berliner szenen Das Achtziger-Lexikon

Toll in toll

Es ist doch ein Kreuz mit den Achtzigern: Kaum glaubt man sich per Text von ihnen befreit zu haben, schlagen sie wieder voll zu: Gonzales lässt sich beim Bärenmarke-Festival die Namen von Achtzigerjahre-Bands zurufen, um dann ihre Songs auf dem Klavier nachzuspielen; in derselben Nacht zeigt das ZDF ein Konzert von U t2 in Boston, volle zwei Stunden lang; und dann Zappers Delight: Ein Konzertmitschnitt von INXS auf Onyx, direkt aus den Achtzigern, als INXS allem Anschein nach Stadien füllten.

Und so geht das Grübeln wieder los: Gonzales’ Wunschmusik läuft unter der Rubrik Spaß, für ihn sind die Achtziger ein Witz, ein zusätzliches Show-Element. Dass U 2 noch immer groß und erfolgreich sind, bedeutet: Die Achtziger waren nie weg, in den Neunzigern nicht, nie. Angst vor der Zukunft, Angst vor dem Weltuntergang. Damals das Waldsterben, heute die globale Klimaerwärmung. Da spenden U 2 ewigen Trost, da liegen die Mädchen auch heute noch gern mit dem unsympathischen Bono rücklings auf der Bühne und schmachten „With Or Without You“. Und INXS? Die pure Achtziger-Nostalgie. Diese Haare! Diese weißblau gescheckten Hosen! Diese Musik! Tatsächlich kommt einem jedes Lied, das INXS da in dem Stadion spielen, bekannt vor. Was für eine Hitmaschine! Wie konnten die bloß in Vergessenheit geraten?

Geradezu froh ist man dann, dass es in dieser Stadt auch ganz hartnäckige Achtzigerverweigerer gibt. Ihr Name: Surrogat. Nicht Europe oder Bon Jovi haben es Surrogat angetan, sondern, wie man die nächsten Wochen noch zur Genüge erfahren wird: AC/DC, Thin Lizzy, die schrecklichen Siebziger. Da bleibt nur eins zu sagen: Surrogat, wir danken euch! Ihr seid toll in toll! GERRIT BARTELS