Armes Eimsbüttel: Nicht arm genug

■ Sanierungsgebiet „Müggenkampstraße“ wurde lautlos beerdigt

Alles umsonst. Seit 1990 hatten die StadtplanerInnen von „Plancontor“ im Auftrag der Stadt untersucht, ob das Gebiet rund um die Eimsbüttler Müggenkampstraße sanierungsbedürftig sei. Zwar hatten die Gutachter bereits 1993 schwere städtebauliche Mängel ausgemacht, doch der Senat stellte jetzt fest, daß er sich die anvisierte Sanierung gar nicht leisten kann.

Hamburgs leere Kassen und die drastische Kürzung der Bonner Städtebauförderungsmittel hoben die geplante Sanierung, die binnen zehn Jahren 38 Millionen Mark gekostet hätte, in den Rang „wünschenswert, aber nicht finanzierbar“. Konsequenz: Ende Juni beerdigte der Senat – von der Öffentlichkeit fast unbemerkt – den Eimsbüttler Sanierungsplan. Statt nach Eimsbüttel sollen die knappen Sanierungsmittel in die acht Pilotgebiete des Programms der städtischen Armutsbekämpfung fließen. Stadtentwicklungsbehörden(Steb)-Sprecher Bernd Meyer: „Wir müssen Prioritäten zugunsten besonders benachteiligter Stadtteile setzen.“

Dafür allerdings, klagt die Eimsbüttler Sanierungsbeauftragte Marianne Sauer, gebe es „keine durchschaubaren Kriterien“. Immerhin hatte „Plancontor“ jeder zweiten der insgesamt 2431 Wohnungen im potentiellen Sanierungsgebiet einen „Modernisierungs- und Instandsetzungsbedarf“ attestiert. Zudem fehlen in dem dichtbesiedelten Gebiet zwischen Luruper Weg, Hellkamp und Clasingstraße soziale Einrichtungen für alte Menschen, Jugendliche und AusländerInnen.

Da bislang in Hamburg nach Abschluß der vorbereitenden Analysen noch jedes Untersuchungsgebiet zum Sanierungsprojekt erklärt wurde, herrscht in Eimsbüttel nun Katerstimmung. „Es wurden durch die Untersuchungen Erwartungen geweckt, die jetzt enttäuscht wurden“, räumt Bernd Meyer ein: „Ich kann verstehen, daß die Eimsbüttler enttäuscht sind.“

Statt der Sanierungsgelder wird es jetzt für das Problemgebiet zweiten Ranges nur sogenannte Revitalisierungsmittel geben. Mit ihnen können „Wohnumfeldverbesserungen“ wie Grünflächenerweiterungen, Verkehrsberuhigungsmaßnahmen oder Stadtteilbüros finanziert werden. Aber: Für ganz Hamburg stehen gerade mal zwölf Millionen Mark zur Verfügung – 1,7 Millionen Mark pro Bezirk.

Wenn im Herbst die Mittel aufgeteilt werden habe Eimsbüttel-Nord, so Bernd Meyer, „sehr gute Karten, ein Stück vom Kuchen abzubekommen“. Doch eine staatlich geförderte Wohnraum-Sanierung, die drastische Mietsteigerungen ausbremst, geben die Revitalisierungs-Häppchen nicht her. Und „solange ein großes Fragezeichen hinter der Finanzierung der geplanten Maßnahmen steht“, fürchtet Marianne Sauer, „werden die enttäuschten EimsbüttlerInnen sich kaum noch an den Planungen für eine Stadtteil-Erneuerung beteiligen“. Marco Carini