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Armenien doch blockiert

■ Von Aserbaidschan angekündigte Aufhebung der Blockade nach einigen Stunden wieder revidiert / Schießereien in Stepanakert

Moskau (afp/dpa/ap) - Nach Zwischenfällen an der Bahnlinie zwischen den Sowjetrepubliken Aserbaidschan und Armenien soll die Versorgung Armeniens gestern wieder unterbrochen worden sein. Noch am Vortag hatte die aserbaidschanische Volksfront bekanntgegeben, die Blockade der Nachbarrepublik durch die aserbaidschanischen Eisenbahner sei seit Dienstag abend ausgesetzt worden; dies allerdings befristet bis zum 23.Oktober, um dem Obersten Sowjet in Moskau die Möglichkeit einzuräumen, auf die Forderung der Volksfront einzugehen. Aserbaidschan verlangt von Moskau die Rückgabe der Verwaltungshoheit über die Enklave Nagorny-Karabach, die mehrheitlich von Armeniern bewohnt wird. Nach blutigen Unruhen im vergangenen Jahr hatte Moskau dieses Gebiet unter seine direkte Verwaltung gestellt. Sollte das Parlament sich dieses Themas nicht bis zum 23.Oktober angenommen haben, droht die Volksfront mit der Ausrufung eines Generalstreiks und der Wiederaufnahme der Versorgungsblockade. Bereits vergangene Woche hatte der Oberste Sowjet das Verteidigungs und Innenministerium angewiesen, die Eisenbahnblockade zu beenden, woraufhin Truppen des Innenministeriums in das Krisengebiet entsandt worden sind. Am Samstag konnte Armenien nur noch aus der Luft versorgt werden. Vor allem fehlte es an Brennstoffen und Lebensmitteln. Am schlimmsten stehe es um die für das Erdbebengebiet bestimmten Fertighäuser. Kein einziges erreichte sein Ziel unbeschädigt.

Bei einem Zusammenstoß zwischen Zivilisten und Armeeangehörigen sollen vorgestern abend in Nagorny-Karabach ein Armenier getötet und fünf weitere verletzt worden sein. Ein Mitglied der von Moskau eingesetzten Sonderkommission sprach von einer Attacke „feindlicher Elemente“, auf die die Armee reagiert habe. Das armenische Karabachkomitee warf der Armee vor, mit Militärfahrzeugen durch den Hauptort der Region, Stepanakert, gefahren zu sein und wahllos auf Zivilisten geschossen zu haben.

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