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Argentiniens offene Wunden

■ In Buenos Aires macht ein Film Furore / Er behandelt das Thema der 30.000 „Verschwundenen“ / Von Dirk Bruns

In der argentinischen Hauptstadt läuft seit vergangenem Donnerstag der Prozeß gegen General Ramon Camps, der von 1976 bis 1977 Polizeichef der Provinz Buenos Aires war. Camps hat sich nach dem Ende der Militärdiktatur öffentlich damit gebrüstet, daß unter seiner Verantwortung 5.000 Menschen „verschwunden“ sind, Opfer des „Heiligen Kriegs gegen die Subversion“, wie der General meint. In Camps Zuständigkeit lagen auch die Konzentrationslager Arana und Banfield. Was sich dort abspielte, haben in den etzten drei Wochen schon über hunderttausend Argentinier auf der Leinwand gesehen.

Zehn Jahre, nachdem in einer Nacht im September 1976 in La Plata, der Hauptstadt der Provinz Buenos Aires, zwölf Oberschüler im Alter von durchschnittlich 16 Jahren entführt wurden und bis auf einen - Pablo Diaz - für immer verschwanden, wird diese „Noche de los Lapices“ (Nacht der Bleistifte) zum Symbol für die 30.000 „Verschwundenen“. Das Buch (Seoane/Nunez: La Noche de los Lapices), das dieses Ereignis behandelt, hat seit Mai 1986 bereits die dritte Auflage erreicht. Mindestens ebenso großes Interesse erfährt jetzt der gleichnamige Film von Hector Olivera, der auf dem Buch basiert. Mit fast schon dokumentarischer Distanz zeigt der Film den Kampf von Oberschülern um Fahrpreisermäßigungen in La Plata Anfang 1976. Aus dem kollektiven Bild der Diskussionen und Demonstrationen kristallisieren sich allmählich sieben Jugendliche und insbesondere Pablo in ihren Alltagszusammenhängen und den ersten Konfrontationen in Schule und Elternhaus nach dem Militärputsch (24.3.1976) heraus. Im September 1976, in der „Nacht der Bleistifte“ werden sie dann entführt. „La noche de los Lapices“ wird zum Dokument, das die Menschenrechtsverletzungen in das kollektive Bewußtsein hebt.

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