – verortet man eher in Brandenburg als im Berliner Westen. Zu DDR-Zeiten stand Krause vor allem auf der Bühne, der große Kino- und Fernseherfolg kam erst nach der Wende