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Armenien trauert nach Unruhen

■ Mindestens 29 Menschen sind nach den jüngsten blutigen Auseinandersetzungen zwischen Militärs und Nationalisten umgekommen / Gegenseitige Schuldzuweisungen / Heute „Nationaler Trauertag“ / Zerstörungen durch Erdbeben

Moskau (dpa/taz) - Am gestrigen Nationalfeiertag mußte Armenien um 29 Tote trauern, die während der jüngsten blutigen Auseinandersetzungen in der Kaukasusrepublik ums Leben kamen. Nach Angaben der Nachrichtenagentur 'Armenpress‘ wurde in allen Orten der Republik auf die traditionellen Feiern verzichtet. Nach einem Bericht der sowjetischen Regierungszeitung 'Iswestija‘ erklärte der armenische Parteichef Wladimir Mowsisjan den heutigen 29. Mai zum „Nationalen Trauertag“. Auf dem „Platz der Freiheit“ im Zentrum der armenischen Hauptstadt kamen am Montag laut 'Armenpress‘ rund 80.000 zu einer Gedenkkundgebung zusammen. Die Demonstration sei ohne Zwischenfälle verlaufen.

Nach Angaben von 'Armenpress‘ kamen am vergangenen Wochenende bei Zusammenstößen zwischen armenischen Nationalisten und Einheiten der dem Moskauer Innenministerium unterstellten Truppen 22 Zivilisten und ein Soldat ums Leben. Andere Quellen sprechen von bis zu 26 Todesopfern. Allein bei einem Angriff „bewaffneter Kämpfer“ auf einen Militärkonvoi nahe der Stadt Sowjetschen kamen nach einem Bericht des armenischen Innenministeriums 14 Menschen ums Leben. 39 weitere Personen seien bei dem dreistündigen Feuergefecht verletzt worden.

Zu einem weiteren Schußwechsel zwischen Nationalisten und den dem Moskauer Innenministerium unterstellten Truppen war es am Sonntag am Bahnhof von Eriwan gekommen. Dabei starben nach Angaben von 'Tass‘ sechs Armenier, die das Feuer auf die Einheit eröffneten. Die 'Iswestija‘ berichtete am Montag von sieben toten Angreifern und zwei getöteten Soldaten.

Das Vorstandsmitglied der Armenischen Nationalbewegung, Edschanik Abgajan, sprach im Gegensatz zur 'Tass' -Darstellung von einer „Provokation der Militärs“. Die Zivilisten seien von den Soldaten unter Feuer genommen worden, als sie eine „friedliche Blockade“ des Militärzuges versuchten, sagte er telefonisch aus Eriwan. Von einer weiteren Schießerei im Eriwaner Stadtteil Nubaraschen berichtete 'Armenpress‘ lediglich von „zahlreichen“ getöteten Menschen.

Am Sonntag abend wurde ein Erdbeben der Stärke 6,5 in der Umgebung der Stadt Spitak registriert, bei dem es in den unmliegenden Dörfern zu Zerstörungen gekommen sein soll. Auch in anderen Städten waren die Erdstöße zu spüren. Wie 'Tass‘ weiterhin meldete, wurden auch bei Stepanawan und Kirowakan Erdstöße in der Stärke von 6,5 auf der zwölfteiligen Mercalli-Skala gemeldet. In Dörfern des Katastrophengebietes habe es Zerstörungen gegeben. Ob Menschen zu Schaden kamen, wurde zunächst nicht bekannt.

er

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