Zwei neue Stücke am Stuttgarter Schauspiel zeigen eine Gesellschaft, die ihre Protagonisten im Regen stehen lässt: Am vergangenen Wochenende hatten Biljana Srbljanovic’ „Heuschrecken“ und Meike Haucks „Hund frisst Gras“ ihre Premieren
Auch Liebe auf den zweiten Blick kann sehr innig sein: Die Theaterregisseurin Simone Blattner feiert mit Stücken Erfolge, um die sie zunächst einen Bogen machte. Ein Porträt einer Hoffnungsträgerin
Die Revolution lässt die Hosen runter: Thomas Thieme inszeniert am Schauspielhaus Bochum „Dantons Tod“ von Büchner, und man weiß nicht, warum. Das Volk spielt „Rotkäppchen fickt den Wolf“, und die Revolutionäre entblößen ihre schlaffen Glieder
Musikalisches als Erlösungsmetapher: Das Staatsschauspiel Dresden widmet dem Thema Hartz IV ein Musical – ob das Format dazu taugt, bleibt auch nach der Premiere fraglich
In seiner neuen Diskurs-Soap möchte René Pollesch neoliberale Biografien ficken, in Luc Percevals „Lulu“-Bearbeitung kennt die Prostitution nur Chiffren, Codenamen und vor allem Wünsche – zwei Uraufführungen an den Münchner Kammerspielen
Insolvenztheater: Die Münchner Kammerspiele inszenieren Kathrin Rögglas Stück „draußen tobt die dunkelziffer“ – und lassen das saisonale Sparverbot dabei schnurstracks in die Schuldenfalle tappen
Deutsche Theaterautoren in Chile: Auf dem Festival Europäischer Gegenwartsdramatik erfahren sie Neues über die eigenen Stücke von vorsichtigen Regisseuren und Publikum
Wie erzählt man, wovon man lieber schweigen möchte? Der Regisseur Nicolas Stemann hat sich mit der Dialektik von Erinnern und Verdrängen gleich zweimal beschäftigt: in Wien mit Elfriede Jelinek und in Hannover mit Kurt Vonneguts „Schlachthof 5“
Vom Missbrauch des Menschen: Thomas Ostermeier gelingt mit „Vor Sonnenaufgang“ ein perfekter Sprung vom sozial engagierten Naturalismus Gerhart Hauptmanns in die Zeiten der Globalisierung
Und der Himmel tat sich auf, doch es war nur das Ozonloch: Die Miniserie „Engel in Amerika“(21.40 Uhr, ARD) ist ein schwules Epos, wie es das Fernsehen noch nicht gesehen hat
Toleranztheater: Michael Radford hat Shakespeares „Der Kaufmann von Venedig“ verfilmt, ohne dass er zum Kern des Stückes – der Geburt des Antisemitismus aus dem Geist der Komödie – viel zu sagen hätte. Al Pacino gibt den Shylock als Mischung aus verschmitztem Rabbi und Mafioso