MUSIK

hört auf den Sound der Stadt

TIM CASPAR BOEHME

Okkult. Bedeutet ja eigentlich erst einmal nur, dass da etwas im Verborgenen geschieht. Sprich, dass es nicht allzu viele Leute mitbekommen. Wenn man die Musikrichtung „Italian Occult Psychedelia“ unter diesen Gesichtspunkten bewertet, ist sie schon nicht mehr ganz so okkult. Denn ihre bevorzugt kaputten Klangwelten gibt es mehr und mehr außerhalb ihres Entstehungslands Italien zu hören. So auch die Drone-Gewitter von Mai Mai Mai, zu Deutsch „Nie Nie Nie“, dem Soloprojekt Toni Cutrones, einer zentralen Figur dieser Untergrundbewegung. Am Freitag wird der Musiker aus Rom sein Publikum im WestGermany einer Tieftonmassage unterziehen (Skalitzer Str. 133, 21 Uhr).

Wer den Abend lieber ohrenschonender verbringen möchte, kann sich alternativ ins studioboerne45 begeben. Das Festival Concepts of Doing lädt dort für drei Tage zur „Interaktion Tanz Musik“ – früher sagte man Ballett dazu. Am Eröffnungsabend treffen vier ausgewiesene Echtzeitmusiker, darunter der Gitarrist Kazuhisa Uchihashi und der Bassist Alexander Frangenheim, auf vier Tänzer, um, nun ja, zu interagieren. An den folgenden beiden Abenden geht es dann ähnlich, wenngleich in anderer Besetzung, weiter (Börnestr. 45, 20 Uhr, 10/5 €).

Für den Samstag empfiehlt sich ein Besuch im Kulturraum, wo der finnische Gitarrist und Wahlberliner Kalle Kalima mit seinem Projekt Long winding road zu Gast ist. Am Bass unterstützt ihn kein Geringerer als Greg Cohen, am Schlagzeug sitzt Max Andrzejewski. Bei Kalima ist mit Überraschungen und dadaistischem Humor zu rechnen (Mainzer Str. 7, 20 Uhr).

In der Philharmonie wird am Sonntag musikalisch an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz vor 70 Jahren erinnert. Die Kammerphilharmonie Amadé spielt zwei Werke der Komponisten Pavel Haas und Viktor Ullmann, die beide in dem Konzentrationslager ermordet wurden. Ihre Kompositionen entstanden zuvor im KZ Theresienstadt. Ullmanns Melodram „Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“ wird vom Pianisten Anatol Ugorski und dem Schauspieler Hanns Zischler als Sprecher interpretiert (Herbert-v.-Karajan-Str. 1, 20 Uhr, 35/25/15 €).

Folk und Steeldrums schließlich vereinen die kanadischen Geschwister Sari und Romy Lightman, die mit ihrer Band Tasseomancy eine unbeschwert-ätherische Version von Pop bieten, in der sie ihre unterschiedlichen Einflüsse ziemlich gewaltfrei zusammenführen. Am Montag präsentieren sie das Ergebnis in der Kantine am Berghain, wo auch die Sängerin Helen Fry ihre ätherischen Soul-Abstraktionen vorstellen wird (Am Wriezener Bhf., 21 Uhr, ab 11,20 €).