Auf dem Weg ins Kalifat

DSCHIHAD-REISE

Den Weg nach Syrien hatten die beiden Mädchen sich vorher genau ausgeguckt: Eine Skizze mit der Reiseroute ließ Ece B. zurück. Wo die 18-Jährige nun ist, ob sie es aus Geesthacht nahe Hamburg tatsächlich bis zu den Terroristen des Islamischen Staates geschafft hat – das ist bis heute unklar. Anfang Juni hatte sie sich mit der 17-jährigen Merve S. aus Hamburg auf den Weg gemacht.

Die Familien beider Mädchen sind nicht streng religiös. Radikalisiert worden sein sollen sie durch eine Gruppe von Salafisten in Hamburg. In einem Interview mit dem NDR-Magazin „Panorama“ erzählt Merves Mutter, ihre Tochter habe in den letzten Wochen auf dem Boden geschlafen und angefangen, wenig zu essen und zu trinken. Sie selbst habe zunächst keinen Verdacht geschöpft, erst im Nachhinein glaubt sie, dass Merve Instruktionen gefolgt sei, sich auf die Situation in Syrien vorzubereiten.

Ece B. hingegen hatte sich im November schon einmal auf den Weg nach Syrien gemacht. Damals war sie über ihr Handy in der Türkei geortet und nach Geesthacht zurückgebracht worden. Laut dem Landeskriminalamt Schleswig-Holstein (LKA) wurde dies im November als „Vermisstenfall“ behandelt. Vorwürfe der Familie, die Polizei hätte sich mehr kümmern müssen, weißt das LKA zurück: Einem Sprecher zufolge gab es „keine konkreten Anhaltspunkte dafür, dass sie erneut ausreisen und sich einer verbotenen Vereinigung anschließen will“. Dieses wäre aber die zwingende Grundlage gewesen, „um eine Ausreiseverhinderung zu initiieren“, so das LKA.

Auch jetzt läuft kein Ermittlungsverfahren. Der Fall werde geprüft, erklärte ein Sprecher, aber es gebe nicht genügend Anhaltspunkte, um ein Verfahren zu eröffnen – etwa wegen Unterstützung einer terroristischen Vereinigung.

Am vergangenen Wochenende nahm Eces Vater sich das Leben. An diesem Sonntag soll in Geesthacht ab 18 Uhr auf dem Menzer-Werft-Platz eine Trauerkundgebung stattfinden, laut Anmelder als „Protest gegen Terror und Gewalt“. Neben einer Pastorin werde auch der Imam der Geesthachter Moschee sprechen, sagt der Anmelder zur taz: „Er wird erklären, warum das, was der IS macht, nicht zum Islam gehört.“ Es solle darum gehen, andere Jugendliche davon abzuhalten, sich dem IS anzuschließen. Er rechnet mit bis zu 200 TeilnehmerInnen.  JPB