: Armeeoffensive gegen Kolumbiens Guerilla
■ Kommandozentrale der Farc gestürmt/ Ex-Guerilla M-19 unterstützt Armeeoffensive/ Friedensverhandlungen abgesagt
Bogota (taz/afp) — Kolumbianische Regierungstruppen haben im Kampf gegen die kommunistische Guerilla „Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens“ (Farc) eine wichtige Kommandozentrale der Organisation erobert und zerstört. Die seit mehreren Tagen belagerte Koordinationsstelle der Farc, von der aus die Guerilla nach eigenen Angaben 15 Fronten im Osten des Landes leitet, wurde am Donnerstag eingenommen. Die Armee behauptete, bei dem zuletzt eroberten Dschungelstützpunkt rund 300 Kilometer südöstlich der Hauptstadt handele es sich um das nationale Hauptquartier der Farc, wo sich Farc-Anführer Manuel Marulando sowie der spanische Priester Manuel Perez, Führer der „Nationalen Befreiungsarmee“ (ELN), aufgehalten hätten. Tatsächlich ist dieses Hauptquartier jedoch weiter östlich. Die Farc-Truppen konnten den Stützpunkt rechtzeitig vor der Einnahme verlassen.
Die seit sechs Tagen andauernde Militäroffensive, bei der nach Armeeangaben 35 Guerilleros getötet wurden, wird als Antwort auf verstärkte Guerilla-Angriffe dargestellt. Bei Anschlägen der Farc und der ELN waren unlängst fünfzehn Menschen getötet worden, darunter ein hochrangiger Oberst der Armee. Danach sagte die Regierung Friedensgespräche mit den Guerillagruppen ab. Die ehemalige Guerilla M-19, jetzt Teil der Regierung, unterstützte den Armeeeinsatz. Die Kommunistische Partei warf jedoch der Regierung vor, den Friedensdialog zu sabotieren. Mit den Verhandlungen soll die Teilnahme von Guerilla-Vertretern an der für 1991 geplanten verfassungsgebenden Versammlung ermöglicht werden.
Nicht nur die verschärften militärischen Auseinandersetzungen sind verantwortlich dafür, daß, wie die Zeitung 'El Pais‘ schrieb, „die Spannung im Land von Tag zu Tag wächst“. Ein von vier großen Gewerkschaftsdachverbänden geplanter Generalstreik am Mittwoch gegen die Privatisierungs- und Lohnpolitik Präsident Gavirias wurde von der Regierung für „illegal“ erklärt. Nach Angaben des Organisationskomitees wurde er im Produktionsbereich trotzdem zu 70 Prozent befolgt. Gaviria erklärte hingegen, der „Destabilisierungsversuch“ der Gewerkschaften sei gescheitert. Er dankte den Medien für ihre „beispielhafte Zusammenarbeit“ bei der Berichterstattung über die Arbeitsniederlegungen, für die das Ministerium für Kommunikation eine Zensur verhängt hatte.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen