Der Piratenfisch stirbt nicht aus

NAHRUNG Spanien verhängt erstmals harte Geldstrafen gegen den ausufernden illegalen Fischfang

MADRID taz | Der nordspanischen Reederei Vidal Armadores muss wahrscheinlich 11 Millionen Euro Strafe zahlen. Das wäre kaum eine Nachricht wert, wäre es nicht das erste Mal, dass Behörden ernsthaft gegen Piratenfischer vorgehen, die mittlerweile 15 Prozent des weltweiten Fangs einfahren.

Das Unternehmen wird 19-fach des illegalen Fischfangs in den Gewässern der Antarktis beschuldigt. Es geht um vier Fangschiffe, die im März in Thailand festgesetzt worden sind. Behörden in Australien und Neuseeland hatten sie beim Fang von Seehecht in der Antarktis ertappt. Sie verfügten über keine Lizenz und verwendeten illegale Fangmethoden in geschützten Meeresregionen.

Nach der Durchsuchung des Reedereibüros in Ribeira unweit der nordwestspanischen Hafenstadt La Coruña im März belegten Ermittler, dass Vidal Armadores hinter einem Netzwerk steckt, dem die Schiffe angehörten. Sie fuhren unter so exotischen Fahnen wie denen von Äquatorialguinea, Thailand oder der Mongolei.

Umweltschutzorganisationen begrüßen das Vorgehen der Spanier. „Dies ist die höchste bekannte Sanktion und die erste, die in dieser Form im Zusammenhang mit IUU-Fischerei in der Europäischen Union verhängt wurde“, erklärt María José Cornax, Managerin der Fischereikampagnen bei Oceana. Dies sende „eine klare Warnung an diejenigen, die sich bislang im Schatten anonymer Briefkastenfirmen in Überseehäfen unter Billigflaggen in Sicherheit wähnten“.

Wie das System funktionierte, zeigt die Geschichte der „Songhua“. Australien brachte das Fangschiff bereits 2008 beim illegalen Fang auf. Damals hieß das Schiff noch „Paloma V“ und fuhr unter der Fahne von Namibia. Es wurde auf eine schwarze Liste gesetzt. Kurz darauf benannte der Reeder das Schiff um.

Sieben Namen, acht Jahre

Mittlerweile hat es seinen achten Namen in nur sieben Jahren. Die Fahnen von Namibia, Kambodscha, Mongolei und Tansania wehten nacheinander am Mast. Der Besitzer im Hintergrund blieb immer der gleiche: die Reederei Vidal Armadores.

Die Regierung in Madrid zögerte lang: Als eine der größten Fangnationen weltweit verfügte Spanien bis vergangenen Dezember über kein wirksames Gesetz. Greenpeace hatte dagegen bereits 2009 erfolglos eine Klage beim obersten spanischen Strafgericht gegen Vidal Armadores eingereicht. Auch jetzt wirft die Umweltschutzorganisation Madrid vor, die illegalen Praktiken stillschweigend zu tolerieren. 2005 hatte die Reederei gar eine staatliche Hilfe erhalten.

15 Prozent des weltweiten Fischfangs stammt von Piratenfischern, so die Schätzungen von Behörden und Umweltschutzorganisation. Das sind über 14 Millionen Tonnen. Ein Großteil davon wird in thailändische Häfen gelöscht, Nummer drei in Sachen Fischvermarktung weltweit. Brüssel droht jetzt damit, Thailand, wie bereits Sri Lanka, Guinea und Kambodscha, auf eine Liste der Länder zu setzen, aus denen kein Fisch in die EU eingeführt werden darf. REINER WANDLER