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Artiger Knicks vorm Erhabenen

■ „Weather“von Michael Gordon und Elliot Caplan

Die Ähren zittern, die Geigen auch. Dahinter, in leuchtenden Videorechtecken, unbewegliche Baumstamm-Diagonalen, dadrüber und darunter die minimierten Tonleitern der Cellos und Kontrabässe. Epidermis-Landschaften die mit filigranem Zirpen umarmt werden, Wellen die in Links-rechts-Tonwanderungen ihr Echo finden. Natur im rhythmischen Kaleidoskop aus Videoprojektion des Bildchoreographen Elliot Caplan und den rauhen, sonororen Klangwellen Michael Gordons Minimal Music .

Die Video Opera Weather, die am Mittwoch abend auf Kampnagel zu Gast war, unternahm eine akustisch und optisch illustrierte Reise quer durch die Wetterkarte. Die 16 Streicher des Ensemble Resonanz plazierten sich hinter ebensovielen Monitoren auf den vier Etagen einer vertikalen Bühne und modellierten, leider bis zur Verzerrung verstärkt, einen dichten Klangteppich.

Vor zwanzig Jahren hätte Weather einen handfesten Schock abgegeben. Heute aber wirkt die multimediale Komposition mitsamt ihrem Mimesis-Knicks vor dem Erhabenen etwas kühl kalkuliert, pointiert es doch seine Höhepunkte wirkungssatt auf Blitz und Donner, um sich dann im meditativen Fluß aus metrisch aufgeteilten Naturdetails und Streicherrauschen wieder auszubreiten. Und in seinen zartesten Passagen wie in seinem wuchtigesten kommt es wie Reggios Koyaanisqatzi im Format eines überdimensionalen Adventskalenders daher. Quadratisch, wuchtig, lieb. Birgit Glombitza

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