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Arte-Doku über japanischen GeneralVon einem, der den Krieg nicht wollte

Die Doku über den japanischen General Ishiwara Kanji ist sehenswert. Und das trotz falscher These zum Kriegseintritt der Japaner im Zweiten Weltkrieg.

General Ishiwara filmte und fotografierte seine Männer. (Aufnahme aus dem Jahr 1933) Bild: Arte France

Auf der deutschsprachigen Arte-Homepage heißt der Film über Ishiwara Kanji im Zweittitel: „Der General, der Japan in den Zweiten Weltkrieg führte“. Die von Arte zugeschickte DVD titelt noch – viel martialischer, viel entschiedener, viel verblüffender: „Ishiwara Kanji: Ein Mann bricht den Zweiten Weltkrieg vom Zaun“. Und ganz am Ende des Films tönt es explizit aus dem Off: „Der Mann, der den Zweiten Weltkrieg ausgelöst hatte, wird nicht einmal verurteilt.“

Das ist natürlich eine steile These. Eine unhaltbar steile These. Nicht nur, weil der deutsche Überfall auf Polen bereits mehr als zwei Jahre zurücklag und das „Unternehmen Barbarossa“ schon ziemlich versackte, als in den Morgenstunden des 7. Dezember 1941 die japanischen Bomben auf Pearl Harbor fielen.

Aber an einer Revision der deutschen Kriegsschuld ist dem spitz formulierenden Autor Paul Jenkins sichtlich nicht gelegen. Er will den Fokus vielmehr auf den asiatischen Teil des Krieges legen. Nur: Auch unter dieser Prämisse ist die aufgestellte These verfehlt.

Denn als in den Morgenstunden des 7. Dezember 1941 die japanischen Bomben auf Pearl Harbor fielen, hieß der japanische Premierminister Tojo Hideki. Dieser hatte sich in den Jahren zuvor im japanischen Militär zum ideologischen Gegenspieler und Intimfeind von Ishiwara Kanji entwickelt und diesen längst kaltgestellt. Den Zweiten Weltkrieg verfolgte Kanji daher als Ruheständler.

So befasst sich Jenkins auch nicht weiter mit dem Weltkrieg, er geht weit zurück in die Vorgeschichte und begründet seine These wie folgt: Ursächlich, weil den späteren bewaffneten Konflikt mit der Weltmacht USA praktisch unausweichlich machend, war der sogenannte Mukden-Zwischenfall von 1931.

Eine japanische Offiziersclique sprengt ein paar Gleise der japanisch kontrollierten südmandschurischen Eisenbahn und schiebt es den Chinesen in die Schuhe. Der über die Köpfe von Regierung und Generalstab hinweg betriebene vermeintliche Gegenangriff mündet in die Besetzung der gesamten Mandschurei. Strategischer Kopf der Unternehmung: Ishiwara Kanji. Aber bereits den Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieg von 1937 hält Kanji für einen schweren Fehler.

Faschistoide Hirngespinste

Es ist ein bisschen schade, dass Jenkins offenbar meint, Kanjis Geschichte nur mit der Weltkriegs-Auslöser-These verkaufen zu können. Denn was er über dessen von einer radikalen Spielart des Buddhismus und panasiatisch-faschistoiden Hirngespinsten bestimmtes Leben, über das sich rasant modernisierende Japan und über die ideologischen Verwerfungen im durchweg rechtsgerichteten japanischen Militär zu erzählen hat, ist hochinteressant.

Diese Perspektive ist neu. Jenkins lässt fast ausschließlich japanische Experten zu Wort kommen. Und verzichtet auf Reenactment-Quatsch – er verlässt sich ganz auf gutes Archivmaterial.

Der Mann, der den Zweiten Weltkrieg nicht ausgelöst hatte, wird nicht einmal verurteilt. Er stirbt 1949 als Mitglied einer Bauernkommune.

Film: „Ishiwara Kanji: Der General, der Japan in den Zweiten Weltkrieg führte", Paul Jenkinsi. Dienstag, 20.November, 21:55 Uhr auf Arte.

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4 Kommentare

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  • B
    Besserwessi

    Soso, fuer den Autor began der Zweite WK in Ostasien also mit dem Ueberfall der Japaner auf Pearl Harbor. Bisschen zuviel Hollywood geguckt, wuerde ich mal so sagen.

  • M
    Marsupilami

    Ich sehe es ähnlich wie meine Vorredner. Der Konflikt mit Japan und China hat ja auch die USA beschäftigt. Durch das Starke und Offensive auftreten Japans, resultierte ja auch dann die Bildung der Achsenmächte. Somit waren dann die USA gebunden, da ja somit die Gefahr lauerte, das sich ein Krieg von zwei Seite, nähmlich Pazifik und Atlantik anbahnte. Somit war es sicherlich auch für Hitler und Musolini wehsentlich leichter, den Krieg in Europa zu beginnen. So kann ich mir das zumindest vorstellen.

  • K
    KingNothing

    Ich kann die Kritik an dieser Zuspitzung nicht wirklich nachvollziehen.

    Der Krieg in Ostasien und der in Europa sind zunächst unabhängig voneinander. Weder Japan noch Deutschland haben ihre Kriege auf Grund des anderen begonnen und tragen jeweils die volle Schuld. Wenn man beide Kriege zum zweiten Weltkrieg zusammen fast, dann ist der Beginn in Ostasien eine reine Definitionssache.

    Den Anfang auf Perl harbour zu legen, ist ziemlich amerikazentrisch und wertet die Verbrechen der Japaner in Ostasien quasi zu einem weniger wichtigen Krieg ab. Darum macht es aus ostasiatischer Perspektive durchaus Sinn, den Beginn des zweiten Weltkrieges auf 1937 oder sogar 1931 zu legen.

     

    In beiden Fällen kann man den Mukden-Zwischenfall als Start oder Wegbereiter des ostasiatischen Teils des zweiten Weltkrieges sehen.

    Und ob Ishiwara Kanji später zum Kriegsgegner wurde oder nicht, spielt aus dieser Perspektive überhaupt keine Rolle mehr über den Wahrheitsgehalt der These.

     

     

     

    Der Autor scheint von dem typisch deutschen: "Es darf kein unabhängiges Böses zwischen 1933 und 1945 außer den Deutschen geben" -Motiv getrieben zu sein. Dabei relativiert man die unvorstellbaren deutschen Verbrechen überhaupt nicht wenn man zugibt, dass die Japaner zurecht als Nazis von Ostasien bezeichnet werden, ihren Agressionen gegen die Nachbarn zufällig etwas früher begonnen haben und einfach mal zu ihrer Vergangenheit stehen sollten.

  • NZ
    Net Zed

    Der Kriegseintrit Japans stellt sehr wohl den Anfang des ersten Weltkriegs dar, es ist schon richtig, dass Deutschland diesen Krieg angefangen hat, jedoch wurde dieser erst durch den Kriegseintritt Japans zum WELTkrieg.