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ArgentinienLebenslang für Folterpriester

Wegen Folter, Mord und Entführungen im Rahmen des Völkermordes der Diktatur ist in Argentinien der 69-jährige Ex-Polizeikaplan von Wernich verurteilt worden.

Feuerwerkskörper knallten, als das Wort "Völkermord" fiel: Verurteilter Christian von Wernich Bild: dpa

BUENOS AIRES taz In Argentinien ist der frühere Polizeikaplan Christian von Wernich (69) am Dienstagabend zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das Gericht in La Plata befand den Angeklagten der Beteiligung an sieben Morden, 31 Fällen von Folter und 42 Entführungen während der letzten Militärdiktatur (1976-1983) für schuldig. Von Wernich habe sich der "Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Rahmen des Völkermordes" während der Diktatur schuldig gemacht, so das Gericht. Die Richter folgten damit in allen Punkten den Forderungen der Anklage.

Vor dem Gerichtsgebäude hatten rund 1.000 Menschen auf einer Großbildleinwand die Verhandlung verfolgt. Die Urteilsverkündung wurde live vom Fernsehen übertragen. Mit großem Jubel wurde der Richterspruch aufgenommen; als das Wort "Völkermord" fiel, knallten Feuerwerkskörper.

Die Verteidigung hatte zuvor noch einen Freispruch für von Wernich gefordert. Verteidiger Juan Cerolina sagte, kein Zeuge der Anklage habe eindeutig belegen können, dass von Wernich an den ihm zur Last gelegten Verbrechen beteiligt war. Das Gericht müsse daher im Zweifel für den Angeklagten entscheiden. Gemäß dem argentinischen Rechtssystem wurde am Dienstag nur das Urteil verkündet, die Bekanntgabe der Urteilsbegründung ist für den 1. November vorgesehen.

In einer ersten Reaktion teilt die katholische Bischofskonferenz mit, die Kirche in Argentinien sei "schmerzlich bewegt" über die Teilnahme eines Priesters an den schweren Verbrechen. Das Urteil werde hoffentlich dazu beitragen, die Straflosigkeit und den Hass zu überwinden. Zuvor hatte die Kirchenführung mitgeteilt, sie werde ihr Verhältnis zu dem Angeklagten erst nach Bekanntgabe der Urteilsbegründung überprüfen.

Von Wernich war zu Diktaturzeiten Kaplan der Polizei der Provinz Buenos Aires und hatte Zugang zu geheimen Gefangenenlagern. Er war dem damaligen Chefermittler der Provinzpolizei, Miguel Etchecolatz, unterstellt. Dieser wurde im September 2006 wegen Mordes, Freiheitsberaubung und Folter zu lebenslanger Haft verurteilt. Zugleich war von Wernich Beichtvater des damaligen Polizeichefs Ramón Camps, der die Verantwortung für die geheimen Gefangenen- und Folterlager hatte.

Mit dem Priester ist erstmals ein Angehöriger der katholischen Kirche wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilt worden. Das Verfahren gegen von Wernich ist das dritte, das seit der Annullierung der Amnestiegesetze im Jahr 2003 mit einem Richterspruch endet.

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4 Kommentare

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  • M
    mila

    das lustige ist das ich gerade in einem schueleraustausch in argentinien bin und man hier ind en anderen Provinzen nicht sooo viel davon mitbekommt

  • A
    alster

    Jetzt hat er Zeit genug, das zu tun, was einem

    Priester eigentlich ansteht. Beten.

  • TW
    Tazleser W

    Viva la Libertad!

     

    :)

  • R
    Reni

    Herzlichen Glückwunsch an alle Angehörigen der Opfer die diesem Ungeheuer in die Hände fielen.

    Man kann sich nur viel mehr solcher positiv verlaufenen Prozesse wünschen,vor allem auch gegen die obersten Militärs,"Politiker" und vor allem auch CIA Verantwortliche die solche Schandtaten in grossem Stil zuliessen,auch heute noch zulassen und auch selbst begehen.