: Armeeprojekt bedroht Indianer in Brasilien
■ Die Stationierung brasilianischer Soldaten im Amazonasgebiet soll vermutlich den Zugriff auf Bodenschätze absichern
Sao Paulo (afp) - Die geplante Stationierung brasilianischer Soldaten entlang der Grenze von Kolumbien bis Französisch Guyana im Amazonasgebiet und die damit für die Indianerstämme in der Region verbundenen Gefahren haben eine Polemik zwischen den Behörden und katholischen Kirche Brasiliens ausgelöst. Die brasilianische Zeitung A Folha de Sao Paulo berichtete als erste über das Armeeprojekt „Calha norte“. Das Blatt versicherte, daß die Armee dadurch einen Versuch zur Schaffung eines unabhängigen Staates der Ianomani–Indianer an der brasilianisch–venozolanischen Grenze verhindern wolle, der angeblich von der Kirche und Indianerschutzorganisationen unterstützt werde. Erwin Krautler, Präsident des Rates für Indianermission (CIMI), ein dem brasilianischen Bischofsrat unterstehendes Gremium, erklärte, daß es sich hierbei um eine aus der Luft gegriffene Unterstellung handele. In Wirklichkeit diene das Manöver dazu, sich die an Bodenschätzen reichen Indianergebiete anzueignen und großen nationalen wie multinationalen Konzernen deren Ausbeutung zu ermöglichen. Die rund 9.000 Ianomami–Indianer bilden eine der wenigen Stämme Brasiliens, die in einem neun Millionen Hektar großen Gebiet im Herzen des Amazonas noch nach ihren alten Sitten und Gebräuchen leben. Sie fordern seit Jahren die Schaffung eines Naturparkes, um dem Vordringen der Weißen standzuhalten und ihr Überleben als Ethnie zu sichern. Nach Krautler läuft der Militärplan für die Grenzen am Amazonas auf eine Art „Gnadenstoß“ für die indianischen Völker hinaus. Heute tötet man die Indianer nicht mehr mit Waffen wie noch im vergangenen und zu Beginn dieses Jahrhunderts, sondern durch „Entwicklungsprojekte, die indirekt zu ihrem Aussterben führen“, erklärte Krautler.
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