Bittere Pillen

Punkt halb acht am Abend, die Kamera geht auf Sendung, die Moderatorin streicht die Strähne hinters Ohr, wo hab ich bloß den Spickzettel? Frauenarzt Dr. Strieder verbreitet Optimismus, das kann er, wenigstens das.

Die Berliner, sagt die Moderatorin, sind in Sorge, der Bär, halb tot, wie kann das kommen? Alles halb so schlimm, nuschelt Dr. Strieder, das Fränkische hängt ihm in den Mundwinkeln. Die bitteren Pillen waren schuld, doch das waren andere, wir machen alles besser.

Verzweifelt kämpft die Moderatorin mit der Strähne, die Regie reicht ihr den Spickzettel, er lag auf dem Schminktisch, glücklich setzt sie an zu einer Frage. Doch der Frauenarzt redet weiter, vom überfälligen Wechsel, neuen Hormonen, vielleicht bekommt der Bär sogar mal Kinder.

In der Spätausgabe, es ist sein erstes Interview im Amt, wiederholt Bruder Gregor die Worte von Dr. Strieder. Ich versichere Ihnen, redet er sich in Stimmung, wir haben das richtige Rezept. Das Rouge der Moderatorin schmilzt dahin, in der Krankenhauscafeteria klatschen sie, einer wirft den Gips von sich und läuft von dannen. Der Glaube versetzt Berge, und er verleiht Flügel, tönt es aus dem Fernseher. Es folgt der Sandmann.