DIE EINWANDERIN Der Liebe wegen kommt Huijuan Huang-Tiel als junge Ärztin für Akupunktur 1990 nach Berlin. Doch wird ihre Ausbildung hierzulande nicht anerkannt – bei vielen Schulmedizinern gilt die traditionelle chinesische Medizin als Scharlatanerie. Huang-Tiel kämpft sich durch, jobbt, lernt die Sprache, studiert Humanmedizin. Inzwischen ist sie Fachärztin für Allgemeinmedizin – ihre Erfahrungen mit chinesischen und deutschen Patienten kommen ihr dabei zugute
DIE AUTORIN Dorota Danielewicz kam 1981 als 16-Jährige mit ihren Eltern aus dem polnischen Posen nach Westberlin. Es war ein Umzug gegen ihren Willen. Die junge Frau zog sich zurück, dachte sogar an Flucht. Mehr als 30 Jahre später hat sie eine Liebeserklärung an die Stadt geschrieben, die sie sich erst peu à peu erobern musste
DER KULTURAKTIVIST Der Künstler, DJ und Radiomann Gió Di Sera ist ein Pionier der postmigrantischen Kulturszene in Berlin. Er hat den Wandel des Kreuzberger Nachtlebens und der Jugendarbeit in seinem Brennpunktkiez hautnah miterlebt. In diesem Jahr feiert er mit seiner Radiosendung und dem Kanakwood-Salon – jetzt am Wochenende – Jubiläum
DIE VERLEGERINNEN Die Schwestern Selma Wels und Inci Bürhaniye waren es leid, vergeblich auf deutsche Übersetzungen türkischer Belletristik zu warten – und gründeten einen eigenen Verlag. Mit Binooki wollen sie die Kulturen ihrer Heimatländer verbinden und Klischees brechen
DER MARKETINGEXPERTE Früher half Burhan Gözüakça seinem Vater, schwäbischen Weichkäse in Berlin zu verkaufen – heute macht er Ethnomarketing. Seiner erfolgreichen Broschüre für migrantische Erstwähler hat das Bundesinnenministerium den Garaus gemacht. Um im September erstmals selbst wählen zu dürfen, musste Gözüakça erst noch zum Militärdienst in die Türkei
DER INTEGRATOR Es ist gar nicht so leicht, in einem türkischen Café in Kreuzberg ein ruhiges Gespräch mit Riza Baran zu führen. Denn jeder Zweite, der die Teestube betritt, kennt Baran und hat ein paar Worte mit ihm zu wechseln. Als Baran vor 50 Jahren nach Deutschland kam, hätte er sich das nicht gedacht. Heute ist der 71-Jährige der „große alte Mann“ der Integrationspolitik in Berlin